Hamburg. Spannende Partie: Die Kiezkicker müssen am Sonnabend bei Darmstadt 98 antreten – bisher konnten sie noch nie gewinnen.
Ein Zeichen von gewachsenem Selbstvertrauen einer Mannschaft ist oft, wie man kommende Aufgaben tatsächlich angeht. Also sprach Timo Schultz am Donnerstag: „Ich glaube, die Darmstädter müssen sich auch ein wenig nach uns richten.“
Sein FC St. Pauli dribbelt am Sonnabend (13.30 Uhr/Sky) beim SV Darmstadt 98 auf. Und auch, wenn an jenem Abend Werder Bremen den FC Schalke 04 empfängt, ist diese Partie im Stadion am Böllenfalltor das tatsächliche Spitzenspiel der Zweiten Liga: Der Tabellenführer ist zu Gast beim Vierten. Beide Teams sind die formstärksten seit Oktober. In fünf Spielen gab es jeweils vier Siege und ein Unentschieden. Die Südhessen haben mit 31 Toren die meisten Treffer erzielt, vor St. Pauli mit 28. Und Darmstadt hat seine letzten fünf Heimspiele mit 16:1 Toren gewonnen, nur St. Pauli ist daheim mit sechs Siegen besser, konnte aber in zehn Partien noch nie in Darmstadt gewinnen.
FC St. Pauli gegen SV Darmstadt: Spitzenspiel am Sonnabend
Damit sich das ändert, hat Co-Trainer Fabian Hürzeler seine Gegneranalysen schon vorbereitet, die St.-Pauli-Spieler werden ihre Aufgaben eingebimst bekommen. „Man weiß, wo die Stärken und Schwächen des Gegners sind“, sagte Cheftrainer Schultz. Das treffsicherste Sturmduo der Liga mit Phillip Tietz (10 Tore) und Luca Pfeiffer (9) ist eine Stärke, ebenso die Standards von Tobias Kempe. Darmstadt legt wenig Wert auf Ballbesitz, ist aber bei Kontern enorm gefährlich. Andererseits lässt die Mannschaft viele Chancen für den Gegner zu, die bislang jedoch unterdurchschnittlich verwertet wurden. Burgstaller und Kyereh, übernehmen Sie!
Seit Trainer Torsten Lieberknecht im Sommer in Darmstadt angeheuert hat, wurden eine neue Begeisterung und Teamgeist entfacht. Die Abgänge von Torjäger Serdar Dursun (Fenerbahce Istanbul), Mittelfeldspieler Victor Palsson (Schalke 04), Innenverteidiger Lars Lukas Mai und Mittelfeldspieler Nicolai Rapp (beide Werder Bremen) haben sie kompensiert. Unter anderem mit Tietz und Pfeiffer sowie dem Ex-HSVer Klaus Gjasula.
Länderspielreisende sind wohlbehalten wieder da
Sportchef Carsten Wehlmann, einst beim HSV und St. Pauli als Torwart aktiv, hatte ein ähnlich gutes Händchen wie sein St.-Pauli-Pendant Andreas Bornemann, bei dem er einst in Kiel gelernt hat. „Freude, Spaß und die Lust darauf, den Hochkaräter der Liga schlechthin bezwingen zu wollen“, will Lieberknecht seinem Team am Sonnabend vermitteln. Dass er mit einem Sieg an den Hamburgern vorbeiziehen würde, interessiert ihn nicht: „Mit dem ganzen Tabellengedöns haben wir nichts zu tun.“
Das ist die übliche Trainerrhetorik vorm jeweils nächsten Spiel, die Schultz bei St. Pauli auch bedient: „Wir wollen gute Spiele machen, uns top vorbereiten, mutig auftreten und die Chance auf drei Punkte suchen.“ Seit Donnerstag hatte er alle seine Spieler wieder im Training, die Länderspielreisenden sind gesund und munter zurückgekommen.
Timo Schultz kann fast aus dem Vollen schöpfen
St. Paulis Coach kann also personell aus dem Vollen schöpfen, da auch Leart Paqarada wieder voll eingestiegen ist. Mit Blick auf die englische Woche ist das keine schlechte Nachricht. „Die Ansetzung für das Nachholspiel gegen Sandhausen am nächsten Mittwoch um 18.30 Uhr ist für uns die bestmögliche Konstellation. Wir haben genug Zeit zu regenerieren“, sagte Schultz. „Viele Spieler sind komplett fit, wir haben dadurch Alternativen.“
Schon für Darmstadt muss er Entscheidungen treffen. Afeez Aremu oder Eric Smith auf der Sechs? Finn Ole Becker oder Jackson Irvine rechts in der Raute? Maximilian Dittgen, Igor Matanovic oder Etienne Amenyido neben Guido Burgstaller im Angriff? „Wir haben viele Spieler mit unterschiedlichen Stärken. Das ist schon eine Wucht“, sagte Schultz, „das ist gut zu wissen.“