Hamburg. Souveränes 4:1 gegen Ingolstadt begeistert auch die ins Stadion zurückgekehrten Ultrafans. Schon acht verschiedene Torschützen.

Minutenlang standen die Spieler des FC St. Pauli hübsch nebeneinander aufgereiht vor der Südtribüne des Millerntor-Stadions und feierten gemeinsam mit den dort dicht gedrängt stehenden Fans ihren 4:1 (1:0)-Heimsieg gegen den FC Ingolstadt. Erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor mehr als eineinhalb Jahren hatte der Millerntor-Club im Rahmen seines 2-G-Testprojekts – nur Geimpfte und Genesene hatten Zutritt im Stadion – vor allem den Stehplatzbereich auf dieser Tribüne wieder voll auslasten dürften.

Dies nahmen wie erhofft auch die Ultrafans zum Anlass, sich wieder ein Ticket zu sichern. Und so gab es zum ersten Mal seit dem Heimspiel gegen den VfL Osnabrück am 1. März 2020 wieder die schon fast vergessene Dauerbeschallung durch diese Anhänger, die aber auch begeistert auf die Spielzüge und vier Treffer ihres Teams reagierten. Am Ende war deutlich zu spüren, dass sich die Spieler und die eingefleischten Südtribünenfans eine gefühlte Ewigkeit lang gegenseitig vermisst hatten. „Die Jungs erarbeiten es sich seit vielen Monaten, mit ihrer Art Fußball zu spielen, dass sie von Fans gefeiert werden“, sagte Trainer Timo Schultz dazu.

FC St. Pauli erzielt vier Tore gegen die Ingolstädter

Zum ersten Heimspiel unter 2G-Bedingungen gab es auch eine Premiere für das dritte, in Grau gehaltene Trikot für diese Saison. Es tat der bisher makellosen Heimbilanz keinen Abbruch – ganz im Gegenteil. Nach dreimal jeweils drei Treffern gab es nun gegen die sportlich arg limitierten Ingolstädter sogar vier Tore zu feiern. Dabei war die Ausbeute von gerade einmal einem Tor zur Pause sogar viel zu wenig für den hoch überlegenen FC St. Pauli.

Vor dem 1:0 durch einen Kopfball von Luca Zander (34.) nach einer Ecke von Leart Paqarada hatte Ingolstadts Torwart Fabijan Buntic bei den Kopfbällen von Medic (11.) und Dittgen (19.) sowie beim Schuss von Daniel-Kofi Kyereh Glanzparaden gezeigt. Und auch nach Zanders Tor, bei dem Buntic keine Chance hatte, verhinderte er kurz vor der Pause gegen den frei vor ihm auftauchenden Dittgen einen höheren Rückstand. Per Brustvorlage war Dittgen von Kyereh sehenswert freigespielt worden.

Dittgen nutzt seine Startelfchance

Die Treffer von Maximilian Dittgen (50.) per Kopf nach erneuter Vorlage von Paqarada, Guido Burgstaller (61.) und schließlich des eingewechselten Christopher Buchtmann (73.) zum 4:1-Endstand waren am Ende einer verdiente Ausbeute aus den insgesamt 20 Torschüssen. „Nur die Phase nach dem 3:0 hat mir nicht gefallen. Da habe ich draußen gemerkt, dass der letzte Drive fehlte“, bemängelte Trainer Schultz. Prompt fiel auch das Gegentor durch Merlin Röhl (72.). „Das war komplett unnötig. Deshalb ärgere ich mich so darüber.“

Buchtmann feierte ebenso wie Zander und Dittgen seine Torpremiere für diese Saison. Nach erst sieben Spieltagen hat St. Pauli nun schon acht verschiedene Torschützen, was für die Variabilität des Teams spricht. Vor allem Maximilian Dittgen nutzte seine überraschende Chance als Startelfspieler im Sturm neben Torjäger Guido Burgstaller und gab nach seinen zunächst vergebenen Chancen nicht auf. Der 26-Jährige ist nun gegenüber Simon Makienok, dem Doppeltorschützen gegen den HSV, erst einmal im Vorteil.

Erkenntnisse von 2G-Modell werden ausgewertet

Organisatorisch konnte St. Pauli den Erfolg verbuchen, dass zum Spielbeginn fast alle Zuschauerinnen und Zuschauer ihren Platz erreicht hatten. Nur an einem Zugang war der Stau so lang, dass es einige nicht rechtzeitig zum Anpfiff geschafft hatten. Zu ihrem Glück ließ sich das Team etwas Zeit, bis es seine erste von etlichen Torchancen nutzte. In den kommenden Tagen werden die Erkenntnisse des speziellen 2G-Modells ausgewertet. Nicht zuletzt dürfte spannend sein, ob auf den dicht gefüllten Stehrängen der Südtribüne ein signifikantes Infektionsgeschehen festzustellen ist.

Fest steht schon jetzt, dass das nächste Heimspiel gegen Dynamo Dresden am 3. Oktober nicht nur sportlich eine Herausforderung für St. Pauli wird. Die Dynamo-Fans werden – ganz im Gegensatz zu den wenigen, im Gästeblock versprengt stehenden FCI-Anhängern – voraussichtlich auf keine der zur Verfügung stehenden Tickets verzichten.

Zuvor aber steht am kommenden Sonnabend das Auswärtsspiel beim Karlsruher SC auf dem Programm. Es ist die nächste Gelegenheit, die bisher schwache Auswärtsbilanz (ein Punkt, Platz 17) aufzubessern, die bisher den Status, ein Spitzenteam der Liga zu sein, trotz des dritten Platzes doch noch stark relativiert. „Vielleicht lasse ich mir was einfallen“, sagte Schultz.

FC St. Pauli: Vasilj – Zander (87. Dzwigala), Ziereis, Medic (87. Beifus), Paqarada (80. Ritzka) – Aremu – Irvine, Hartel (66. Buchtmann) – Kyereh – Burgstaller (67. Benatelli), Dittgen.

FC Ingolstadt 04: Buntic – Heinloth, Schröck, Röseler, Poulsen (61. Franke) – Röhl, Linsmayer (82. Preißinger) – Gebauer (61. Boujellab), Bilbija (89. Hawkins) – Schmidt (61. Kaya), Eckert Ayensa.

Tore: 1:0 Zander (34.), 2:0 Dittgen (50.), 3:0 Burgstaller (61.), 3:1 Röhl (72.), 4:1 Buchtmann (73.).
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück).
Zuschauer: 13.917.
Gelbe Karte: Röhl (2).
Statistik: Torschüsse: 20:9 Ecken: 8:3, Ballbesitz: 58:42 Prozent, Zweikämpfe: 102:
101.