Mehr als 20 000 Menschen und 1522 Quadratkilometer Regenwald in Brasilien wären von den negativen Folgen betroffen.
Hamburg/Manaus. In seinem Film "Avatar" lässt James Cameron (55) die Ureinwohner des Planeten Pandora gegen gierige Menschen kämpfen, die auf der Suche nach Bodenschätzen den Urwald Pandoras zerstören wollen. Jenseits von Hollywood und Filmstudios setzt sich der bekannte Regisseur nun ebenfalls für den Umweltschutz und vor allem für die Rechte von Ureinwohnern ein.
In Brasilien besuchte der Amerikaner in dieser Woche das Flussgebiet des Xingu - ein Zufluss des Amazonas und Mittelpunkt eines geplanten Großprojekts der brasilianischen Regierung. Bis 2015 soll hier das Wasserkraftwerk "Belo Monte" entstehen, das zweitgrößte Brasiliens und das drittgrößte der Welt. 23 Millionen Heime sollen mit den theoretisch produzierbaren 11 000 Megawatt Strom des Kraftwerkes jährlich versorgt werden können. Die Kosten für den gesamten Bau werden auf zwölf bis 17 Milliarden Dollar veranschlagt. Brasiliens Präsident Lula da Silva (64) sieht in diesem Projekt die Zukunft.
James Cameron betonte dagegen auf einer Pressekonferenz in Manaus die Zerstörung, die das Wasserkraftwerk mit seinen zwei Staudämmen und dem Stausee mit sich bringen würde: "Für die Leute, die am Flussufer leben, wie sie es Jahrtausende getan haben, würde der Schaden durch den Staudamm ihre ganze Lebensweise zerstören."
Auch viele andere Kritiker des Megaprojekts sehen auf die zahlreichen Ureinwohnerstämme, die noch im Xingu-Gebiet leben, schlimmste Folgen zukommen. Wird der Bau umgesetzt wie geplant, müssen 20 000 Menschen umgesiedelt werden, da 500 Quadratkilometer Regenwald geflutet werden sollen. Betroffen sind aber mehr als 1522 Quadratkilometer Land, denn durch zwei neu angelegte Kanäle soll das gestaute Wasser direkt zum Kraftwerk geleitet werden. Auf 130 Kilometer Länge werden so 80 Prozent des Wasserlaufs verändert, was Flora und Fauna, die durch Rodung bereits stark bedroht sind, noch weiter zerstört. "Wir wollen sicherstellen, dass 'Belo Monte' nicht die Ökosysteme zerstört, auf die wir so lange aufgepasst haben. Wir werden kämpfen, um unseren Fluss zu beschützen", versprach Megaron Tuxucumarrae. Er ist der Anführer des Kayapo-Stammes.
James Cameron unterstützt die Initiativen bei diesem Kampf. Seit das Projekt im Februar dieses Jahres genehmigt wurde, richtet sich die Kritik aber nicht ausschließlich gegen die sozialen Folgen und die Umweltzerstörung. Vielmehr geht es auch um die schon jetzt absehbare Ineffizienz des Kraftwerkes. Während der Trockenzeit führt der Fluss so wenig Wasser, dass "Belo Monte" in diesen drei Monaten nur zehn Prozent seiner Kapazität produzieren könnte.
Cameron betonte: "Wenn Brasilien einen Bruchteil der Kosten für den Staudamm in Energieeffizienz investieren würde, könnte 14-mal so viel Energie generiert werden wie mit 'Belo Monte'." Der Filmemacher kündigte daher an, persönlich an Präsident da Silva schreiben zu wollen, und versprach: "Ich bin nur ein Regisseur, aber ich werde alles unternehmen, um euch zu helfen."