Eine Serie schwerer Erdbeben hat im Südpazifik Zehntausende Inselbewohner in Angst und Schrecken versetzt. Ein Tsunami blieb aus.

Wellington. Neue Angst und Panik im Südpazifik: nur gut eine Woche nach dem tödlichen Tsunami auf Samoa hat in der Region eine neue Serie heftiger Erdbeben mehrere Inselstaaten erschüttert. Das Tsunami-Warnzentrum auf Hawaii löste Tsunami-Alarm für eine riesige Region von Papua-Neuguinea bis Neuseeland aus. Tausende Menschen auf den Salomonen-Inseln, Vanuatu, Fidschi und Tuvalu rannten auf Anhöhen, um sich in Sicherheit zu bringen. Die befürchteten Wellen blieben aber aus. Viele der Inselreiche liegen nur wenige Meter über dem Meeresspiegel und würden bei einem Tsunami verheerend überspült.

Die ersten beiden Beben waren nach korrigierten Messungen der US-Geologiebehörde 7,8 und 7,7 stark, gefolgt von mehr als einem Dutzend Beben bis zu 7,0. Die Epizentren lagen auf halbem Weg zwischen den Salomonen-Inseln und Vanuatu, rund 270 Kilometer von den Küsten entfernt. Die Region liegt 2100 Kilometer nordöstlich von Brisbane an der australischen Ostküste. Vorausgegangen war eine Dreiviertelstunde zuvor ein Beben der Stärke 6,7 rund 280 Kilometer südlich der Philippinen. Schäden wurden von dort nicht gemeldet.

„Die Wellen vor den Salomonen-Inseln und vor Vanuatu lagen nur 15 bis 20 Zentimeter über normal“, sagte der deutsche Spezialist für Gefahrenbegutachtung, Michael Bonte-Grapentin von der Geowissenschaftlichen Kommission für die Pazifik-Inseln (SOPAC) auf Fidschi der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Das könnte allenfalls lokal kleinere Tsunamiwellen ausgelöst haben.“ Neuseeländische Behörden sprachen von einer vier Zentimeter hohen Tsunamiwelle bei Vanuatu, die aber keine Schäden anrichtete.

Auf Fidschi nahmen die Einwohner die Ereignisse gefasst auf, berichtete der Honorarkonsul Deutschlands, David Aidney, der dpa. Die Behörden warnten die Bevölkerung über Rundfunk und Fernsehen sowie SMS und Sirenen. Die Welle wäre eine Stunde später als in Vanuatu ans Land gekommen. Als von dort Entwarnung kam, habe sich die Lage schnell entspannt.

Die Beben-Serie könnte einen Vulkan auf der zu Vanuatu gehörenden Insel Gaua zum Leben erwecken. „Wir sind ein bisschen besorgt“, sagte Bonte-Grapentin. Die Insel ist 340 Quadratkilometer groß und hat ein paar hundert Einwohner. Der Vulkan Gharat war zuletzt vor mehr als 25 Jahren ausgebrochen.

Auf Samoa und Amerikanisch-Samoa hatte ein Beben der Stärke 8,3 vergangene Woche einen Tsunami ausgelöst, der an den Südküsten ganze Dörfer dem Erdboden gleichmachte. Mehr als 150 Menschen kamen ums Leben. Auslöser der Beben sind Spannungen zwischen der Australischen und der Pazifischen Erdplatte. Die australische Platte schiebt sich etwa zehn Zentimeter pro Jahr nach Nordosten unter die pazifische. Nach Worten von Rainer Kind, Leiter der Sektion Seismologie im Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam, ist ein Zusammenhang der jüngsten Beben mit dem Erdbeben in Samoa schwer zu beweisen. Die Epizentren liegen etwa 2000 Kilometer auseinander. Fest steht aber: „Es sind keine Nachbeben, es ist ein eigenes Herdgebiet.“ (dpa)