Hamburg. Tabellenzweiter der Oberliga Hamburg darf in Regionalliga Nord aufsteigen – eine Herkulesaufgabe für Fußballverein aus Ottensen.
Die Nachricht vom wahrscheinlichen Aufstieg in die Regionalliga Nord erreichte die Fußballer des Ottensener Oberligaclubs FC Teutonia 05 am Freitagabend beim Training an der Kreuzkirche. „Wir haben uns gefreut. Jubelstürme gab es wegen der Corona-Auflagen nicht. Die Feier holen wir nach“, sagte Teutonias Teammanager Nico Sorgenfrey (38). Weil Tabellenführer TuS Dassendorf seit Jahren kein Interesse an einem Aufstieg hat, darf der Oberligazweite Teutonia in die vierte Klasse.
Bis der seit drei Jahren angestrebte Aufstieg begossen wird, hat der reine Fußballclub (650 Mitglieder) eine Herkulesaufgabe zu stemmen; unter Bedingungen, die viele Fragezeichen aufwerfen. So wird die Regionalliga Nord nächste Saison eine Staffel mit 22 Teams bilden. Um schnell wieder zur 18er-Liga zu werden, sollen sieben Mannschaften absteigen, der Tabellen-15. als Achtletzter die Relegation gegen den Zweiten der Oberliga Niedersachsen bestreiten. „Das wäre sehr hart. Aber wir würden uns der Aufgabe stellen“, sagt Sorgenfrey.
Auf dem Verbandstag will der Norddeutsche Fußball-Verband Ende Juni verschiedene Modelle diskutieren. Sorgenfrey: „Zwei Staffeln mit elf Teams, anschließend Play-offs oder eine stufenweise Rückführung der Regionalliga Nord erst auf 20 und in der folgenden Spielzeit auf 18 Teams erscheinen mir sinnvoller.“ Wegen der Sicherheitsauflagen des DFB müsste Teutonia seine Heimspiele auf dem SC-Victoria-Sportplatz Hoheluft am Lokstedter Steindamm austragen.
Eine Trainingspause kann sich der Club kaum leisten
Ein weiteres Problem ist die Vertragslage. Die Vereinbarungen mit den Spielern enden am 30. Juni. Wann die neue Saison startet, weiß niemand. Teutonia muss jedoch jetzt einen schlagkräftigen Kader zusammenstellen. Eine Trainingspause kann sich der Club wegen des möglichen Viertelfinalspiels im Lotto-Pokal gegen Regionalligist Eintracht Norderstedt kaum leisten. Dieses Spiel zählt noch zur alten Saison. „Sicher werden wir in unseren Verträgen entsprechende Anpassungen vornehmen müssen. Der Vertragsstatus unserer Spieler vom 1. Juli an ist derzeit noch unklar“, sagt der zweite Vorsitzende Liborio Mazzagatti (46).
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Teutonias Aufgabe gleicht der Quadratur des Kreises: Die Verträge wasserdicht zu gestalten, die Spieler bei Laune zu halten, ohne dabei zu viel Geld auszugeben in einer Zeit, in der keine Spiele stattfinden. Mazzagatti ficht das nicht an: „Wer sich nicht auf die Regionalliga Nord freut und da nicht motiviert ist, dem ist nicht zu helfen.“
Wirtschaftlicher Background dürfte gegeben sein, um in der Regionalliga mitzuhalten
Sein Optimismus scheint begründet. Teutonia hat seine Sponsoren in einen Förderverein eingebunden und mit dem milliardenschweren russischen Mineralölkonzern Lukoil einen finanzstarken Hauptsponsor. Der wirtschaftliche Background dürfte damit gegeben sein, um in der Regionalliga mitzuhalten, zumal Mazzagatti verkündet, „dass wir uns auf unsere Partner verlassen können“.
Ein weiteres Pfund soll der neue Trainer werden. Der frühere St.-Pauli-Torwart Achim Hollerieth (46) wurde mitten in der Pandemie verpflichtet – und spricht vorerst nicht mit den Medien. Der ehrgeizige Ex-Keeper polarisierte mit seiner direkten Art schon beim FC Elmshorn (2012 bis 2014), hatte dort mit Meisterschaft und Vizepokalsieg in der Saison 2012/13 aber auch Erfolg. Bei seinen späteren Stationen (Germania Halberstadt, TSG Neustrelitz, TB Uphusen) war dieser überschaubar. „Achim ist ein sehr guter Trainer. Wir trauen ihm eine Menge zu“, sagt Mazzagatti.
Spielerverpflichtungen wolle Teutonia nun, so Mazzagatti, in den nächsten Wochen „finalisieren“. Die Kaliber, die an der Kreuzkirche anheuern werden, werden ein erster Fingerzeig sein, wohin die Reise künftig gehen könnte.