Offenbar aus Angst decken die vier geständigen Berliner Pokerräuber ihre Hintermänner. Der Verbleib der Beute bleibt weiter unklar.

Berlin. Wahrscheinlich ist Angst die Ursache für das zunehmend schlechte Gedächtnis der Berliner Pokerräuber: Am Donnerstag gestand zwar auch der vierte Täter vor der Jugendstrafkammer des Berliner Landgerichts seine Beteiligung an dem Raubüberfall auf Deutschlands größtes Pokerturnier vor gut drei Monaten. An die Namen der Hintermänner des Coups wollte sich der 20-Jährige aber wie zwei seiner Mittäter vor Gericht nicht mehr erinnern. Auch zum Verbleib der Beute machte der junge Mann keine Angaben. Der Raubüberfall auf das Pokerturnier hatte im März für Aufsehen gesorgt. Vor der 9. Strafkammer schilderte nun auch der vierte Räuber den Ablauf der Tat. Doch sein Gedächtnis wies Lücken auf. In einer früheren Vernehmung hatte der 20-Jährige noch den Namen eines Drahtziehers preisgegeben. In seiner schriftlichen Erklärung sprach er nur von „Unbekannt 1“ und „Unbekannt 2“. Vermutlich handelte es sich hier um die beiden Hintermänner des Coups, die bereits in Untersuchungshaft sitzen und auf ihren Prozess warten.

Der vierte Angeklagte gab an, einer seiner Komplizen habe ihn am Morgen des Überfalls angerufen und wenig später abgeholt. „U2 sagte, dass wir eine Sache machen“, bei der für jeden viel Geld rausspringt“, sagte der 20-Jährige. Dass er sich für den Überfall mit einer Machete bewaffnet habe, erklärte der junge Mann damit, dass er der Schmächtigste der Gruppe gewesen sei. Er beteuerte, zu dem Überfall gedrängt worden zu sein. „U2 sagte, wir würden uns sonst blamieren und dass die Leute im Kiez uns auslachen würden“, betonte er. Wie seine Mittäter schilderte auch er den Überfall als ungeplant und unkoordiniert. „Es gab keine Absprachen, wer was machen soll“, beschrieb er den Ablauf des missglückten Coups. Ursprünglich habe man einen ganz anderen Plan verfolgt, vom Sturm des Turniers sei zu Beginn nicht die Rede gewesen. Von den knapp 242.000 Euro, die das Quartett schließlich erbeutete, habe er zunächst 45.000 Euro erhalten. Wie seine Komplizen habe er aber 5.000 Euro „an den Tippgeber“ abgeben müssen. Wo das Geld geblieben sei, wisse er nicht, hieß es. Bis heute sind nur 4.000 Euro wieder aufgetaucht.

Die Anklage gegen das Quartett lautet auf schweren Raub und gefährliche Körperverletzung. Am zweiten Verhandlungstag kamen auch die teils langen Vorstrafenregister der Männer im Alter von 19 bis 21 Jahren zur Sprache. Zwei der Pokerräuber werden sich zudem in einem weiteren Prozess verantworten müssen. Sie sollen wenige Tage vor dem Überfall auf das Pokerturnier ein Berliner Spielkasino gestürmt haben. Eine E-Mail, die der Vorsitzende Richter Helmut Schweckendieck vorlas, deutete an, dass hinter dem Schweigen der jungen Männer die Angst vor den Hintermännern stecken könne. Die „Jungs“ seien eingeschüchtert und wagten es nicht, die Namen der Drahtzieher preiszugeben, hieß es in der E-Mail. Sie hatte den Richter nach dem ersten Verhandlungstag erreicht.