Hamburg. Beim Kreisligaspiel des FC Hamburger Berg kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Wie Vereine und Verband reagieren.

Im Hamburger Amateurfußball kam es am vergangenen Sonntag erneut zu gewalttätigen Vorfällen. Die Partie der Kreisliga 5 zwischen dem FC Hamburger Berg und dem SV Krupunder/Lohkamp musste in der 89. Minute beim Stand von 1:0 für Krupunder/Lohkamp abgebrochen werden. Mehrere Spieler der Gastgeber sollen den Schiedsrichter bei einer Rudelbildung körperlich attackiert haben. Der Unparteiische musste verletzt ins Krankenhaus eingeliefert werden.

Beim Stand von 0:0 wurde in der 88. Spielminute ein Strafstoß für Krupunder/Lohkamp gepfiffen und anschließend zur 1:0-Führung verwandelt. In Folge eines Zweikampfes in der nächsten Spielsituation blieb ein Lohkamp-Spieler verletzt am Boden liegen. Daraufhin kam es zur besagten Rudelbildung. Als der Schiedsrichter die Situation schlichten wollte, wurde auch er mit Faustschlägen angegriffen.

Kreisliga Hamburg: Schiedsrichter mit Faustschlägen angegriffen

Das Schiedsrichtergespann sowie der Schiedsrichter-Beobachter berichteten von einer hohen Aggressivität der Spieler von Hamburger Berg, von denen die Rudelbildung und die Gewalt ausgegangen sein soll. Die Spieler von Lohkamp hätten sich deeskalierend verhalten.

„Wir arbeiten gerade alle Geschehnisse vereinsintern auf“, sagte Ralph Hoffmann, Präsident des FC Hamburger Berg dem Abendblatt. „Ausschreitungen gegen den Schiedsrichter sind eine unakzeptable Grenzüberschreitung. Jeden unserer Spieler, dem ein gesundheitsschädliches Fehlverhalten gegen den Schiedsrichter nachgewiesen werden kann, werden wir aus unserem Verein ausschließen. Gewalt ist niemals das, wofür der FC Hamburger Berg je stand oder stehen will.“

Nächstes Spiel des Hamburger Berg abgesetzt

Noch in der vergangenen Saison produzierte das Team des Ex-St.-Pauli-Profis Morike Sako (41), der seit Sommer beim FC Hamburger Berg als Spielertrainer fungiert, positive Schlagzeilen. Als Kreisligist zog die Mannschaft nach mehreren Favoritenstürzen ins Hamburger Lotto-Pokal-Viertelfinale ein, scheiterte dort mit 2:5 gegen Landesligist Hansa 11. Die nächste Partie des Hamburger Berg am Freitagabend in Rissen wurde vom Hamburger Fußball-Verband (HFV) abgesetzt, um die Vorfälle aufarbeiten zu können.

Für den FC Hamburger Berg könnten die sportrechtlichen Ermittlungen den Absturz in die Kreisklasse zur Folge haben. Die Mannschaft hat nur neun Tore Vorsprung auf den ersten Abstiegsrang. Kommt es zu einem Urteil gegen Spieler wegen gewalttätigen Verhaltens, das das Strafmaß von sechs Monaten übersteigt, werden dem Team Punkte abgezogen. Der Schiedsrichter der Begegnung hat das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen.

HFV-Präsident Okun von Ausschreitungen geschockt

„Wir haben kein generelles Gewaltproblem, aber jeder Vorfall ist einer zu viel“, sagt HFV-Präsident Christian Okun.
„Wir haben kein generelles Gewaltproblem, aber jeder Vorfall ist einer zu viel“, sagt HFV-Präsident Christian Okun. © Witters

„Ich bin angesichts der beschriebenen Vorfälle erschrocken über die Gewalt, die hier vermeintlich angewendet wurde“, sagte HFV-Präsident Christian Okun. „Wir werden das sorgsam aufarbeiten. Un­sere Rechtsinstanzen werden ein entsprechendes Verfahren einleiten. Dem Kollegen Schiedsrichter wünsche ich eine schnelle, vollständige Genesung.“

Die Auswertung der Spielabbrüche im Bereich des HFV von Oktober 2022 zeige aber, sagte Okun, dass die Anzahl der Gewaltvorfälle auf Hamburgs Fußballplätzen nicht zunimmt: „Wir haben kein Gewaltproblem im HFV. Jeder einzelne Fall ist natürlich einer zu viel, aber es gibt kein generelles Gewaltproblem im Hamburger Fußball-Verband.“