Hamburg. Der Topscorer der Zweiten Liga wird zum Topverdiener in den USA. Sein Ex-Club hat Pläne für seine Nachfolge.
Lutz Pfannenstiel ist der Vorzeigeweltreisende der Fußball-Branche. Bei kaum zu fassenden 26 Clubs auf sechs Kontinenten hat der Torwart gespielt. Nirgends blieb er länger als zwei Jahre.
Von 2020 an ist es plötzlich ruhiger im Leben des 51-Jährigen geworden. Umtriebig ist Pfannenstiel seither nur noch auf dem Transfermarkt, als Sportdirektor des St. Louis City SC. Von wo aus der Niederbayer genau in Richtung FC St. Pauli schaute.
Marcel Hartel wechselt zu St. Louis City SC
Zweitligatopscorer Marcel Hartel schien Pfannenstiel nachhaltig beeindruckt zu haben, sodass er die Vorkaufsrechte für 350.000 US-Dollar (327.000 Euro) erwarb. Mit Erfolg, der 28-Jährige unterschrieb in Missouri. Damit besitzt der Mittelfeldspieler nun eine Gemeinsamkeit mit Marco Reus, dessen Rechte Los Angeles Galaxy kürzlich für einen ähnlichen Rekordpreis gekauft hat.
In der US-amerikanischen Major League Soccer (MLS) ist dies möglich, selbst wenn der Spieler kein Interesse an einem Wechsel besitzt. Hintergrund: Sollte sich das ändern wäre ein kleinerer Club in einem potenziellen Wettbieten um Stars nicht zu benachteiligt.
Ex-St.-Pauli-Spieler hat nun eine Gemeinsamkeit mit David Beckham
Denn obwohl in der MLS eine Gehaltsobergrenze von knapp vier Millionen US-Dollar pro Team gilt, sind Ausnahmen erlaubt. Dies führt wiederum dazu, dass Hartel auch eine Gemeinsamkeit mit David Beckham besitzt.
Er ist ein „designated player“, der mehr Gehalt beziehen darf. Eingeführt wurde die sogenannte Beckham-Regel, um den ehemaligen englischen Mittelfeldstar 2007 zu LA Galaxy zu lotsen. Ohne ein fürstliches Salär wäre dies nicht möglich gewesen.
St. Pauli konnte den Zweitliga-Topscorer finanziell nicht halten
In St. Louis sind unter anderem Ex-BVB-Torwart Roman Bürki und der langjährige Bundesligaspieler Eduard Löwen „Beckham-Spieler“. Hartel soll beim derzeit Zwölften der Western Conference rund 1,5 Millionen.
Finanziell hatte der FC St. Pauli keine Chance, mit der Offerte der US-Amerikaner mitzuhalten, die vom Unternehmen des einstiges HSV-Sportdirektors Bernhard Peters beraten werden. Ohne Frage hätten die Hamburger den besten Spieler der abgelaufenen Zweitligasaison gern behalten.
Wer Hartel beim FC St. Pauli ersetzen soll
Allerdings fiel den Verantwortlichen beim Kiezclub auch auf, dass der gebürtige Kölner in der Endphase jenseits von Standards aus dem Spiel heraus etwas nachließ. Nach drei Jahren sukzessiver Entwicklung wurde ihm zudem kein weiterer Leistungssprung mehr zugetraut.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass dennoch die Produktion von 17 Toren und 13 Vorlagen zu ersetzen ist, vor allem offensiv wirkte Hartel mitunter unverzichtbar. Zu regeln ist er nicht durch einen singulären Akteur.
Der vom SC Freiburg ausgeliehene, jedoch defensiver orientierte Robert Wagner (20) soll Teile von Hartels Job übernehmen. Vom Schweden Erik Ahlstrand können Akzente auf dieser Position erwartet werden – sofern der 22-Jährige körperlich auf Bundesliganiveau angelangt. Auch ein weiterer Neuzugang im zentral-offensiven Mittelfeld ist nicht auszuschließen.
Dass er von einem Club oder aus einem Land kommt, in dem Lutz Pfannenstiel schon gespielt hat, ist gar nicht so unwahrscheinlich.
Drei Testspiele in der Saisonvorbereitung des FC St. Pauli sind terminiert worden: 13. Juli (15.30 Uhr) in Malente gegen Bremer SV; 19. Juli (18 Uhr) in Kufstein (Österreich) gegen Greuther Fürth; 3. August bei Norwich City.