Hamburg. ... und sind besser auf die Mannschaft von Timo Schultz eingestellt. Die Kiezkicker retten einen Punkt in der Nachspielzeit.

Das war für den FC St. Pauli nicht der erhoffte Start ins neue Jahr und die englische Woche mit noch zwei herausragenden Spielen gegen Borussia Dortmund und beim HSV. Beim 2:2 (1:1) gegen den FC Erzgebirge Aue mussten die Hamburger am Sonnabendnachmittag am Ende sogar froh sein, durch „Joker“ Etienne Amenyido in der Nachspielzeit vor 1724 Zuschauenden im Millerntor-Stadion wenigstens noch einen Punkt gerettet zu haben.

„Wir hatten viele gute Ansätze, aber haben es meist nicht richtig zu Ende gebracht. Immer wieder waren Ungenauigkeiten dabei. Zu viele Kleinigkeiten waren bei unseren Aktionen einfach nicht gut genug“, analysierte St. Paulis Trainer Timo Schultz nach dem Spiel. Nach acht Heimsiegen in Folge war das 2:2 gegen Aue nun der erste Punktverlust in dieser Saison im eigenen Stadion.

Ungewohnter Heimspiel-Kater: St. Pauli hadert mit dem Auftritt gegen Aue.
Ungewohnter Heimspiel-Kater: St. Pauli hadert mit dem Auftritt gegen Aue. © Witters | Unbekannt

St. Pauli tat sich schwer gegen Aue

Timo Schultz hatte sich für das erste Pflichtspiel des Jahres 2022 für Maximilian Dittgen als Sturmpartner von Toptorjäger Guido Burgstaller entschieden. Er sollte mit seinem Tempo und seinen Läufen in die Tiefe die erwartet massive Abwehr der Auer beschäftigen und möglichst aus der festen Ordnung bringen. Dittgen bekam damit den Vorzug vor dem 18 Jahre alten Igor Matanovic, der in den letzten Spielen vor dem Jahreswechsel noch erste Wahl gewesen war.

Als Ersatzmann für den beim Afrika-Cup für Ghana spielenden Zehner Daniel-Kofi Kyereh hatte Schultz wie erwartet Christopher Buchtmann aufgeboten, der sich zuletzt im Testspiel gegen den belgischen Erstligaletzten Beerschot (2:0) zum Abschluss des Trainingslagers in Benidorm mit einem Treffer und einer Torvorlage auf Dittgen profiliert hatte. „Ein Tor ist immer ein Argument“, hatte Schultz nach dem Test gesagt. Diese Aussage galt konsequenter nun auch noch eine Woche danach.

St. Paulis Einzelkritik:

Die Partie entwickelte nicht ganz unerwartet zu einer zähen Angelegenheit für den Tabellenführer vom Millerntor. Das Team kombinierte zwar recht ansehnlich, doch richtig zwingende Offensivaktionen kamen dabei praktisch nicht heraus. Und als dann doch einmal Jackson Irvine im Strafraum frei zum Schuss hätte kommen können, zögerte er etwas zu lange, sodass Ben Zolinski dem Australier den Ball noch vom Fuß spitzeln konnte.

St. Pauli hat 13 verschiedene Torschützen

Der erste Angriff der abstiegsgefährdeten Auer führte auch gleich zur Führung für die Sachsen. Dabei schickte Antonio Jonjic den neu aus Paderborn verpflichteten Stürmer Price Osei Owusu lang. Dessen halbhohes Zuspiel vom rechten Flügel verwertete der in die Strafraummitte gesprintete Ben Zolinski zum 0:1 (17.). Es sollte bis zur Pause der einzige Torschuss der Auer bleiben.

Die St. Paulianer aber taten sich schwer, diesen Schock zu verarbeiten und darauf zu reagieren. Für einige Minuten wirkte das Spiel des Favoriten fahrig und ideenlos. Diese Phase aber überwand das Team von Trainer Schultz auch wieder und fand zurück zu einem zumindest ordentlichen Kombinationsspiel. Dazu kamen vermehrt Standardsituationen.

Und prompt führte ein Freistoß, der einem Foul an Irvine an der rechten Strafraumecke entsprang, zum Ausgleich. Zur Überraschung aller überließ dabei Linksverteidiger Leart Paqarada Mittelfeldspieler Eric Smith die Ausführung. Der Schwede fand prompt den sich am zweiten Pfosten frei laufenden Jakov Medic, der den Ball per Kopf zum 1:1 (30.) ins Auer Tor beförderte. Der kroatische Innenverteidiger war damit der 13. St.-Pauli-Profi, der in dieser Saison ein Ligator erzielt hat. Im DFB-Pokal war Medic schon in Magdeburg erfolgreich gewesen. In dieser Wertung liegt nur Regensburg (14 verschiedene Torschützen) vor St. Pauli.

St. Pauli offenbart zu viele Nachlässigkeiten

In der Folge zeichnete sich Aues Torwart und Kapitän Martin Männel nicht nur mit zahlreichen Spielverzögerungen, sondern auch mit Paraden aus, etwa beim Kopfball von Irvine (45.+1) oder kurz danach beim 22-Meter-Schuss von Marcel Hartel.

In der zweiten Halbzeit musste sich St. Pauli nach einem ordentlichen Beginn erneut mit der Situation herumschlagen, durch eigene Nachlässigkeiten in Rückstand geraten zu sein. Dabei versenkte der eingewechselte Nikola Trujic den Ball im St.-Pauli-Tor, nachdem Jan Hochscheidt den Ball an die Latte geschossen hatte – 1:2 (72.).

Viel sprach danach dafür, dass sich St. Pauli ausgerechnet gegen den Tabellenvorletzten mit der ersten Heimniederlage der Saison würde abfinden müssen. Doch der eingewechselte Etienne Amenyido rettete seinem Team mit einem Schuss von halbrechts ins linke untere Toreck (90.+1) einen Punkt.

„Wir sind nicht zufrieden, wie wir gespielt haben, aber sind froh, dass wir nicht verloren haben“, kommentierte Kapitän Philipp Ziereis das umkämpfte Spiel zu Beginn der englischen Woche mit zwei absoluten Highlight-Spielen. Dabei werden die Gegner Dortmund und der HSV sicherlich weit aktiver auftreten, als es jetzt Aue praktiziert und St. Pauli vor Probleme gestellt hat. „Wir müssen damit rechnen, dass sich unsere Gegner in der Rückserie noch stärker als bisher auf uns einstellen“, ahnt Trainer Schultz aber auch für den weiteren Verlauf der Saison.