Hamburg. Ein Sieg im letzten Saisonspiel soll die Stimmung aufhellen. Die Voraussetzungen im Duell gegen Düsseldorf sind aber eher schlecht.

Es ist eine alte Weisheit im Fußball und in anderen Sportarten: In welcher Stimmung man aus einer Saison herauskommt, geht man auch in die nächste. Das trifft sicherlich nicht immer, aber sehr oft zu. Zuletzt war etwa Fast-Aufsteiger Holstein Kiel ein mustergültiges Beispiel für die Richtigkeit dieser These.

Nach diversen vergebenen Matchbällen zum erstmaligen Sprung in die Bundesliga starteten die Kieler desaströs in die jetzt zu Ende gehende Saison, in der sie erst kürzlich den Klassenverbleib endgültig sichern konnten. Insider berichten von einer „Begräbnisstimmung“ bei der ersten Trainingseinheit nach der Sommerpause.

FC St. Pauli hat den Aufstieg verspielt

Ähnliches droht jetzt akut dem FC St. Pauli, der mit einer erschreckend schwachen Rückrunde (bisher 18 Punkte aus 16 Spielen), zuletzt sechs sieglosen Spielen in Folge und dazu öffentlich gewordenen Querelen selbst fast alles kaputt gemacht hat, was er an Spielfreude, Begeisterung und Erfolg aufgebaut hatte. Lange hatte das dicke Punktepolster aus der Hinrunde und der Sieg im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund den sich schon im Winter abzeichnenden Abwärtstrend so sehr übertüncht, dass er nicht recht ernst genommen wurde.

Jetzt, da der diesmal realistisch und gern erreichbare Aufstieg leichtfertig, ja fahrlässig verspielt ist, bleibt dem FC St. Pauli nur noch ein scheinbar kleines, aber für die Stimmungslage gar nicht so unwichtiges Ziel: ein Erfolgserlebnis im letzten Saisonspiel am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) im Millerntor-Stadion gegen Fortuna Düsseldorf. Das Spiel ist längst ausverkauft, selbst alle Businessseat-Tickets fanden einen Käufer in der Erwartung, Zeuge einer Aufstiegsfeier werden zu können. Nun hoffen alle, dass sich das Team zu einer ansehnlichen Leistung aufraffen kann – als Medizin gegen den Sommerblues der Fans.

Aussicht auf Heimsieg eher schlecht

„Wir werden uns intensiv auf Düsseldorf vorbereiten. Wir wollen sehr gut aus der Saison rausgehen. Das sind wir uns selbst schuldig, das sind wir aber auch unseren Fans schuldig“, hat Trainer Timo Schultz schon angekündigt. „Wir haben die letzten Heimspiele nicht so erfolgreich gestaltet. Teilweise haben wir gut gespielt, es aber nicht über die Ziellinie bringen können.“ Der letzte Sieg, das 1:0 gegen Heidenheim, ist nun schon wieder fast zwei Monate her.

Die Voraussetzungen für einen Heimsieg zum Saisonabschluss sind allerdings eher schlecht. Zum einen kommt Düsseldorf mit dem Selbstvertrauen von zwölf Spielen ohne Niederlage in Folge, zum anderen muss St. Paulis Trainer Schultz wieder eine arg dezimierte Truppe ins Rennen schicken. Nach dem 2:3 auf Schalke sind gleich vier Spieler (Kyereh, Aremu, Matanovic und Beifus) gesperrt. Dazu fehlten am Montag im Training Torjäger Guido Burgstaller, Leart Paqarada, Simon Makienok, Christopher Buchtmann, Rico Benatelli und Adam Dzwigala. Immerhin konnte der zuletzt verletzte Eric Smith wieder weite Teile des Trainings mitmachen.

Ein kleines Gegenbeispiel für anfangs genannte Weisheit lieferte übrigens der FC St. Pauli im vergangenen Sommer selbst. Mit drei Niederlagen in Folge hatte das Team die Saison 2020/21 beendet, startete aber mit einem furiosen 3:0 in die neue Spielzeit. Allerdings überwog in der Sommerpause immer noch die Begeisterung über die eindrucksvolle Aufholjagd seit Januar und Befreiung aus der Abstiegszone. Und der so klar bezwungene Gegner war der moralisch am Boden liegende Fast-Aufsteiger Holstein Kiel.