Das Artensterben nimmt zu - besonders bei den Pflanzen.

Gland. Die Artenvielfalt der Erde schwindet immer schneller. Unter anderem ist der Gorilla "äußerst gefährdet" und kämpft ums Überleben. Insgesamt stehen 41 415 Arten auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten 2007, die von der Weltnaturschutzunion (IUCN) gestern im Schweizer Gland veröffentlicht wurde. 16 306 dieser Arten sind akut vom Aussterben bedroht - 188 mehr als 2006.

Laut IUCN sind jede vierte Säugetierart, jede achte Vogelart und ein Drittel aller Amphibien bedroht. Dies gelte auch für 70 Prozent der bekannten Pflanzen. Nur eine einzige Art wurde im Vergleich zum Vorjahr herabgestuft: Der Reeunion-Sittich (Psittacula eques) gilt nicht mehr als "äußerst gefährdet", sondern nur noch als "gefährdet". Die Liste zeige, dass noch nicht genug für bedrohte Arten getan werde, sagte die IUCN-Generaldirektorin Julia Marton-Lefèevre. Die Geschwindigkeit des Verlustes der Artenvielfalt nehme weiter zu. Die Zahl der registrierten ausgestorbenen Arten sei auf 785 gestiegen, und 65 gebe es nur noch in Gefangenschaft. Die IUCN sprach von "schlimmen Aussichten" für den Westlichen Gorilla (Gorilla gorilla), der unter anderem in Gabun und Kamerun lebt. Die Population habe sich in den vergangenen 20 bis 25 Jahren um etwa 60 Prozent verkleinert. Die Art sei deshalb von "gefährdet" auf "äußerst gefährdet" hochgestuft worden. Die Existenz der Affen sei unter anderem von Wilderern bedroht, die das Fleisch erlegter Tiere verkauften. Eine Gefahr stellt auch das tödliche Ebola-Virus dar. Schätzungen gehen von 4000 bis 5000 Tieren in freier Wildbahn aus. Mitte der 90er-Jahre seien es um die 17 000 gewesen.

"Die Neueinordnung des Westlichen Gorillas als stark gefährdete Art stimmt uns hoffnungsvoll", sagte Peter Walsh vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. "Endlich einmal kümmern wir uns, bevor es zu spät ist." In den vergangenen Jahren sei zugunsten anderer Maßnahmen wie dem Ökotourismus die Strafverfolgung von Wilderern vernachlässigt worden. Zudem müssten verstärkt Impfstoffe gegen Ebola erprobt werden. Auf der Roten Liste steht auch der Orang-Utan, dessen Lebensraum durch Holzfällung für Palmölplantagen auf Borneo und Sumatra zerstört werde.

Zum ersten Mal finden sich Korallen in dem Werk. Zehn davon leben im Gebiet um die Galapagos-Inseln. Auch einige Geierarten wurden in die Aufstellung übernommen. Die Vögel sind der IUCN zufolge besonders in Asien und Afrika bedroht. Als "äußerst gefährdet" wird auch der chinesische Flussdelfin Baiji geführt. Bei einer Exkursion 2006 seien im Fluss Jangtse keine Tiere mehr gefunden worden.

Auf der Roten Liste stehen auch 12 043 Pflanzenarten, wovon 8447 als gefährdet gelten. Dazu gehört erstmals auch die Wilde Aprikose aus Zentralasien.