Nach dem blutigen Anschlag auf den Teambus hat die Fußball-Nationalmannschaft von Togo die Teilnahme am Afrika Cup abgesagt.
Luanda. Nach dem blutigen Anschlag auf den Teambus will die Fußball-Nationalmannschaft von Togo Konsequenzen ziehen und plant die Abreise vom Afrika Cup noch vor dem ersten Spiel. Gespräche darüber, das Turnier später beginnen zu lassen, hätten keine Entscheidung gebracht, sagte Stürmer Thomas Dossevi der amerikanischen Nachrichtenagentur AP. „Ich bin sicher, dass andere Mannschaften auch nicht spielen werden, wenn der CAF den Beginn des Turniers nicht verschiebt“, wurde Dossevi zitiert. Dem Angreifer zufolge wollen die Togoer am frühen Sonntag nach Hause fliegen.
„Kein Spieler ist bereit, bei diesem Cup anzutreten. Wir sind gekommen, um ein Fußball-Fest zu feiern, aber jetzt ist es, als würde man in den Krieg ziehen“, hatte Togos Torwart Kossi Agassa am Samstag im Radio France Info zuvor schon gesagt. Togo sollte am Montag in Cabinda gegen Ghana sein erstes Turnierspiel bestreiten. Doch auch die Ghanaer beraten inzwischen mit ihrem Verband darüber, ob sie ihre Teilnahme am Afrika Cup aufrechterhalten wollen. Den Feuerüberfall einer Separatistengruppe überlebten bislang wahrscheinlich drei Personen nicht. Während die togoische Regierung zunächst mitteilte, nur der Busfahrer sei ums Leben gekommen, war in anderen Berichten von mehr Todesopfern die Rede. Verwirrung herrschte über das Schicksal von Torwart Kodjovi Obilale. Während auf der Homepage des französischen Radiosenders RMC berichtet wurde, der Keeper habe seine Verletzungen nicht überlebt, wurde dies vom Präsidenten von Obilales Club GSI Pontivy dementiert. Er stünde in ständigem Kontakt mit der Ehefrau Obilales, der in eine Klinik in Südafrika gebracht worden sei, wurde Clubpräsident Philippe Le Mestre bei „L'Equipe“ zitiert.
Ein Sprecher des afrikanischen Verbandes hatte zuvor bestätigt, dass ein Assistenz-Trainer Togos und der Pressesprecher gestorben seien. Torwart Agassa, sprach bei France-Info von drei Toten. Weitere Personen seien verletzt worden. Der Weltfußball-Verband FIFA forderte vom afrikanischen Verband CAF und dessen Präsidenten Issa Hayatou einen umfangreichen Bericht an.
Dennoch soll das Turnier am Sonntag mit dem Spiel Angola gegen Mali planmäßig beginnen. CAF-Mediendirektor Suleimanu Habuba sagte, der Anschlag auf Togos Spieler sei ein Schock. „Unsere höchste Priorität gilt der Sicherheit der Spieler, doch das Turnier wird stattfinden“, betonte Habuba. CAF-Präsident Hayatou will vom angolanischen Ministerpräsidenten Paulo Kassoma Garantien für die Sicherheit fordern. Noch am Samstag wollten sich Verbandsvertreter mit Mitgliedern der angolanischen Regierung über die Sicherheit für die Sportler und ihre Teams bei dem bis zum 31. Januar dauernden Turnier beraten.
Während einige englische Vereine ihre Spieler zurückholen wollen, herrschte bei Bundesliga-Tabellenführer Bayer 04 Leverkusen erstmal Erleichterung. Bei dem Angriff blieb Bayer-Spieler Assimou Touré nach ersten Informationen unversehrt. „Was wir wissen, ist, dass ihm persönlich nichts passiert ist. Doch dies können wir nur mit aller Vorsicht sagen“, erklärte Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser am Samstag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Der Verein denkt allerdings ebenfalls darüber nach Touré nach Deutschland zu holen, „weil wir uns Sorgen wegen der schwierigen Sicherheitslage machen“, sagte Holzhäuser.
Sportmanager Michael Zorc von Borussia Dortmund betonte allerdings, dass dies nicht so einfach für Vereine sei. „Die FIFA müsste erst die Abstellungspflicht aufheben, damit wir handeln können. Solange das nicht geschieht, können wir unsere Spieler nicht heimholen, weil sie dann gesperrt wären“, so Zorc. BVB-Profi Mohamed Zidan ist mit der Auswahl Ägyptens beim Afrika Cup. „Wir werden mit ihm Kontakt aufnehmen. Wenn er um seine Sicherheit fürchten würde oder gravierende Sicherheitsbedenken bestehen sollten, würden wir auch eine Sperre in Kauf nehmen und ihn zurückholen, wenn er es will“, sagte Zorc der „Berliner Morgenpost“ (Sonntag-Ausgabe).
Die CAF kritisierte die Entscheidung der togoischen Mannschaft, statt mit dem Flugzeug mit dem Bus nach Angola zu reisen. Das Team habe den Verband nicht informiert, dass es über Land und ohne Sicherheitsmaßnahmen in das als gefährlich bekannte Gebiet reisen würde. Zu dem Anschlag bekannte sich der bewaffnete Arm der separatistischen Bewegung FLEC (Front für die Befreiung der Enklave Cabinda), wie die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa berichtete. Die Gruppe habe weitere Angriffe während des Turniers angedroht.
Angola liegt über 1000 Kilometer von Südafrika entfernt. Dort wird vom 11. Juni bis 11. Juli die WM ausgetragen. Vor allem FIFA- Präsident Joseph Blatter hat sich immer wieder trotz Sicherheitsbedenken wegen der hohen Kriminalitätsrate für die erste WM in Afrika stark gemacht. In ihrer kurzen Stellungnahme am Samstag nahm die FIFA keinen Bezug zur WM.