In einer außerordentlichen Ministerratssitzung in Kalabrien beschloss die Regierung Berlusconi einen Aktionsplan gegen die Mafia.
Reggio Calabria. Die italienische Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi will verstärkt gegen die Mafia vorgehen. Bei einer außerordentlichen Ministerratssitzung am Donnerstag in Kalabrien wurde dazu ein Aktionsplan beschlossen. Er sieht insbesondere die sofortige Einrichtung einer Behörde vor, die beschlagnahmte Mafiagüter und -gelder verwalten soll, wie italienische Medien berichteten. Erst am Vortag hatten die italienischen Behörden auf Sizilien Mafiagüter im Wert von 550 Millionen Euro sichergestellt.
Eine solche „zentrale Verwaltungsstelle für beschlagnahmte Werte soll für einen klaren Überblick sorgen und die schmutzigen Gelder unmittelbar verfügbar machen“, kommentierte Innenminister Roberto Maroni in Reggio Calabria. Außer der per Dekret voraussichtlich schon innerhalb der nächsten zwei Wochen aktiven Agentur plane die Regierung außerdem eine stärkere Kontrolle der Schwarzarbeit und des Organisierten Verbrechens. Vorgesehen sei unter anderem ein nationales Verzeichnis der kriminellen Organisationen und ihrer Mitglieder.
Gegen die Schwarzarbeit in den süditalienischen Regionen Kampanien, Kalabrien, Apulien und Sizilien sollen demnächst 550 Sonderinspektoren Kontrollen in 20000 Unternehmen vornehmen, hieß es. Neben dem Bausektor dürfte es dabei vor allem um die zahlreichen Landwirtschaftsbetriebe gehen.
So arbeiten tausende meist ausländische Tagelöhner im Süden des Landes alljährlich für einen Hungerlohn von circa 20 Euro am Tag, von dem sie oftmals noch ein Schutzgeld an die örtliche Mafia abzweigen müssen. Erst kürzlich war es im kalabrischen Ort Rosarno zu einem Aufstand afrikanischer Erntarbeiter gegen ihre katastrophalen Lebensbedingungen gekommen. Ein Blutbad konnte nur knapp verhindert werden.