Rekordverdächtige Schneefälle von bis zu 90 Zentimetern an der US-Ostküste: Von Washington bis New York lag das öffentliche Leben brach.
Washington. Zum zweiten Mal innerhalb einer Woche hat ein heftiger Schneesturm den Osten der USA weitgehend lahmgelegt. Ein Sturmtief brachte in der Nacht zum Mittwoch große Mengen Neuschnee in die dicht besiedelte Region zwischen Washington und New York, wo erst am Wochenende bis zu 90 Zentimeter Schnee niedergegangen waren. Die Behörden waren mit den Räumarbeiten völlig überfordert, der Verkehr brach abermals zusammen.
Washington glich am Mittwochmorgen einer Geisterstadt. Meteorologen sagten bis zu 36 Zentimeter Neuschnee für die Stadt voraus, die seit dem Sturm vom Wochenende ohnehin schon unter einer dicken Schneedecke liegt. Die Straßen waren weitgehend menschenleer, nachdem die Stadtbehörden die Bevölkerung übers Radio aufgerufen hatte, nur in dringenden Fällen die Häuser zu verlassen.
Die etwa 230.000 Angestellten der US-Regierung in der Region bekamen den dritten Tag in Folge frei. Pro Tag geht dem Staat dadurch Arbeit im Wert von etwa hundert Millionen Dollar verloren. Nach tagelangem Dauereinsatz mangelte es den Behörden an Personal und schwerem Gerät, um die Hauptstraßen zu räumen. In einigen Supermärkten in Washingtons Innenstadt gingen Milch und frisches Brot aus, weil die Belieferung zusammenbrach.
Für den gesamten Mittwoch gab der nationale Wetterdienst der USA eine Blizzard-Warnung heraus. Ein Blizzard ist ein Orkan kombiniert mit schwerem Schneefall. „Die Sicht wird stark eingeschränkt sein, das Reisen ist extrem gefährlich“, hieß es in einer Warnung des Wetterdiensts. Von Washington bis New York blieben die Schulen geschlossen, Läden und Restaurants hatten nur vereinzelt geöffnet. Das Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York blieb ebenfalls dicht. Die beiden Flughäfen in Washington stellten den Flugbetrieb ein, auch in New York wurden zahlreiche Flüge gestrichen.
Die Behörden der Hauptstadt Washington und der angrenzenden Bundesstaaten Maryland und Virginia riefen den Notstand aus, um die Nationalgarde im Kampf gegen das Wetter einsetzen zu können. Umgestürzte Bäume blockierten überall Straßen. Einige Gebäude mussten geräumt werden, weil die Dächer unter der Last der Schneemassen zusammenzubrechen drohten. Tausende Haushalte waren weiter ohne Strom, weil herabgestürzte Äste die Überlandleitungen gekappt hatten. „Am Anfang war es noch ein Abenteuer“, schrieb die Zeitung „Washington Post“ über die rekordverdächtigen Schneefälle der vergangenen Tage. „Allmählich fühlt es sich aber an wie die Hölle.“