Hamburg. David Otto, der aus Hoffenheim wechselt, soll Abhilfe schaffen. Bis zu seinem Debüt für den FC St. Pauli wird es aber wohl dauern.

„Wenn ihr mal ein richtig geiles Schützenfest erleben wollt: zweites Juliwochenende, Esens.“ Und weil das nun mal so richtig geil sei, hat Timo Schultz auch volles Verständnis für seine Schwester. Die lebt zwar seit mehr als 20 Jahren in Südtirol, zieht es in der kommenden Woche, wenn Schultz mit dem FC St. Pauli dort das Trainingslager in St. Leonhard bezieht, aber in Erwägung, ins heimische Ostfriesland zu fliegen. Kein Problem für den Bruder. Aber eines für den Trainer. Denn Esens ist nicht überall, und besonders am Millerntor besteht die Gefahr, auf absehbare Zeit kein „richtig geiles“ Schützenfest mehr zu erleben.

Nach dem Abgang der Schützenkönige Guido Burgstaller und Daniel-Kofi Kyereh sowie von Simon Makienok und Maximilian Dittgen sind die vier treffsichersten Spieler der vergangenen Saison abhandengekommen. Ihre potenziellen Nachfolger? Etienne Amenyido: verletzt, mal wieder. Igor Matanovic: erzielte zwei Tore in der Vorsaison. Neuzugang Johannes Eggestein: verfehlte die Zielscheibe gänzlich.

FC St. Pauli: Löst David Otto das Stürmerproblem?

Und auch die zweite Neuverpflichtung im Angriff, die St. Pauli am Donnerstagvormittag vermeldete, löste keine Panikattacken bei der Zweitligakonkurrenz aus. „David Otto kommt von der TSG Hoffenheim“ liest sich in der Pressemitteilung zwar beeindruckend, zur Wahrheit gehört aber auch, dass der 23-Jährige in den vergangenen drei Spielzeiten in die Zweite Liga ausgeliehen wurde. Zunächst zum 1. FC Heidenheim, dann zum SSV Jahn Regensburg. Die Bilanz: 67 Spiele, fünf Tore. Randtreffer.

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„David fühlt sich im Sturmzentrum am wohlsten, wo er seinen Körper gut einsetzt“, sagt Schultz über den gebürtigen Pforzheimer. Dessen Transfer passt ins Muster der bisherigen Aktivitäten St. Paulis auf dem Spielermarkt. Trotz eines Überschusses – inklusive des Otto-Wechsels – von rund zwei Millionen Euro bleibt Sportchef Andreas Bornemann seiner in der Vergangenheit häufig erfolgreichen Linie treu, selten gestandene Unterschiedsspieler zu holen, sondern Akteure, die vor allem im Juniorenbereich Potenzial gezeigt haben, dies bei den Profis aber nur marginal abrufen konnten.

Wenn Otto, der für die U19 Hoffenheims in 59 Einsätzen 39 Treffer erzielte und 24 Vorlagen gab, der Posterboy für diese Strategie ist, lässt sich von Eggestein, dessen Marktwert einst zehn Millionen Euro betrug, ein Starschnitt anfertigen. Auffällig, dass zehn Spieler des neuen Kaders den Jahrgängen 1998 und 1999 angehören.

Testspiel gegen dänischen Erstligisten Silkeborg IF in Tondern

Um einen ersten Eindruck von Otto zu erhalten, heißt es warten. Wohl bis zum Sonnabend, 9. Juli, wenn St. Pauli zum Abschluss des Trainingslagers gegen einen noch nicht feststehenden Gegner testet. Eggestein dagegen kann sein Visier bereits an diesem Freitagnachmittag richten. Im dritten Testspiel der Vorbereitung erprobt der Kiezclub um 14 Uhr den dänischen Erstligisten Silkeborg IF. Man trifft sich in der Mitte: Ausgetragen wird die Begegnung in Tondern, unmittelbar hinter der Grenze.

Im Tor soll diesmal der etatmäßige Stammkeeper Nikola Vasilj ein dänisches Schützenfest verhindern, nachdem sich in den vorherigen beiden Testspielen Dennis Smarsch zeigen durfte. Die im Aufbautraining befindlichen Afeez Aremu und Jackson Irvine sind kein Thema, dafür fahren die U-23-Akteure Sören Mende, Gwengin Lee, Maximilian Schütt und Luca Günther mit.

Beim Training am Donnerstag musste Niklas Jessen (18) vorzeitig vom Platz, nachdem ihn Luca Zander an der bereits angeschlagenen Wade getroffen hatte.