Noch ist das Ausmaß des Seebebens vor Samoa nicht absehbar. Allerdings lassen erste Berichte über eine Flutwelle Schlimmes befürchten.

Wellington. Ein mächtiges Erdbeben der Stärke 8,0 hat vor der ehemaligen deutschen Kolonie Samoa in der Südsee einenTsunami ausgelöst. Nach unbestätigten Berichten kamen Menschen ums Leben. In der Hauptstadt Apia schwappte eine Flutwelle von 70 Zentimetern an Land, in der Stadt Pago-Pago lag die Flutwelle bei 1,57 Meter, berichtete die US-Wetterbehörde NOAA am Dienstag.

Ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde auf Samoa sagte dem neuseeländischenRundfunk, dass mehrere Häuser beschädigt wurden. Eine Tsunamiwarnung wurde für zahlreiche Südseestaaten wie Tonga, Tuvalu, Kiribati, die Salomonen-Inseln und Neuseeland verhängt. Von dort lagen zunächst keine Angaben über Schäden vor.

Nach Informationen des deutschen Honorarkonsuls auf Samoa hat der Tsunami auch Todesopfer gefordert. „Hier war die Rede von toten Schulkindern“, berichtete Arne Schreiber aus Apia am Telefon. Ob auch Touristen zu Schaden gekommen sind, sei noch nicht bekannt. Auf Samoa leben nach seinen Informationen etwa 25 Deutsche. Der einzige Deutsche in der vom Tsunami betroffenen südlichen Region sei wohlauf. Auch im Norden des Inselstaates sei das Beben stark zu spüren gewesen. Die Erschütterungen hätten etwa 20 Sekunden gedauert. Sein ganzes Haus habe sich bewegt.

Ein Sprecher der Feuerwehr auf Samoa sprach im neuseeländischen Rundfunk ebenfalls von drei getöteten Schulkindern in Falealili. Ein neuseeländischer Augenzeuge berichtete, das Dorf Sau Sau sei von der Flutwelle zerstört worden. „Es ging alles ganz schnell“, berichtete Graeme Anselt nach Angaben des Rundfunks. „KeinHaus steht mehr, wir sind alle auf die Hügel gerannt.“

Radio Neuseeland berichtete, dass mehrere Dörfer auf tief gelegenen Inseln zerstört wurden. Ein Mitarbeiter des Fernsehsenders TVNZ war inSamoa am Strand, als das Erdbeben passierte. Tony Manson sah den Tsunami nach eigenen Angaben, berichtete der Sender auf seiner Website. Das Meer habe sich zuerst zurückgezogen und sei dann innerhalb von wenigen Sekunden mit Macht über die Küste hereingebrochen. Mehrere Dörfer seien überschwemmt worden. Einwohner suchten nach ihrenAngehörigen. Manson berichtete, dass er mit anderem zusammen vomStrand weg auf höheres Terrain gerannt war.

Am 26.Dezember 2004 hatte ein Tsunami nach einem schweren Beben vor der indonesischen Insel Sumatra 230.000 Menschenleben gefordert. Die Flutwelle breitete sich über tausende Kilometer im Indischen Ozean aus und zerstörte Küstenregionen in Indonesien, Sri Lanka, Indien, Thailand und auf den Malediven.

Nach Einschätzung von Seismologen hat das Beben vor Samoa bei weitem nicht die Ausmaße der Naturkatastrophe vor fünf Jahren erreicht. Beim Tsunami 2005 verwüsteten bis zu fünf Meter hohe Flutwellen ganze Küstenstreifen in Südostasien. „Hier ist überall Panik entstanden, weil die Kinder auf dem Weg zur Schule und die Menschen auf dem Weg zur Arbeit waren“, sagte ein Korrespondent aus Apia auf Samoa dem neuseeländischenRundfunk.

Das Beben ereignete sich um 19.48 Uhr MESZ.Das entspricht 06.48 Dienstag Ortszeit. Das Epizentrum lag rund 200 Kilometer südwestlich von Samoa, 2600 Kilometer nordöstlich von Neuseeland. Beim Auswärtigen Amt in Berlin hieß es, die Botschaften der Bundesrepublik in den möglicherweise betroffenen Gebieten seien informiert worden.

Samoa ist ein Inselstaat im südwestlichenPazifik. Der Westteil der Insel war früher eine deutsche Kolonie.Der Ostteil gehört zu den USA. Auf den Inseln leben insgesamt rund 240.000 Menschen. Der unabhängige Staat Samoa machte zuletzt Anfang September Schlagzeilen, als die Regierung gegen den Protest der Bevölkerung von Rechts- auf Linksverkehr umstellte.Die Inseln liegen auf halbem Wege zwischen Hawaii und Neuseeland. Das Gebiet umfasst rund 3000 Quadratkilometer mit zwei Hauptinseln und acht kleineren Inseln. 99 Prozent der Einwohner leben auf den Hauptinseln Upolu mit der Hauptstadt Apia und Savai’i.

Tsunamis können entstehen, wenn Erdbeben oder Vulkanausbrüche den Meeresboden erschüttern. Im Gegensatz zu normalen Wellen, bei denen nur das Wasser an der Meeresoberfläche wogt, geraten bei einem Tsunami (japanisch: große Welle im Hafen) auch die tiefen Wasserschichten in Bewegung.Auf hoher See ist diese Welle gewöhnlich nicht höher als zwei oder drei Meter und wird wegen ihrer großen Wellenlänge von Schiffen oft gar nicht bemerkt. In flachen Küstengewässern und engen Buchten läuft sie dann aber zu enormen Höhen von bis zu 40 Metern auf und kann ganze Landstriche verwüsten. Tsunamis breiten sich mit bis zu 900 Kilometern pro Stunde aus und können so binnen kurzer Zeit ganze Ozeane durchqueren.