Der Boulevard lebt von der Dialektik. Für Fremdwort-Neulinge: bisschen Glamour, bisschen Gosse, heute hü, morgen hott. Häufig Bum-Bum.

Wo wir gerade beim Thema sind: Boris Becker heiratet heute. Gefühlt zum hundertdreiundzwanzigsten Mal, tatsächlich erst zum zweiten. Und Paris Hilton hat ihren Freund verlassen. Gefühlt zum hundertdreiundzwanzigsten Mal, tatsächlich ... auch.

Dabei hatte man gedacht: Diesmal passt es wirklich perfekt - nach Beziehungen mit einem Reedereisprössling (hieß praktischerweise auch Paris) und einem Gitarristen mit Hut war sie zuletzt mit einem Reality-Show-Darsteller zusammen. Das ist dann nicht mehr Dialektik, sondern Logik. Nun ist Reality-Show-Darsteller ja kein Lehrberuf im eigentlichen Sinne, seine Meisterin allerdings hatte der junge Mann zweifellos gefunden. Jetzt ist's trotzdem aus. Und - Branchenrisiko - die Klatschblätter wussten es vor dem Reality-Darsteller. Der muss nun umschulen - auf die harte Wirklichkeit.

Und Paris? Flattert wieder. Heute hui, morgen pfui, bisschen Bum-Bum. Das Routinegeschäft eben. Was soll man auch von einem Mädchen erwarten, das nach einem lukrativen Standort der elterlichen Nobelhotelkette benannt wurde? Die Antwort ist: Geschäftssinn natürlich. Und den Drang, das eigene Bett möglichst oft mit neuen Insassen zu bestücken. Paris Hilton, vermutlich ebendort gezeugt, hat das Beste draus gemacht. Geld.

Wo Boris Becker genau gezeugt wurde, ist nicht bekannt. Nach kurzer Recherche ahnt man es dunkel - ein "Hotel Boulevard" jedenfalls steht in Leimen. Und so hat Boris Becker - der (die Älteren erinnern sich vielleicht) früher mal als Tennisspieler gearbeitet hat, aber ebenfalls längst auf Reality-Darsteller umgesattelt hat - seine Hochzeit in St. Moritz meistbietend verscherbelt. An einen Privat sender. Auch wieder Logik, auf 'ne Art. Vermutlich hatte er angenommen, so bleibe man unter sich. Was ja irgendwie auch nicht falsch ist: Was wäre ein Selbstdarsteller ohne Zuschauer.

Das Risiko der Entblößung bleibt überschaubar: Wo es weitgehend flach ist, können die Einblicke so tief nicht sein.