Hamburg. Mit dem 1:2 gegen Darmstadt 98 kassiert das Millertornteam die zweite Heimniederlage der Saison und fällt auf den vierten Platz zurück.

Am Ende ließen die Spieler des FC St. Pauli die Köpfe hängen und trauerten den vergebenen Chancen nach. Mit dem 1:2 (0:2) gegen den direkten Aufstiegskonkurrenten SV Darmstadt 98 am späten Sonnabendabend erlitten sie einen womöglich vorentscheidenden Rückschlag im Kampf um den Bundesligaaufstieg. Für ihre engagierte Leistung vor allem in der zweiten Halbzeit bekamen die Spieler nach dem Spiel noch reichlich Applaus und Aufmunterung. Doch daran, dass St. Pauli nun seit vier Spielen in Folge ohne Sieg ist und nur noch auf dem vierten Rang steht, änderte dies auch nichts.

St. Pauli musste früh den ersten Schock hinnehmen

St. Paulis Trainer Timo Schultz konnte wie erhofft wieder auf seinen offensiven Mittelfeldspieler Daniel-Kofi Kyereh setzen, der zuletzt im Auswärtsspiel beim SV Sandhausen (1:1) mit Oberschenkelproblemen gefehlt hatte und schmerzlich vermisst worden war. Er war in Sandhausen durch Etienne Amenyido ersetzt worden, der jetzt von Beginn an im Angriff neben Torjäger Guido Burgstaller aufgeboten wurde. Dafür musste Simon Makienok zunächst auf die Ersatzbank. Für die Sechser-Position entschied sich Timo Schultz diesmal für den Australier Jackson Irvine anstellte von Rico Benatelli, der jetzt nicht einmal im Kader war. Auf Irvines angestammter Position halbrechts in der Mittelfeldraute bekam so Finn Ole Becker einmal wieder eine Chance von Beginn an.

Nach wenigen Minuten des Abwartens und Sortierens musste St. Pauli früh den ersten Schock hinnehmen. Die Darmstädter kombinierten sich auf der rechten Angriffsseite durch, Stürmer Phillip Tietz schoss den Ball flach in den Fünf-Meter-Raum, wo Tobias Kempe clever durchließ, weil hinter ihm Luca Pfeiffer nahezu unbedrängt war und daher keine Mühe hatte, aus kurzer Distanz das 1:0 für Darmstadt (8.) zu erzielen.

St.-Pauli-Team spielte sehr engagiert nach vorn

Es war ein denkbar schlechter Auftakt für die St. Paulianer, die mit einem Sieg mit dem Tabellenzweiten Schalke 04 nach Punkten gleichziehen und gleichzeitig Darmstadt distanzieren wollten. Allerdings hatten sich die Braun-Weißen schon zuvor in ein, zwei Situationen in der Defensive unsicher gezeigt. Ganz zufällig fiel dieses frühe Gegentor also nicht.

Der frühe Rückstand führte dazu, dass das St.-Pauli-Team seine Zurückhaltung aufgab und sehr engagiert nach vorn spielte, was auch die eigenen Fans sofort würdigten und reichlich Stimmung machten. Allein, es half nichts. Kyerehs Flachschuss verfehlte knapp das Tor (14.), und als Guido Burgstaller im Strafraum nach einem Zweikampf mit Thomas Isherwood zu Boden ging (22.) und einen Strafstoß haben wollte, bestätigte Videoassistent Torben Siewer die Einschätzung von Schiedsrichter Sascha Stegemann, dass kein Foul vorlag. Schließlich wurde auch noch Amenyidos Versuch (29.) nach Burgstallers Vorlage von Matthias Bader geblockt.

Gute Torchancen für St. Pauli in der 2. Halbzeit

Offensiv hatten sich die Darmstädter nach dem Führungstor lange weitgehend zurückgehalten, nutzten dann aber eiskalt die Situation nach ihrer zweiten Ecke. Kapitän Fabian Holland nutzte, angespielt von Bader, seine Freiheit auf der linken Seite und drosch den Ball mit dem Außenrist seines linken Fußes ins rechte obere Toreck – 0:2 (35.). Ein bitteres Halbzeitergebnis für St. Pauli, das von Darmstadt in den ersten 45 Minuten eine Lehrstunde in Sachen Effektivität bekommen hatte. Hinzu kam, dass Jackson Irvine nach einem Foul im Mittelfeld die Gelbe Karte gesehen hatte. Es war seine fünfte in dieser Saison, sodass er am kommenden Freitagabend im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg gesperrt ist.

Trainer Schultz reagierte mit zwei Wechseln zur zweiten Halbzeit auf den Rückstand und brachte Lukas Daschner für den nicht überzeugenden Amenyido und Luca Zander als offensiv stärkeren Außenverteidiger anstelle von Adam Dzwigala. Tatsächlich ergaben sich prompt gute Torchancen für St. Pauli. Doch der von Marcel Hartel in Szene gesetzte Burgstaller verfehlte mit links das Tor aus guter Position recht deutlich (49.). Und Daschner hatte mit einem Kopfball nach Flanke von Leart Paqarada das Pech, den Ball knapp neben den rechten Pfosten zu setzen (54.).  Neun Minuten später scheiterte Daschner mit seinem fulminanten Schuss auf das kurze Eck am schnell reagierenden Torwart Marcel Schuhen.

Schlussoffensive der St. Paulianer führte nicht zum ersehnten 2. Treffer

Doch Daschner gab, wie die ganze Mannschaft, nie auf und bekam seinen Lohn. Burgstaller verfehlte mit dem Kopf einen Flankenball des eingewechselten Christopher Buchtmann, Daschner hatte im Hintergrund gelauert und erzielte volley den 1:2-Anschlusstreffer (81.). Das war das Signal zur Schlussoffensive der St. Paulianer, für die nun auch noch die Stürmer Simon Makienok eingewechselt wurden, um wenigstens einen Punkt zu retten.

Doch es nützte am Ende nichts. Selbst das Mitwirken von Torwart Nikola Vasilj im gegnerischen Strafraum bei der letzten Ecke für St. Pauli führte nicht zum ersehnten zweiten Treffer. Die 1:2-Niederlage gegen Darmstadt war am Ende unglücklich, auch deshalb besonders schmerzhaft und ein herber Rückschlag im Kampf um den Aufstieg.

Timo Schultz: „Wir haben uns auch jetzt noch längst nicht aufgegeben"

Trainer Timo Schultz sagte nach dem Spiel: "Es ist gerade keine gute Phase für uns, aber es ist noch alles drin. Wir sind nicht gut ins Spiel reingekommen, vielleicht hatten sich die Spieler zu viel vorgenommen. Deshalb hatten wir zu viele Ballverluste und Abstimmungsprobleme. Das erste Gegentor fiel daher auch aus einer Situation, die wir hätten leicht klären können. Ab der 25. Minute bis zum Ende kann ich meiner Mannschaft aber keinen Vorwurf machen.“ Und der Trainer schaut optimistisch in die Zukunft: „Wir haben uns auch jetzt noch längst nicht aufgegeben. Die Tabellensituation verändert sich von Wochenende zu Wochenende. Vielleicht tun wir uns jetzt leichter, wo wir nicht mehr auf einem Aufstiegsplatz stehen.“