Im November war Deniz Naki vom selben Richter noch freigesprochen worden. Dem Fußball-Profi wird Terrorpropaganda vorgeworfen.

Diyarbakir. Der ehemalige Profi des FC St. Pauli, Deniz Naki, ist im türkischen Diyarbakir wegen vermeintlicher „Terrorpropaganda“ zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr, sechs Monaten und 22 Tagen verurteilt worden. Die Bewährungszeit betrage fünf Jahre, sagte Nakis Anwalt Soran Haldi Mizrak der Deutschen Presse-Agentur. In dieser Zeit dürfe Naki sich nichts zuschulden kommen lassen. Haldi Mizrak kritisierte die Entscheidung zudem als „willkürlich“.

„Ich bin sehr enttäuscht, denn bei der ersten Verhandlung bin ich noch freigesprochen worden. Mit so einem Urteil herauszukommen, macht mich sehr traurig“, sagte Naki der ARD. Er habe nur eine Friedensbotschaft weitergegeben und gesagt, „dass ich gegen den Krieg bin“. Das Urteil finde er „natürlich scheiße.“

St. Pauli zeigt sich solidarisch mit Naki

Im November war Naki, der unter den St.-Pauli-Fans immer noch große Beliebtheit und Solidarität genießt, noch freigesprochen worden. Im Februar ging die Staatsanwaltschaft jedoch in Revision und der 27-Jährige musste sich erneut vor Gericht verantworten. Özcan Mutlu, Sportpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, sagte, der Fall Naki zeige, dass jeder Regierungskritiker in der Türkei mit dem Schlimmsten rechnen müsse. Alleine, dass das Verfahren wieder aufgerollt worden sei, sei eine „Farce und eine Schande für die türkische Justiz“.

Ähnlichen klingen auch die Worte von St. Paulis Präsident Oke Göttlich. "Es ist schwer nachvollziehbar wie der gleiche Richter in einer Revision nun zu einer anderen Entscheidung kommt. "Wir wünschen Deniz viel Kraft bei seinem Einsatz für Freiheit, Frieden und Menschlichkeit", sagt der 41-Jährige.

„Das heutige Urteil ist bedauerlich – und absurd“, sagte der Europaabgeordnete der Linken, Fabio De Masi, der als Prozessbeobachter vor Ort war. „Derselbe Richter, der Herrn Naki vom Vorwurf der Terrorpropaganda im letzten Jahr freigesprochen hat und damals unterstrich, dass in der Türkei Meinungsfreiheit herrsche, verurteilt ihn heute.“ Die Unabhängigkeit der Gerichte von der Politik in der Türkei sei nicht mehr gewährleistet.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Naki will Türkei nicht verlassen

Naki, der zurzeit für den Drittligaclub Amed SK aus Diyarbakir um den Aufsteig kämpft, wurde konkret vorgeworfen, über soziale Netzwerke für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK geworben zu haben. In seinen Beiträgen kritisierte der Fußball-Profi unter anderem das Vorgehen des türkischen Militärs im kurdisch geprägten Südosten des Landes. Nachdem Amed im Januar 2016 im Pokal gegen den Erstligisten Bursaspor gewonnen hatte, schrieb Naki unter anderem, der Sieg sei denen gewidmet, „die bei den Grausamkeiten, die seit über 50 Tagen auf unserem Boden stattfinden, getötet oder verletzt wurden“.

In der Türkei geht das Militär seit dem Scheitern eines Waffenstillstands im Sommer 2015 im Südosten des Landes gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Die PKK wiederum verübt immer wieder Anschläge. Naki sprach mit Blick auf seine Veröffentlichungen von Friedensbotschaften. Trotzdem folgten auf die Botschaften im Januar vor einem Jahr eine Sperre über zwölf Spiele und eine Geldstrafe von rund 6000 Euro.

Naki hat die Vorwürfe der Terrorpropaganda stets bestritten und abgelehnt, seine Posts zu löschen. Die Türkei zu verlassen kam für den früheren Hamburger, der drei Jahre für den FC St. Pauli spielte, auch nie infrage. „Das könnte als ein Zeichen dafür gedeutet werden, dass ich doch etwas falsch gemacht hätte“, sagte er vor wenigen Monaten gegenüber "tagesschau.de". "Ich will doch nur Frieden."

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung