Moos in Passeier. Auch auf anderen Positionen deuten sich beim FC St. Pauli gegen Istra Veränderungen an. Zudem bahnt sich ein Transfer an.
Gelungener Abschluss des Trainingslagers. Der 4:1 (2:0)-Sieg des FC St. Pauli gegen NK Istra 1961 stellte zugleich die finale Einheit in Südtirol dar. Am Sonntagabend geht es per Flieger von Bozen zurück nach Hamburg.
Die Stunden zuvor werden zur dringend notwendigen Regeneration verwendet. Seit vergangenem Sonntag hatte das Trainerteam sogar derart intensiv trainieren lassen, dass der Platz im Nestelstadion in St. Leonhard in Passeier für ein Testspiel nicht mehr gut genug gewesen sein soll. Auf Wunsch der Hamburger wurde also ins benachbarte Moos in Passeier umgezogen.
FC St. Pauli: Smarsch steht im letzten Testspiel im Tor
Einen Umzug scheint es sozusagen auch im Tor der Kiezkicker zu geben. Die Elf, die Trainer Timo Schultz gegen den Vorletzten der vergangenen Saison der kroatischen Liga aufbot, sah sehr nach Startelf für den Saisonauftakt am kommenden Sonnabend gegen den 1. FC Nürnberg aus – und beinhaltete Dennis Smarsch im Kasten. Es scheint also, als hätte der 23-Jährige seinen drei Jahre älteren Kontrahenten Nikola Vasilj vorerst verdrängt.
Ausschlag bei der Entscheidung dürfte gegeben haben, dass Smarsch der bessere Fußballer der beiden ist, ein Element, das künftig stärker ins Spiel von St. Pauli eingebunden werden soll und auf das der neue Torwarttrainer Marco Knoop gesteigerten Wert legt.
St. Pauli mit Fazliji über Wechsel einig
Veränderungen im Vergleich zur Vorsaison gibt es zudem auf der rechten Abwehrseite, wo Neuzugang Manolis Saliakas den Vorzug vor Luca Zander erhielt sowie im Sturm, den zu Beginn Igor Matanovic und der neu verpflichtete Johannes Eggestein besetzten. Als Zehner begann Lukas Daschner, in der Innenverteidigung Adam Dzwigala, der den am Oberschenkel verletzten David Nemeth vertrat.
Auf dieser Position könnte es allerdings noch zu Bewegungen kommen. Der von St. Pauli umworbene Betim Fazliji stand am Sonnabend nicht im Kader des FC St. Gallen beim Testspiel gegen den SC Freiburg, bei dem im Übrigen auch der Ex-Paulianer Daniel-Kofi Kyereh noch aussetzte. Fazliji kann sowohl in der Defensive als auch auf der Sechs spielen und ist damit genau der polyvalente Spielertyp, den sich Sportchef Andreas Bornemann wünscht.
Nach Abendblatt-Informationen sollen sich Spieler und Verein bereits einig sein, die Vereine müssen nur noch die Ablösesumme aushandeln. Der Kosovare wäre für einen hohen sechsstellige Betrag zu haben.
St. Paulis Außenverteidiger spielen stark auf
In Moos war Fazliji allenfalls ein Randthema unter den rund 250 Fans, die größtenteils die Norddeutschen bejubelten, die Eric Smith als Kapitän aufs Feld führte. Die Entscheidung, wer das Amt zu Saisonbeginn innehaben wird, fällt Trainer Timo Schultz erst im Verlauf der kommenden Woche.
Taktisch sind die meisten Entscheidungen fürs Erste gefallen. Auffällig war gegen die Kroaten, die sich auf dem Niveau eines deutschen Drittligisten bewegen, wie hoch die beiden Außenverteidiger St. Paulis stehen. In Ballbesitz befanden sich Paqarada und Saliakas mitunter auf Höhe beider Stürmer. Zwar bauten die Braun-Weißen ihre Angriffe weiterhin vermehrt über die linke Seite auf, ging es über rechts, stand Saliakas Paqarada in Dynamik und Flankenfreudigkeit in wenig nach. Es deutet einiges darauf hin, dass St. Pauli über zwei im Ligavergleich deutlich überdurchschnittliche Außenverteidiger verfügt.
Und der, über den das längst bekannt ist, Paqarada nämlich, drückte dem Spiel an allen Ecken und Enden seinen Stempel auf, wurde von seinen Mitspielern permanent gesucht und schlüpfte nahezu in die Rolle des Spielmachers. Nur folgerichtig, dass sein Freistoß den Führungstreffer durch Jakov Medic vorbereitete (14.). Ausgerechnet Medic, dem das Tor fast peinlich war. Entschuldigend hob der Kroate die Hände. Der Grund: In der U 19 spielte der Innenverteidiger ein Jahr für NK Istra.
Matanovic mit guten Stammplatzchancen
Das intensive Trainingslager hatte seine Spuren zwar auf dem Rasen, in der ersten Hälfte aber kaum in den Beinen der St.-Pauli-Profis, die konstant hoch pressten, hinterlassen. Daraus ergab sich auch das 2:0, als Matanovic den Ball im Zweikampf eroberte und allein vor dem Tor präzise einschob (33.). Der 19-Jährige scheint eine Woche vor Saisonstart beste Karten auf einen Stammplatz zu haben. Sein Sturmpendant Eggestein trat weniger durch den finalen Kontakt in Erscheinung, was allerdings so designiert ist. Das einstige Toptalent kommt eher von außerhalb des Strafraums und war versucht, seine Kollegen zu bedienen.
Eggestein durfte sich allerdings auch nach dem Seitenwechsel bewähren, während Matanovic gegen David Otto ausgetauscht wurde. Außerdem kam der zum Saisonauftakt gesperrte Marcel Beifus für Dzwigala und Vasilj für Smarsch, der keine Chance bekam, sich auszuzeichnen.
Was der bosnische Nationalkeeper nicht behaupten konnte. Mit ihrem ersten nennenswerten Angriff erzwangen die Kroaten direkt einen Handelfmeter – einen umstrittenen allerdings, da kein offensichtliches Handspiel von Medic zu erkennen war. Erstaunlicherweise war auf dem Sportplatz in Moos keine Technik für den Videobeweis vorhanden. So bekam also Vasilj seine Chance, und war chancenlos. Robert Miskovic verlud ihn eiskalt (51.).
Paqarada zeigt, wer bei St. Pauli der Boss ist
Geschenkt. Nur sieben Minuten später leistete sich Istra ein Handspiel im Strafraum. Wieder Elfmeter. Das eigentlich Spannende daran: Paqarada schnappte sich umgehend, als sei es das Normalste der Welt, den Ball und drosch ihn ins rechte Eck. Smith mag die Kapitänsbinde tragen, Daschner nomineller Zehner sein, Eggestein die namhafte Neuverpflichtung, aber Paqarada ist der unumstrittene Boss und wichtigste Spieler.
Eindruck machte jedoch auch U-23-Stürmer Serhat Imsak. Nicht nur durch seinen exzellenten Pass in die Schnittstelle zu Connor Metcalfe. Der Australier wusste es, den Ball mitzunehmen, allerdings nicht, Lovro Majkic zu überwinden (64.).
Die finalen gut 25 Minuten inklusive Nachspielzeit, in denen Otto mit seiner Chancenverwertung haderte und Imsak nach mustergültiger Flanke von Carlo Boukhalfa praktisch mit dem Schlusspfiff den Endstand herstellte, stand dann eine bunt gemischte Mannschaft auf dem Platz. Schultz gab jedem spielfähigen Akteur Einsatzzeit. Einzig die verletzten David Nemeth und Etienne Amenyido, der noch nicht wieder fitte Jannis Wieckhoff sowie die Ersatztorhüter Sören Ahlers und Jhonny Peitzmeier durften sich durchgängig entspannt sonnen.
Von einer deutlichen Steigerung im Vergleich zu den bisherigen Testspielen sprach Matanovic. „Die tägliche Taktikbesprechung im Trainingslager hat uns richtig gut getan. Wir hatten so viele Ballgewinne vorne, woraus ja auch das zweite Tor entstanden ist. Das Pressing hat gut geklappt, allen waren unsere Abläufe bewusst. Nur mit dem Ball müssen wir noch sicherer und klarer spielen, aber dafür bleibt noch eine Woche.“
Ähnlich positiv viel das Fazit von Schultz aus. „Wir haben wenig zugelassen, das Zentrum gut dicht gehalten. Wenn, hat der Gegner nur etwas über außen und lange Bälle erreicht. Es war schon viel von dem zu sehen, was wir einstudiert haben, allerdings gegen einen Gegner, der uns nicht so gefordert hat. Insgesamt hat sich das Trainingslager aber komplett gelohnt, wir konnten richtig gut und viel trainieren, haben etwas fürs Teambuilding getan und waren in einem ganz, ganz tollen Hotel.“ Nur eines schmerzt den Trainer ein wenig. In absehbarer Zukunft nicht in „dieser herrlichen Bergkulisse“ zu spielen. Aber das Millerntor soll auch ganz nett sein.
St. Pauli: Smarsch (46. Vasilj) – Saliakas (68. Zander), Dzwigala (46. Beifus), Medic (68. Roggow), Paqarada (68. Ritzka) – Smith (68. Aremu) – Irvine (61. Metcalfe), Hartel (68. Jessen) – Daschner (68. Boukhalfa) – Matanovic (46. Otto), Eggestein (61. Imsak).
Tore: 1:0 Medic (14.), 2:0 Matanovic (33.), 2:1 Miskovic (51./Handelfmeter), 3:1 Paqarada (58./Handelfmeter), 4:1 Imsak (90.+3).
Schiedsrichter: Di Paolo (Italien).
Zuschauer: 250.