Altona 93 und Barmbek-Uhlenhorst verspielen Klassenerhalt. Dassendorf ist Hamburger Meister. Niendorf zelebriert die goldene Ananas.
„Strafft euch! Brust raus! Wir sind immer noch vor Hamm! Das stecken wir auch noch weg, auch wenn es scheiße ist!“ In imposanter Lautstärke baute Lohbrügges Trainer Elvis Nikolic sein Team nach dem 2:4 gegen Union Tornesch auf. Lohbrügges 2:0 zur Pause hätte dem VfL Platz sechs in der Oberliga-Abstiegsrunde gesichert – und den fast sicheren Klassenerhalt beschert. Doch nach der Pause überrollte Tornesch mit einem überragenden Björn Dohrn, dem ein lupenreiner Hattrick gelang, den VfL Lohbrügge mit Fußball im ICE-Tempo.
Während der Tornescher Trainer Thorben Reibe nach „Totentanz in der ersten Hälfte unsere beste Saisonleistung in der zweiten Halbzeit“ erfreut registrierte, muss VfL-Coach Nikolic auf das letzte Saisonspiel beim SV Rugenbergen hoffen. Auf die Hilfe seines gleichberechtigten Trainer-Partners Sven Schneppel kann er nicht mehr zurückgreifen. Lohbrügge hat Schneppel freigestellt, weil er sein Engagement bei Curslack ab dem kommenden Sommer nicht dem Vorstand mitteilte. Dabei hatte Schneppel seinen Abschied aus Lohbrügge zum Saisonende bereits zuvor verkündet. Der VfL wiederum brachte zu Schneppels Abschied keine offizielle Pressemitteilung zustande. Auch eine Abendblatt-Anfrage bei VfL-Präsident Jens Wechsel stieß auf Granit. Der VfL werde keinen Kommentar zu Schneppels Freistellung abgeben, sagte Wechsel.
Hamms Pietruschka dankt Tornesch
Zwiespältige Gefühle überwältigten am Sonnabend Hamms Co-Trainer Robert Pietruschka. „Ich habe die Partie der Lohbrügger am Liveticker verfolgt. Als sie zur Pause 2:0 führten, war ich mir sicher, das war es für uns“, so Pietruschka. Hamm United hatte am Vortag 4:4 gegen Süderelbe gespielt und wäre bei einem Sieg Lohbrügges definitiv abgestiegen. „Dass Tornesch das Spiel noch dreht und 4:2 gewinnt, obwohl es für sie um nichts mehr geht, nötigt mir hohen Respekt ab. Ich möchte mich bei Tornesch dafür sehr bedanken“, sagte Pietruschka.
Das Problem: Beim letzten Saisonspiel am Freitagabend muss Hamm seinerseits in Tornesch gewinnen, um noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben. „So ist Fußball. Diese Saison ist so verrückt. Aber ich werde jetzt keine Prozentrechnung aufstellen. Wir wollen in Tornesch siegen, und dann sehen wir, ob es reicht.“ Hamms Präsident Jörn Heinemann ist davon überzeugt. „Wir sind gegen Südderelbe zweimal zurückgekommen, haben endlich wieder Tore geschossen. Sogar vier Stück. Die Moral der Truppe ist intakt. Ich glaube, wir packen das noch“, sagte Heinemann.
Dassendorf ist Hamburger Oberliga-Meister
Die TuS Dassendorf hat die letzten rechnerischen Zweifel beseitigt und durch ein 2:1 beim TSV Buchholz 08 den Titel in der Oberliga Hamburg geholt. Mit reichlich Champagner und T-Shirts mit der Aufschrift „Und jährlich grüßt TuS Dassendorf“ feierte das Team vom Wendelweg den siebten Titel seit 2014. Die richtig große Sause soll aber erst am kommenden Freitagabend nach dem letzten Saisonspiel daheim gegen Verfolger Niendorfer TSV beginnen.
Unter anderem wird sich der Club wieder ein Schiff mieten und feiernd durch den Hamburger Hafen schippern. „Kleine Warnung an die Stadt Hamburg. Nächste Woche wird komplett eskaliert“, sagte TuS-Manager Jan Schönteich direkt nach dem Sieg in Buchholz. „Das letzte Mal feiern konnten wir – auch wegen Corona – 2018. Wir haben eine ganze Menge nachzuholen.“
Traditionsclub Barmbek-Uhlenhorst steigt ab
Ein großer Traditionsclub des Hamburger Amateurfußballs kickt künftig in der Landesliga. Der HSV Barmbek-Uhlenhorst verspielte durch ein 0:4 beim SV Rugenbergen die letzte kleine Chance auf den Klassenerhalt in der Oberliga Hamburg. „Wir haben alle unsere neun bisherigen Begegnungen in der Abstiegsrunde verloren. Deshalb haben wir nicht das Recht, irgendwelche Ansprüche zu stellen. Unser Abstieg war schon vor der Saison nicht utopisch und ist nun leider verdient“, sagte BU-Trainer Jan Haimerl.
Ein Nachfolger für ihn – Haimerl hört am Saisonende auf – steht noch nicht fest. Wobei Haimerl in die Gespräche über die Besetzung der Position involviert ist. Er selbst will nach dieser Spielzeit durchpusten. „BU wird immer ein Teil meines Lebens bleiben“, so Haimerl. „Aber für mich wird eine Pause wichtig sein, um erst einmal etwas Abstand zu gewinnen.“
Altona verspielt Sieg und steigt ab
Einen zur Saison absolut passenden Abstieg legte Altona 93 im Heimspiel gegen den BSV SW Rehden hin. Durch einen Fallrückzieher von Domink Akyol führte Altona schon in der zweiten Spielminute mit 1:0. Doch es kam, wie es in dieser Spielzeit beinahe ständig kam: Altona verspielte den Sieg in den letzten Sekunden. Erst gelang Rehdens Kamer Krasniqi der Ausgleich (88.), bevor in der Nachspielzeit zu allem schlimmen Überfluss Addy Waku Menga sogar den Siegtreffer für Rehden besorgte (90.+1).
„Unsere Spieler wussten ja schon vor Spielbeginn, dass die Chance auf den Klassenerhalt nicht mehr groß ist“, sagte Altonas Trainer Andreas Bergmann. „Trotzdem fühlt es sich scheiße an abzusteigen. Es ist für mich auch mein erster Abstieg als Trainer und somit eine neue Erfahrung.“ Der Kader Altonas in der nächsten Saison dürfte sich nun sehr verändern. Schon seit Wochen sind Gerüchte zu hören, dass viele Spieler den Verein verlassen werden.
„Es ist ganz normal, dass ein paar Jungs weggehen werden. Aber ein paar Spieler werden schon noch bleiben“, so Bergmann. „Wir werden jedenfalls unserem Weg treu bleiben, da wir die dicke Kohle nicht haben – und wollen dann eben in der Oberliga Hamburg mit einer jungen, hungrigen Truppe an den Start gehen, die attraktiven Fußball spielt. Aber zuvor möchten wir sehr gerne den Hamburger Pokal gewinnen.“
Niendorf zelebriert goldene Ananas
Im tabellarischen Sinne eigentlich nichts zu feiern hatte der Niendorfer TSV, Tabellenzweiter der Oberliga Hamburg, nach dem 2:2 gegen den USC Paloma. Doch die Niendorfer zeigten nach ihrer starken Saison, die aufgrund der Dassendorfer Übermacht ohne Titel bleibt, Sinn für Humor. NTSV-Trainer Ali Farhadi bekam nach dem Spiel zum Gewinn der Vizemeisterschaft eine goldene Ananas überreicht.
„Auf diese Idee ist die Mannschaft gekommen“, sagte NTSV-Manager Carsten Wittiber. Und Farhadi ging beschwingt von der gewonnenen Südfrucht in den Feiermodus über. „Schließlich“, so Farhadi, „war das eine geile Saison von uns.“