Hamburg. Wer reich und prominent ist - oder beides, wie die US-Pop-Diva Madonna - ist es gewohnt, Hindernisse schnell beiseite zu schaffen. Als sich die weltberühmte Mutter von Lourdes Maria (10) und Sohn Rocco (6) mit 48 Jahren noch mal entschloss, ein Kind zu bekommen, flog sie ins afrikanische Malawi und suchte sich was Passendes im Waisenhaus aus. Von Schwierigkeiten beim Papierkram um die Adoption ist nichts bekannt. Seit sechs Wochen lebt David (14 Monate) in einem Luxuszimmer mit Safari-Look - und soll jetzt eine (Adoptiv-)Schwester bekommen.
Die heißt Jessica Kondanani, ist 18 Monate alt und lebt (noch) im selben Waisenhaus wie zuvor David. Während dessen Vater Yohane Banda zu arm ist, um allein für den Sohn zu sorgen, hat Madonna dem Kinderheim drei Millionen Dollar zugesagt. Ob der Richter, der vor Ort die Adoption genehmigen muss, die großzügige Spende als guten Willen wertet, der Kleinen alles zu ermöglichen? Das Mädchen sei eigentlich Madonnas "erste Wahl" gewesen, wird Malawis Jugendminister im englischen People-Magazin "Closer" zitiert.
Doch mit der schnellen Ausfuhr von Jessica könnte es Probleme geben. Denn das australische Missionars-Paar Angela und John Wilmot hat ebenfalls Interesse. "Wir sind mitten im Adoptionsverfahren für Jessica und hoffen, dass wir Erfolg haben", sagte Angela laut "Closer". Das Paar wohnt seit sieben Jahren in Malawi - mit zwei eigenen Söhnen und vier dort adoptierten Kindern.
Niemand unterstellt dem unbekannten Missionars-Paar, dass es eigennützig handelt oder es schick findet, ein exotisches Kind zu haben. Prominente Adoptiveltern müssen mit solchen Vorwürfen leben - und mit dem Unverständnis anderer Adoptionswilliger, die von Behörden mit fünfzig für zu alt befunden werden, ein fremdes Kind großzuziehen. Kein Hindernis für Kanzler Schröder, der schon 60 war, als er 2004 mit seiner Frau Doris das erste Waisenkind aus Russland adoptierte.
Und Madonna wundert sich, warum sie überhaupt kritisiert wird. "Bei all dem Chaos, Schmerz und Leid in der Welt", sagte sie im Fernsehen, "sagt das doch einiges über unser Unvermögen aus, uns auf die wirklichen Probleme zu konzentrieren."