Vor dem Landgericht in Wuppertal wird seit heute gegen einen 29-Jährigen verhandelt, der eine schwangere Schülerin tagelang missbraucht haben soll.

Düsseldorf. Sie wurde auf dem Schulweg überfallen, verschleppt und mehrfach vergewaltigt: Das viertägige Martyrium einer schwangeren Schülerin aus Solingen beschäftigt seit Dienstag das Landgericht in Wuppertal. Ein 29 Jahre alter Arbeitsloser soll das 16-jährige Mädchen im vergangenen Mai auf dem Schulweg in einem Waldstück abgefangen und sich im Haus seiner Eltern tagelang an ihr vergangen haben. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit legte der Angeklagte beim Prozessauftakt ein Geständnis ab. Obwohl die Schülerin ihrem Peiniger berichtete, im vierten Monat schwanger zu sein, soll der Solinger nicht von ihr abgelassen haben.

Ein blasser Mann mit Halbglatze und aschblondem Bart betritt den Schwurgerichtssaal in Wuppertal. In seinem blauen Jackett lässt er die Schultern hängen. Der gelernte Verkäufer ist wegen Geiselnahme, Vergewaltigung und Besitzes von Kinderpornografie angeklagt. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis. Nach Ansicht von Staatsanwalt Wolf- Tilman Baumert sind die Beweise „erdrückend“.

Auf Antrag des Opfers, der Vater tritt als Nebenkläger im Prozess auf, wurde die Öffentlichkeit am Dienstag vor dem Geständnis ausgeschlossen. Das Gericht entschloss sich zu dem ungewöhnlichen Schritt, um die Intimsphäre der heute 17-Jährigen zu schützen. Der Vorsitzende Richter, Ulrich Krege, machte dem Angeklagten wenig Hoffnungen: Mit seinem Geständnis erspare er dem Mädchen „das Martyrium, das sie dem Anklagevorwurf nach erlebt hat, noch einmal durchleben zu müssen“. Allerdings seien die Vorwürfe so „gewaltig“, dass ein großzügiger Strafnachlass nicht infrage komme.

Der arbeitslose Verkäufer soll sein Opfer laut Anklage immer wieder brutal missbraucht haben. Mit Handschellen und Kabelbindern habe er sie an sein Bett gefesselt, in dem die 16-Jährige nachts auch schlafen musste. Immer wieder habe er gedroht, sie umzubringen, wenn sie nicht leise sei. Sie gehöre ihm und er werde sie nie wieder gehen lassen. Er habe die 16-Jährige gezwungen, sich von ihm baden und eincremen zu lassen.

Vier Tage lang soll er das Mädchen gefangen gehalten haben. Als ein Verwandter ihn mit einem Taxi zu einer Konfirmationsfeier abholte, beging er den Ermittlern zufolge den entscheidenden Fehler. In der Eile unterließ er es, das Mädchen sorgfältig zu fesseln und drohte ihr im Fall eines Fluchtversuchs mit Mord. Die 16-Jährige ließ sich aber nicht einschüchtern und rettete sich sofort in ihr nur 300 Meter entferntes Elternhaus. Noch während der Konfirmationsfeier wurde der als Einzelgänger geltende 29-Jährige festgenommen. Seither sitzt er in Untersuchungshaft. Seine Eltern sollen von der viertägigen Geiselnahme in ihrem Haus nichts mitbekommen haben.

In der Wohnung des Mannes fand die Polizei die Schultasche des Mädchens und die von ihr beschriebenen Fesseln sowie Kleidungsstücke, die sie für ihren Entführer anziehen musste. Die Aussagen des Mädchens hatten die Ermittler als glaubwürdig eingestuft. An ihrem Körper waren Verletzungen durch die Fesseln festgestellt worden. Das Urteil wird für den 9. Oktober erwartet. (dpa)