Der Richtwert von sechs Metern ist aber noch nicht erreicht. Die Brücke zur polnischen Nachbarstadt Slubice soll vorerst nicht geschlossen werden.

Ratzdorf/Frankfurt (Oder). Angesichts der aus Polen anrollenden Oderflut ist am Freitag auch in der Grenzstadt Frankfurt (Oder) die höchste Alarmstufe 4 ausgerufen worden. Zwar sei der Richtwert von sechs Metern noch nicht erreicht, der Pegel liege aber mit 5,97 Metern nur knapp darunter, sagte ein Stadt-Sprecher. Die Stufe 4 gilt seit Mitte der Woche schon im Landkreis Oder-Spree, wo auch der kritische Pegel Ratzdorf liegt. Bei ihr besteht die Gefahr, dass Deiche und Dämme überflutet werden können. Die Stadtbrücke, die Frankfurt (Oder) mit der polnischen Nachbarstadt Slubice verbindet, soll nach Stand vom Freitagmittag aber nicht geschlossen werden.

Das Oder-Hochwasser in Brandenburg hatte bereits seinen Höhepunkt am kritischen Pegel in Ratzdorf erreicht, wo sich Oder und Neiße treffen und die roten Ziffern des kleinen Pegelhäuschens die aktuellen Wasserstände anzeigen . Um 8.00 Uhr wurden dort 6,28 Meter gemessen. In der Nacht waren es noch ein bis zwei Zentimeter mehr gewesen. Zugleich mussten Ministerpräsident Matthias Platzeck und Innenminister Rainer Speer (beide SPD) den ersten Schaden an einem Deich vermelden – ausgerechnet bei Ratzdorf.

„Der Deich ist in seinem Wesen nicht gefährdet“, beruhigte Speer. Eine Grasnarbe sei abgerutscht, mehr als hundert Helfer arbeiteten daran, den Schaden an der Nahtstelle zwischen einem alten und einem neuen Deich zu beheben. Platzeck hatte Medienberichten zufolge von einem etwa 25 Meter langen Riss an dem Altdeich gesprochen, der in der Nacht zum Freitag aufgetreten sei. Laut Speer gibt es an anderen Deichen entlang der Oder nach derzeitigen Erkenntnissen keine weiteren ähnlichen Schäden.

Fest steht: Der Druck des Oder-Hochwassers auf die Deiche nimmt zu. In Brandenburg gilt bereits im Landkreis Oder-Spree, in dem auch Ratzdorf liegt, die höchste Alarmstufe 4.

„Die Leute sind etwas unruhig, es gibt aber keine Panik“, sagte der Sprecher des Katastrophenschutzbüros, Tomasz Pilarski, der Nachrichtenagentur dpa. Dafür gebe es auch keinen Grund. Das Wasser stehe bei 5,80 Meter, 1997 seien es 6,70 Meter gewesen . „Es besteht kein Risiko, dass wir ein Gebot zur Evakuierung ausgeben.“ Rund 30 000 gefüllte Sandsäcke verstärkten die Deiche. Bislang haben diese auch in Slubice gehalten. Angesichts des anhaltenden Hochwassers wird auf deutscher Seite am frühen Nachmittag bei Schwedt (Uckermark) nördlich von Frankfurt (Oder) ein Polder geöffnet, um Druck von den Deichen zu nehmen.