Benidorm/Hamburg. Cheftrainer befindet sich mit St. Pauli in finalen Gesprächen über seine Zukunft. Große Zuversicht nach dem Trainingslager.
Am Ende war Stürmer Guido Burgstaller am Sonntagvormittag noch einmal in der Siegermannschaft, die das Fußball-Volleyballspiel mit zwölf gegen zwölf für sich entschied und sich damit davon befreite, den Platz nach der letzten Einheit abzubauen.
Der aus sportlicher Sicht viel ernsthaftere Schlusspunkt des Trainingslagers des FC St. Pauli in Benidorm war schon am Sonnabend das Testspiel gegen den belgischen Erstliga-Letzten K. Beerschot VA gewesen, das die Hamburger verdient mit 2:0 gewannen.
Das Ergebnis und der Auftritt der beiden für jeweils 60 Minuten eingesetzten St.-Pauli-Teams trug noch einen weiteren Teil dazu bei, dass Trainer Timo Schultz das Trainingslager an der Costa Blanca als Erfolg und richtige Entscheidung werten konnte.
St. Pauli: Schultz vermisst das Blattgold nicht
„Die Umstände hier waren richtig gut. Das Hotel ist top. Wenn die Säulen mit Blattgold bezogen sind wie in der Türkei, ist das nicht mein Ding. Das ist hier topfunktionell und zum Glück sehr weitläufig. Das Essen war richtig gut und das Bett hervorragend. Das sind für mich als Spieler immer so Hauptsachen gewesen“, lobte Schultz die Vier-Sterne-Anlage Melia Villaitana.
Aus Trainersicht kam noch der Pluspunkt hinzu, dass die beiden genutzten Trainingsplätze zur Anlage gehörten, also keine Busfahrt nötig war. „Ich hätte nichts dagegen, wieder hierherzukommen“, sagte er. Jeden Tag schien die Sonne, es gab keinen einzigen Regentropfen.
FC St. Pauli hat eine dicke Personaldecke
Für den weiteren Saisonverlauf und den Kampf um den Bundesligaaufstieg könnte sich als entscheidender Faktor erweisen, dass St. Pauli als Tabellenführer mit einer vergleichsweise dicken Personaldecke den Wiederbeginn der Liga angehen kann. Gegen Beerschot waren 23 Spieler zum Einsatz gekommen. Nur der dritte Torwart Sören Ahlers und Afeez Aremu, der sich noch im Aufbautraining befindet, sahen zu.
In Hamburg werden von Dienstag an auch noch der von seiner Corona-Infektion genesene Luca Zander und Philipp Ziereis wieder dazustoßen. Ziereis hatte wegen der Geburt seines Sohnes Lio das Trainingslager verlassen. Jetzt wird er wieder gegen Jakov Medic und James Lawrence den Kampf um einen der beiden Startelfplätze in der Innenverteidigung aufnehmen.
Nicht überall, aber eben doch auf einigen Positionen wird es in den letzten Trainingseinheiten in Hamburg Duelle um den Platz in der Anfangsformation im Hinblick auf das Spiel gegen Aue am Sonnabend, aber auch die beiden folgenden Highlights im Pokal gegen Dortmund und in der Liga beim HSV geben.
Ein „schwieriges Rennen“ neben Burgstaller
Zu nennen ist da der Job als Sturmpartner des gesetzten Guido Burgstaller. Punkte sammelte der in den zweiten 60 Minuten agierende Maximilian Dittgen mit seinem Tor zum 2:0 (95.).
„Er hatte vier Abschlüsse in einer Stunde Spielzeit. Das zeigt seine Qualität, dass er immer wieder tief geht. Er hätte auch noch mehr Tore machen können. Etienne Amenyido und Igor Matanovic waren sehr umtriebig, haben sich in den Zweikämpfen aufgerieben und Freistöße gezogen. Das hat mir gut gefallen. Und Simon Makienok hatte ein bisschen Knieprobleme. Er hat als Zielspieler dennoch das gezeigt, was man von ihm erwartet“, fasste Schultz die Auftritte der Sturmkandidaten zusammen. „Das ist schon ein schwieriges Rennen neben Guido. Wir werden aber jeden brauchen“, sagte Schultz weiter und erinnerte daran, dass Burgstaller nach der nächsten Gelben Karte gesperrt sein wird.
Kyereh-Ersatz: Buchtmann sammelt Pluspunkte
Am besten passiert dies erst, wenn Daniel-Kofi Kyereh wieder zurück vom Afrika-Cup ist, bei dem er am Montag (17 Uhr) mit dem Team Ghanas im ersten Gruppenspiel auf Marokko trifft. Zunächst aber geht es darum, Kyerehs Zehner-Position in den kommenden drei Spielen zu besetzen.
Hier bekam gegen Beerschot zunächst Lukas Daschner die Chance, ehe er von Christopher Buchtmann abgelöst wurde, der sich mit dem Tor zum 1:0 (82.) per Volleyschuss nach Eckenvariante, sowie der Vorlage zum 2:0 klar profilierte.
„Buchti ist sehr griffig im Zweikampf. Obwohl er ein Offensivspieler ist, hat er eine große Stabilität und einen überragenden Torabschluss. Das ist seine größte Waffe. Daschi treibt sich überall rum, hat Wahnsinnsideen im Eins-gegen-eins. Heute hat er es auch in der Arbeit gegen den Ball sehr gut gemacht“, sagte Schultz.
St. Pauli: Schultz spricht von Vertragsverlängerung
Während sich Buchtmann sowie alle anderen Spieler, deren Verträge am Saisonende auslaufen, auch nach den im Trainingslager geführten Gesprächen noch gedulden müssen, wie es mit ihnen weitergeht, bestätigte Schultz, dass seine seit Wochen erwartete Vertragsverlängerung unmittelbar bevorsteht. Dies hatte zuletzt auch Sportchef Andreas Bornemann mit den Worten „viel, viel zeitnäher als zuletzt“ angekündigt.
„Für uns ist seit Wochen oder sogar Monaten klar, dass es weitergeht. Wir haben vieles in Ruhe besprochen und uns nicht treiben lassen“, sagte Schultz zu diesem Thema und ergänzte: „Wir haben sauber unsere Themen besprochen, davon am wenigsten das Gehalt oder eine Ausstiegsklausel. Wie will ich als Trainer einen Spieler von einem Projekt überzeugen, wenn ich selber eine Ausstiegsklausel habe und schon danach geiere, mich zu verändern? Das steht für mich nicht zur Debatte.“
Schultz würdigt noch einmal Marvin Knoll
Am Ende nutzte der Chefcoach sein Trainingslager-Fazit, um auch noch einmal Marvin Knoll zu würdigen, der am Freitag zum MSV Duisburg gewechselt war.
„Es war auch für ihn keine einfache Zeit. Es ist einfach sportlich im letzten Jahr so gut gelaufen, dass er keinen Fuß mehr in die Tür bekommen hat. Wer unsere Entwicklung seit Januar, Februar gesehen hat, muss erkennen, dass die Spieler, die auf seiner Position waren, richtig gut gespielt haben. Ich ziehe den Hut vor ihm, wie er sich verhalten und die Jungs motiviert hat“, sagte der Coach und hofft, dass jetzt der eine oder andere Lust auf mehr Verantwortung hat und in die Lücke stößt, die Knoll als Führungspersönlichkeit hinterlässt.
FC St. PauIi, erste 60 Minuten: Vasilj – Ohlsson, Beifus, Lawrence, Ritzka – Benatelli – Irvine (53. Becker), Roggow – Daschner – Makienok (31. Amenyido), Burgstaller. Zweite 60 Minuten: Smarsch – Jessen, Medic, Dzwigala, Paqarada – Smith – Becker, Hartel – Buchtmann – Amenyido (74. Matanovic), Dittgen. Tore. 1:0 Buchtmann (82.), 2:0 Dittgen (95.).