María Paula Rivas Macías aus Ecuador tritt bei den Hamburg Gymnastics für den Wedeler TSV an. Am Sonntag fliegt sie zurück in ihre Heimat nach Südamerika. Eine Rückkehr ist aber nicht ausgeschlossen.

Hamburg. Den Discobesuch, den sie sich so sehnlich gewünscht hat, muss María Paula Rivas Macías wohl bei ihrem nächsten Hamburg-Besuch nachholen. Bis zu ihrem Rückflug nach Ecuador am Sonntag liegt die Priorität der tanzwütigen 17-Jährigen erst einmal darauf, bei den 5. Hamburg Gymnastics am Freitag und Sonnabend in der Sporthalle Wandsbek dem Heimteam ins Finale zu verhelfen. „Es ist das erste Mal, dass ich gegen Turnerinnen aus anderen Erdteilen antrete“, sagt Rivas, „das macht es besonders.“

Dabei dürfte unter den 130 gemeldeten Starterinnen kaum eine mehr internationale Erfahrung haben als sie. Mehr als 100 Medaillen hat Rivas für ihr Heimatland bereits erturnt. An ihren Lieblingsgeräten Schwebebalken und Sprung hat sie bei Süd- und Panamerikameisterschaften sogar Titel gewonnen. Seit August ist Rivas in Hamburg. Ihre Tante Jacqueline Hagelstein, die seit 17 Jahren in der Stadt lebt, hatte den Aufenthalt organisiert und Kontakt zum Verband für Turnen und Freizeit aufgenommen. Der vermittelte sie in die Trainingsgruppe des Wedeler TSV, zu der auch die frühere Nationalturnerin Isabelle Marquard gehört.

Am vergangenen Wochenende trug Rivas beim Saisonfinale der Regionalliga entscheidend dazu bei, dass das Team nach drei Abstiegen endlich einmal die Klasse halten konnte. „María Paula ist eine große Bereicherung für uns“, sagt Wedels Trainer Rainer Junge, „sie hat toll eingeschlagen und fühlt sich bei uns pudelwohl.“

„In Ecuador zählt nicht immer nur die Leistung“

Das kann nicht nur damit zusammenhängen, dass Rivas das deutsche Essen so hervorragend schmeckt. Das Training unterscheide sich gar nicht großartig von dem in ihrer Heimatstadt Guayaquil: „Aber im Wettkampf wird hier meinem Eindruck nach objektiv bewertet. In Ecuador zählt nicht immer nur die Leistung.“

Wäre es strikt danach gegangen, dann dürfte Rivas ihr Land wohl in der kommenden Woche bei den Bolivarianischen Spielen in Trujillo (Peru) vertreten, einem der wichtigsten Sportereignisse Lateinamerikas. Eigens deshalb hatte sie den Rückflug für Sonntag gebucht, obwohl das Visum noch länger gegolten hätte. Aber als die Nominierungslisten herauskamen, fehlte Rivas’ Name. „Dabei ist sie die Nummer zwei in Ecuador“, sagt Hagelstein, die Vorsitzende des ecuadorianischen Kulturvereins Mitad del Mundo Hamburg. Sie vermutet, dass es Rivas mitunter zum Nachteil gerät, dass sie aus einer armen Familie stammt. Auch wenn die Eltern immer alles getan hätten, um ihrer Tochter das Turnen zu ermöglichen.

Zwei mögliche Gastfamilien sind schon gefunden

Der Sport wiederum ist es, der Rivas neue Möglichkeiten eröffnet. Dank eines Stipendiums konnte sie schon mehrere Monate in Florida trainieren. 2014 würde sie gern wieder nach Hamburg kommen, dann für längere Zeit. Zwei mögliche Gastfamilien sind schon gefunden. Wenn ihr Hochschulabschluss anerkannt wird, will sich Rivas um einen dualen Studienplatz bewerben, am liebsten in Schauspiel oder Grafikdesign. Was das Turnen betrifft, hat sie ihren Ehrgeiz etwas gezügelt. Olympia 2016 in Rio? „Das war ein Ziel“, sagt Rivas, „aber ich mache den Sport vor allem, weil es mir Spaß macht.“

In dieser Hinsicht unterscheidet sich das Turnen nicht von ihrer zweiten Leidenschaft, dem Tanzen. Wie gut sie sich auch darauf versteht, will Rivas den Gymnastics-Besuchern am Sonnabend vorführen, wenn sie im Showprogramm einen Auftritt mit dem kolumbianischen Tanz Mapalé hinlegt. Das sollte für den entgangenen Discobesuch allemal entschädigen.