Kopenhagen. Nach dänischem Gesetz hätte sie sich beherrschen müssen: Die Mutter (41) eines Zehnjährigen, der seit Monaten an der Lindebjerg-Schule in Varde/Dänemark von einem 13-Jährigen gemobbt wurde, verlor die Kontrolle und gab dem Mobber eine einzelne Ohrfeige. Nun wurde sie zu 20 Tagen Haft ohne Bewährung verurteilt.
Der 13-Jährige hatte sein Opfer schon lange gequält, dessen Schuhe mit Hundefäkalien verschmutzt, ihm Kleidung gestohlen und es immer wieder zum Weinen gebracht. Als Klagen bei der Schulleitung nichts halfen, stellte die Mutter den 13-Jährigen zur Rede. Seine Reaktion: Er beschimpfte die Frau und nannte sie "dumme Sau". Die 41-Jährige verlor die Beherrschung und gab ihm die nun so umstrittene Ohrfeige. Der Junge wurde umgehend vom Schularzt untersucht, der außer einem roten Flecken auf der Wange keinerlei Verletzungen finden konnte.
Rechtsanwalt Jens Graven Nielsen ist über das harte Urteil erstaunt: "Meine Klientin war noch nie straffällig. Ich hatte mit einer Bewährungsstrafe gerechnet." Der dänische Kinderschutzbund will sich zum konkreten Fall nicht äußern, ist aber der Ansicht, dass eine Ohrfeige keine Lösung ist. Sprecher Peter Albaek: "Man kann die Frustration der Frau verstehen, aber eine Ohrfeige ist die denkbar schlechteste Lösung. Die Erwachsenen tragen die Verantwortung dafür, dass unter den Kindern ein positives Verhältnis besteht." Der Zehnjährige hat inzwischen die Schule gewechselt, der Mobber geht dort immer noch in die 7. Klasse.