Hamburg. Ein von der Alexander-Otto-Stiftung unterstütztes Praxishandbuch soll Clubs den Umbruch erleichtern und zur Digitalisierung ermutigen.
Nein, Corona ist natürlich alles andere als gut für die Hamburger Sportvereine. Lockdowns, Sportangebote eingeschränkt, Mitgliederschwund, harte Zeiten – alles oft beschrieben. Einige haben dennoch versucht, die Zeit zu nutzen, um sich intern neu aufzustellen. Die Digitalisierung von Sportvereinen schreitet voran, muss vorangetrieben werden, um die Clubs zukunftssicher zu machen.
Nur geht das nicht so mal eben nebenbei. Michael Sander, der Geschäftsführer vom Bramfelder SV, gibt offen zu: „Wenn wir keine Corona-Pandemie gehabt hätten, wären wir mit unserem Zeitplan krachend gescheitert.“
Hamburger Verein absolviert Digitalisierungsprogramm
Der 4000 Mitglieder starke BSV gehört zu neun Vereinen, die das von der Alexander-Otto-Sportstiftung initiierte und geförderte Digitalisierungsprogramm absolviert und in den vergangenen 18 Monaten digitale Mitgliederportale eingeführt haben. Die Zeiten von ehrenamtlichen Kassenwarten, die in ihrer Privatwohnung den Eingang von Mitgliedsbeiträgen überwacht haben, sind lange vorbei. Aber auch die erste Generation computerbasierter Mitgliederverwaltungen reicht längst nicht mehr aus – ist aber häufig noch im Betrieb.
„Die Digitalisierung des organisierten Vereinssports ist eine wichtige Brücke in Richtung Zukunft“, begründet Alexander Otto das rund 200.000 Euro umfassende finanzielle Engagement seiner Stiftung: „Nicht zuletzt werden Mitarbeiter entlastet und das Ehrenamt dadurch attraktiver gemacht. Die Corona-Pandemie hat zudem gerade offengelegt, wie wichtig die Digitalisierung ist.“
Handbuch soll Vereine zur Digitalisierung ermutigen
2019 hat die Stiftung mit Workshops begonnen, in denen 30 ausgewählte Vereine zunächst fit gemacht wurden, die Einführung digitaler Mitgliederportale anzugehen, ihre Mitarbeiter und Mitglieder dafür zu gewinnen, Anbieter am Markt auszuwählen und die Umsetzung vorzunehmen. Neun Clubs sind davon übrig geblieben, die das Digitalisierungsprogramm umgesetzt haben und ihre Erfahrungen in einem jetzt erschienen Praxishandbuch beschrieben haben.
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Das Handbuch soll durch die praktischen Beispiele auch weitere Vereine ermutigen, den Schritt in die digitale Zukunft zu gehen. „Nach dem Workshop war uns klar: Da müssen wir ran“, berichtet Christoph Blöh, der Vorstandsvorsitzende des SC Alstertal-Langenhorn (SCALA). 20.000 Euro flossen von der Stiftung für das Projekt zu SCALA.
Die Interaktion mit den Mitgliedern ist das Ziel
Die Übertragung von rund 7000 Mitgliederdaten in ein neues System war aufwendiger als von den Verantwortlichen gedacht. Seit dem Sommer steht aber alles. „Mit dem Portal rennen wir bei unseren Mitgliedern offene Türen ein“, sagt Blöh.
Für die Vereine war und ist es wichtig, herauszufinden, was sie tatsächlich brauchen und wollen. Die Interaktion mit den Mitgliedern ist neben der reinen Verwaltung ein großes Ziel. Tennisplätze oder Segelboote könnten am Rechner oder per App direkt gebucht werden, Türen von Sportcentern geöffnet, man kann nachschauen, ob es noch freie Kursplätze gibt. Auch Absagen könnten per Push-Mitteilung versandt werden. Die Möglichkeiten sind endlos.
Mitglieder vom Oberalster VfW fühlen sich abgehängt
Das alles ist aber nur sinnvoll, wenn sich die Mitglieder auf den technischen Fortschritt einlassen. „Einige unserer Mitglieder fühlen sich abgehängt“, hat Nizar Müller, Vorsitzender vom Oberalster VfW, festgestellt, „hier müssen wir in Zukunft mehr Zeit investieren, um die Mitglieder abzuholen. Wir werden Informationsabende anbieten.“