Es ist ein Verfahren, dass sich schon viel zu lange hinzieht. So sieht das zumindest eine inzwischen 45-jährige Amerikanerin, die als 13-Jährige von Regisseur Roman Polanski vergewaltigt wurde. Da das Gericht noch immer kein Urteil gefällt hat, will sie jetzt ihre Ruhe.

Los Angeles. Die 45-jährige Samantha Geimer hat es satt, immer wieder an den Vorfall von damals erinnert zu werden. Sie ist inzwischen dreifache Mutter und lebt mit ihrer Familie auf Hawaii. Inzwischen hat sie sich dafür eingesetzt, dass ihr Vergewaltigungs-Verfahren eingestellt wird. Für sie ist der Fall inzwischen abgeschlossen, sie möchte nur noch ihre Ruhe haben. Sie habe den Vorfall verarbeitet und sei nun nicht mehr ein minderjähriges Opfer. Allerdings würde sie jedes Mal neu darunter leiden, wenn "sensationslüsterne Einzelheiten" in der Öffentlichkeit ausgebreitet werden. Sie sehe sich jetzt als Opfer der Staatsanwaltschaft, die den Fall nicht ruhen lässt, so Geimer.

Auch der Oscar-prämierte Filmemacher hatte sich dafür eingesetzt, dass er nicht mehr vor Gericht muss und der Staatsanwalt von einer Weiterverfolgung des Verfahrens absieht. Polanski war seit 1977 nicht mehr in die USA gereist. Er hatte sich zwar damals für schuldig bekannt,hatte jedoch seit dem Vorfall Angst vor einer Verhaftung. Seine Anwälte sind der Ansicht, dass damalige Fehler des Richters und der Anklage die Einstellung des Verfahrens rechtfertigen.

Die Amerikanerin wurde im März 1977 von dem Regisseur Roman Polanski sexuell missbraucht. Der heute 75-Jährige hatte von der damals 13-jährigen Aufnahmen für eine Modezeitschrift gemacht. Laut Anklageschrift gab er dem Mädchen anschließend Alkohol und Betäubungsmittel und vergewaltigte sie.

Der Superior Court in Los Angeles hat für den 21. Januar eine Anhörung festgesetzt. Kommt Polanski der Forderung von Richter Peter Espinoza nach und erscheint persönlich zu dem Termin, muss er mit einer Festnahme rechnen. Geimer sagte am Montag laut CNN, sie würde vor den Richter treten und auf eine Einstellung des Verfahrens dringen, falls der Regisseur dem Termin fern bleibt.

Schon 2003, als Polanski für den Film "Der Pianist" eine Oscar- Nominierung erhalten hatte, äußerte Geimer den Wunsch, dem Filmemacher die Einreise zu der Oscar-Gala zu ermöglichen. Sein künstlerisches Werk habe nichts mit der Tat von damals zu tun, nahm sie Polanski in Schutz. Er gewann den Regie-Oscar, blieb aber der Verleihung fern.

Zu den wichtigsten Werken des Filmemachers polnisch-jüdischer Abstammung gehören "Rosemaries Baby" (1967), "Tanz der Vampire" (1967), "Chinatown" (1974), "Der Pianist" (2001) und "Oliver Twist" (2005).

Polanski ist mit der französischen Schauspielerin Emmanuelle Seigner verheiratet und lebt in Paris. 1968 wurde seine schwangere Frau Sharon Tate in Kalifornien von Charles-Manson-Anhängern ermordet.