Eurovision Song Contest: Das Lied für Athen - gestern Abend Entscheidung in Hamburg. Sensationelle Abstimmung: Olli Dittrich und seine Countryband Texas Lightning singen am 20. Mai im Finale.
Hamburg. Triumph für Texas Lightning. Die Hamburger Countryband um den Schlagzeuger Olli Dittrich (49; "Dittsche") gewann gestern abend überraschend den Vorentscheid zum Grand Prix im Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Ihr Ohrwurm "No No Never" erhielt die meisten Stimmen der ARD-Zuschauer und ließ die Favoritin Vicky Leandros (53, "Don't Break My Heart") sowie den Ex-Modern-Talking-Star Thomas Anders (43) mit seiner Hymne "Songs That Live Forever" hinter sich.
Als ARD-Moderator Thomas Hermanns die Entscheidung verkündete, fielen sich die Bandmitglieder jubelnd in die Arme. "Das ist, als wenn St. Pauli die Champions League gewonnen hätte", sagte Olli Dittrich glücklich. Für ihn ist es der zweite große musikalische Erfolg. Vor einigen Jahren stürmte er bereits mit Wigald Boning als "Die Doofen" die Hitparaden. Verlierer Thomas Anders war der erste Gratulant: "Ich wäre zwar gern nach Athen gefahren, aber für Jane ist es eine große Chance."
Mit Texas Lightning schickt Deutschland erstmals in der 50jährigen Geschichte des Grand Prix eine Countryband ins Finale. Kenner hoffen, daß das Quintett sich in Athen mit seinem flotten Westernsong von der "Masse" der Popballaden abheben kann. Das Lied erinnert stark an "Never Ever Let You Go" von Rollo & King - ein Song, mit dem Dänemark 2001 Zweiter wurde.
Die blonde australische Sängerin Jane Comerford, die seit 1984 als Dozentin an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater arbeitet, ist die goldene Stimme des Quintetts. Sie wird wie beim Vorentscheid in Hamburg auch im Finale in Athen in einem rosa Rüschenkleid mit passenden Stiefeln in Altrosa auf der Bühne stehen. Das Interesse am Vorentscheid in Hamburg war überragend: Mehr als 150 Reporter aus aller Welt hatten sich angemeldet, darunter sogar ein australisches Team aus Sydney. Wer allerdings einen Star-Auftrieb vor dem Schauspielhaus erwartet hatte, wurde enttäuscht. Kein roter Teppich und nur wenig Prominenz verirrte sich zur großen Schlager-Gala. Viele Zuschauer, die vor der Tür mit Digitalkamera und Autogrammkarte warteten, wurden enttäuscht. Auch im Saal gab es Probleme: Thomas Anders mußte dreimal zu seinem Song ansetzen, weil die Technik streikte. Er nahm es gelassen, sagte nach dem zweiten Versuch: "Ich kann es auch a cappella singen, wenn ihr wollt." Comedian Georg Uecker rettete hinterher die peinliche Panne, als er süffisant fragte: "Stimmt es, daß Dieter Bohlen bei Thomas den Stecker rausgezogen hat?"
Die Show war ein Wiedersehen mit den Stars aus 50 Jahren Grand Prix: Mary Roos, Joy Fleming, Ingrid Peters Dana International und die Olsen Brothers sangen noch einmal ihre Songs.
Das Finale des Eurovision Song Contest lockt alljährlich weltweit 300 Millionen TV-Zuschauer vor die Fernsehschirme. Im Wettbewerb stehen diesmal 38 Ländern, 14 werden im Halbfinale am 18. Mai "ausgesiebt".