Eltern verteidigen den umstrittenen Plan der Schülerin: “Wir wissen, dass sie es schaffen kann.“
Sydney. Eine 16 Jahre alte Australierin will als bislang jüngster Mensch allein und ohne Unterstützung nonstop die Erde umsegeln. Jessica Watson möchte im September in See stechen. Weil sie so jung ist, diskutiert die Medien in Australien, warum ihre Eltern ihr diese Reise erlauben. "Du brauchst ein Ziel, du musst etwas anstreben", sagte Jessica Watson jetzt in einem Interview. "Ich habe die Erfahrung, ich habe das Team, ich habe die Vorbereitungen. Ich glaube, ich kann es schaffen."
Mit einer zehn Meter langen Yacht will Watson die fast 42 600 Kilometer von der australischen Ostküste über den Äquator zum Kap Hoorn an der Spitze Südamerikas segeln. Dann soll es weiter über den Atlantik nach Südafrika, durch den Indischen Ozean und südlich von Australien wieder nach Hause gehen. Die zierliche 16-Jährige plant für ihre Reise sieben bis acht Monate ein. Im Erfolgsfall wäre sie der jüngste Mensch, dem ein solches Abenteuer allein und ohne Unterstützung gelungen ist.
Bislang hält den Rekord Watsons Landsmann Jesse Martin (27), der die Erde im Alter von 17 Jahren allein umsegelte. Er war am 7. Dezember 1998 mit seinem Segelschiff "Lionheart" von Melbourne aus in See gestochen. Er verfasste über seine Weltumsegelung ein Buch mit dem Titel "Lionheart". Ein 17 Jahre alter Amerikaner ist derzeit unterwegs, allerdings nicht in der Kategorie "ohne Unterstützung". Dies beinhaltet, dass das Schiff keinerlei Hilfe von außen erhalten und keine Vorräte oder Material annehmen darf. Auch Reparaturen müssen ohne fremde Hilfe erfolgen. Watson hat sich daher eingehend mit Fragen wie Navigation, Elektronik, Sicherheit und Ernährung befasst. Außerdem besuchte sie einen Erste-Hilfe-Kurs für Seefahrer. "Ich habe etwas über Erfrierungen gelernt, jede Art von Verletzung." Die Schülerin segelt seit dem Alter von acht Jahren. Ihre aus Neuseeland stammenden Eltern lebten mit Jessica und deren drei Geschwistern fünfeinhalb Jahre lang auf einem 15 Meter langen Boot. Zuvor reiste die Familie zwei Jahre lang in einem Wohnmobil durch Australien.
Kritik kam unter anderem von der Australischen Familienvereinigung. Deren Sprecher John Morrissey sagte, eine 16-Jährige gehöre in die Schule. Watson hat seit der neunten Klasse keine reguläre Schule mehr besucht, die Elftklässlerin nimmt Fernunterricht. "Ich glaube, sie ist zu unreif, sowohl körperlich als auch psychisch. Das wird sicher eine große Belastung für ihren Schutzengel", kritisierte Morrissey. "Ich unterrichte 15-Jährige seit 42 Jahren, und ich wäre höchst erstaunt, wenn ein einziger von ihnen in der Lage wäre, mit so etwas fertig zu werden."
Jessica Watson verweist unterdessen darauf, dass sie sich seit Jahren auf die Reise vorbereite. Ihre Mutter Julie sagte, Jessica habe bewiesen, dass sie die Fähigkeiten und die Entschlossenheit besitze, das Abenteuer durchzustehen. Und Vater Roger sagte: "Wir wissen, dass sie es schaffen kann. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht einige schlaflose Nächte haben werden, wenn sie weg ist."