Skype-Mitbegründer Janus Friis hat als Hauptschüler ein Vermögen verdient. Das vermachte er jetzt seiner Familie
Kopenhagen. Janus Friis, 34, hat etwas geschafft, das nur wenigen Menschen gelingt: Er ist Milliardär geworden, mit nur einer pfiffigen Idee! Der gebürtige Däne und Miterfinder des Video-Telefondienstes Skype machte seine ersten Milliarden, als Skype 2005 an Ebay verkauft wurde. Allerdings behielten er und sein Freund Niklas Zennström, 44, einen Anteil von 14 Prozent. Als der Internetdienst diese Woche von Microsoft übernommen wurde, verdienten Friis und Zennström noch einmal 1,2 Milliarden Dollar. Seitdem ist Friis in London untergetaucht, das Geld vermachte er seiner Familienstiftung, der Clufa-Holding. Die dänische Presse titelte: Friis vergoldet seine Familie.
Janus Friis kam fast blind zur Welt und ist heute noch extrem kurzsichtig
Dabei war Janus Friis eine Zukunft als erfolgreicher IT-Entwickler und Milliardär bestimmt nicht in die Wiege gelegt worden. Janus kam nach eigener Aussage fast blind zur Welt. Als er älter wurde, verbesserte sich sein Sehvermögen, er blieb jedoch extrem kurzsichtig. Dazu kam, dass er als Kind stark schielte. Kinder sind grausam, und in den 80er-Jahren war Mobbing noch kein Thema, niemand hinderte seine Klassenkameraden daran. Der schielende Janus Friis wurde zum stillen Opfer. In einem TV-Interview gestand er einmal: "Das war wirklich schrecklich irritierend." Friis war schüchtern und zog sich zurück. Er verließ die Schule als 16-Jähriger mit einem Hauptschulabschluss, eine Ausbildung machte er nicht.
Der junge Mann wurde in eine WG für Jugendliche mit Problemen gesteckt, aus der er kurz darauf sogar rausflog. Warum man ihn dort nicht wollte, gehört zu den Geheimnissen des Dänen. Seine alleinerziehende Mutter war Bibliothekarin. Den Grundstein für die beispiellose Karriere ihres Sohnes legte sie mit einem Computer, einem "ZX Spectrum". Noch heute erinnern sich Klassenkameraden von damals daran, dass Janus der "Junge mit dem Computer" war. Denn Anfang der 80er-Jahre waren solche Kinder noch selten.
Ein richtiges Computergenie wurde Janus trotzdem nur langsam. Nach der Schule reiste er erst einmal nach Indien, später bekam er in Kopenhagen als junger Mann ohne Ausbildung nur einen Job in einem Callcenter. Auf die meisten hätte diese Situation eher trostlos gewirkt - für Janus Friis dagegen war es der Traumberuf schlechthin.
Das Callcenter gehörte zu einem der ersten dänischen Internet-Anbieter, und wenn keine Kunden am Telefon waren, hatte er alle Zeit der Welt, das Internet und seine Möglichkeiten zu erforschen. Einige Jahre später wechselte Janus Friis den Job und kam zur skandinavischen Telekommunikationsfirma "Tele2". Dort lernte er 1996 den Schweden Niklas Zennström kennen. Die beiden waren wie füreinander geschaffen.
Erst entwickelten sie die Internet-Tauschbörse KaZaA, mit der User weltweit Musik- und Videodateien tauschen konnten. Mit KaZaA gab es jedoch wegen der Verletzung von Urheberrechten von Anfang an Probleme. Aber dann kam Skype! Mit Skype kann man weltweit gratis telefonieren, Hauptsache man hat einen Internet-Anschluss. Der Erfolg von Skype war so enorm, dass schon 2008 rund 309 Millionen User registriert waren. Ende Januar 2011 war die Skype-Software weltweit 2,4 Milliarden Mal heruntergeladen worden! Und am 30. März 2011 errang Skype einen internen Rekord, als zum ersten Mal 30 Millionen User gleichzeitig online waren! Diese Zahlen erklären auch, warum Microsoft bereit war, 8,5 Milliarden Dollar für Skype zu bezahlen. Es ging bei diesem Geschäft nicht um die Software, nicht ums Programm, es ging darum, in Kontakt mit der enormen Skype-User-Gemeinde zu kommen.
Privat ist Janus Friis ein ganz normaler Mann, der alles liegen lässt
Janus Friis lebt seit einigen Jahren mit seiner dänischen Freundin Christina Tholstrup in London. Christina ist die Tochter von Kiki Tholstrup - einer schwedischen Erbin, die seit 2002 mit Roger Moore verheiratet ist. Der einstige Außenseiter gehört jetzt also zum Jetset. Christina Tholstrup erzählte in einem dänischen TV-Interview, wie Janus Friis privat ist. Offenbar so wie viele andere Männer auch! "Er lässt alles fallen, wenn er zur Tür hereinkommt. Ich muss dauernd hinter ihm herräumen, er macht mich wahnsinnig. Aber er ist auch furchtbar lustig. Man langweilt sich nie mit ihm." Und Rikke Louise Andersson, eine Freundin aus frühen Kopenhagener Jahren: "Seine Klamotten schauen heute besser aus."