Hamburg. Hinzpeter war in verschiedenen Funktionen bei St. Pauli tätig. Er hinterlässt seine Ehefrau Nicole und seinen Sohn.

„Er war ein außergewöhnlicher Mensch, ein außergewöhnlicher St. Paulianer – und mein bester Freund.“ Helmut Schulte (64), der langjährige Fußballtrainer des FC St. Pauli, hat dies jetzt über Christian Hinzpeter gesagt, einen Mann, der so etwas wie das sportpolitische Gewissen dieser Stadt war, der für Fairness, für Respekt eintrat und bis zuletzt für diese Werte kämpfte, egal wie groß die Widerstände auch waren.

„Wofür der FC St. Pauli bis heute steht, Toleranz, Weltoffenheit, Zugewandtheit, dafür hat sich Christian immer eingesetzt. Die Kultur, die in diesem Verein herrscht, das ist auch seine Kultur. Er hat sie mitgeschaffen“, sagt Schulte. 

St. Paulis Ex-Geschäftsführer Christian Hinzpeter ist tot

Der ehemalige Vizepräsident, Geschäftsführer (1990-97) und zuletzt Museumsvorstand des FC St. Pauli starb am Freitag nach schwerer Krankheit im Alter von 67 Jahren. Er hinterlässt seine Ehefrau Nicole und seinen volljährigen Sohn Anton, der sein großer Stolz war. Hamburgs Sport verliert mit Christian Hinzpeter eine große Persönlichkeit.

Der Rechtsanwalt, der in seinen ersten Berufsjahren ein Büro an der Feldstraße hatte, das er immer seltener aufsuchte, weil er sich auf der Geschäftsstelle des FC St. Pauli zu Hause fühlte, war weit mehr als ein  leidenschaftlicher Sportfunktionär. Er dachte  über den Tag hinaus, gab Anstöße, hatte stets auch jene im Blick, die keine Lobby in dieser Gesellschaft haben. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) setzte er sich zuletzt mit Schulte und Thomas Hitzlsperger, noch Vorstandsvorsitzender des Bundesligaclubs VfB Stuttgart, für die Berufung eines Ombudsmannes ein.

Auf der Homepage des FC St. Pauli würdigt der Verein ihn auch mit dieser Begebenheit: „Unvergessen sind seine Worte an das Publikum im Millerntor-Stadion am letzten Spieltag der Saison 1994/95. Der FC St. Pauli führte im entscheidenden Spiel um den Aufstieg gegen den FC Homburg bereits mit 5:0, als einige Zuschauer*innen einen Pfiff des Schiedsrichters als Schlusspfiff interpretierten und den Platz stürmten. Nach viel Aufregung und Trubel griff Christian Hinzpeter, aus der Schiedsrichterkabine kommend,  zum Mikrofon und verkündete der wartenden Menge, dass der Schiedsrichter bestätigt habe, dass er das Spiel abgepfiffen habe. Ein großer Tag für den FC St. Pauli und sicherlich auch ein großer Tag für Christian Hinzpeter.“ Der FC St. Pauli, heißt es weiter, wäre ohne seine Offenheit und sein Engagement ein anderer Verein.

Trauer um Hamburger Sportgröße Christian Hinzpeter

Hinzpeter gehörte 2011 neben dem 2020 verstorbenen Thomas Beyer zu den Autoren der Dekadenstrategie Sport, die der damalige SPD-Sportsenator Michael Neumann in Auftrag gegeben hatte. Das Konzept fand schnell bundesweit Beachtung. Es führte zur Hamburger Olympiabewerbung für die Sommerspiele 2024/28 – und nach deren Scheitern im November 2015 zum Masterplan ActiveCity, der den Zehn-Punkte-Plan im Frühjahr 2016 aufnahm und ihn jetzt fortschreibt.

Dass er an der Weiterführung seiner Ideen nicht in dem erhofften Umfang mitarbeiten durfte, betrübte ihn, raubte ihm aber nicht den Kampfgeist, den Sport in Hamburg weiterentwickeln zu wollen. Mit seiner Agentur Faktor 3 Sport bastelte er weiter an neuen Ideen. Noch vor zehn Tagen traf er sich mit Sportstaatsrat Christoph Holstein (SPD), um über seine Pläne zu sprechen. Über seinen Krebs sagte er: „Doof, aber das wird irgendwie schon...“

Den Hamburger Sport  groß  rauszubringen, das war sein zentrales Anliegen. „In dieser Stadt steckt so viel ungenutztes Potenzial“, klagte er oft. Mit der „Hamburg Soirée“ holte er die Sportprominenz zu Gesprächen mit den jeweiligen Bürgermeistern in die Stadt.  Und alle kamen, vom späteren IOC-Präsidenten Thomas Bach bis zum damaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter. Die Soirée gibt es nicht mehr – Christian Hinzpeter aber wird unvergessen bleiben.