Hamburg. St. Pauli feiert Vertrags-Coup – für den allerdings auch ein Kompromiss eingegangen werden musste. Gespräche mit weiteren Partnern.
Natürlich sind immer viele PR- und Werbesprüche zu hören, wenn sich Geschäftspartner anlässlich einer Vertragsverlängerung gegenseitig lobpreisen. So war das auch am Mittwoch beim FC St. Pauli.
„Es ist für uns eine überragende Neuigkeit, dass wir mit diesem Hauptsponsor in den nächsten drei Jahren weiter zusammengehen“, sagte Bernd von Geldern, Geschäftsleiter Wirtschaft des Zweitliga-Tabellenführers. Christiane Kohlmann, verantwortlich für Sponsoring bei Congstar, erklärte: „Wir freuen uns unfassbar. St. Pauli ist für uns eine Herzensangelegenheit.“
Friede, Freude, Harmonie also – aber die war glaubwürdig. Tatsächlich gab es eine ungewöhnlich positive Nachricht zu verkünden. Bis Ende der Saison 2024/25 wird das Telekommunikationsunternehmen Congstar als Hauptsponsor die Trikotbrust der Kiezkicker zieren und den Verein mit weiteren Aktionen begleiten. Der am Saisonende auslaufende Vertrag wurde somit vorzeitig um drei Jahre verlängert.
St. Pauli beim Sponsor schneller als der HSV
Das ist ein großer Erfolg für den FC St. Pauli, gerade mitten in der Pandemie. Andere Vereine tun sich noch deutlich schwerer damit, einen Partner für die kommende Saison zu finden. Beim HSV beispielsweise läuft der Vertrag mit Orthomol am 30. Juni aus. Der Düsseldorfer Mikronährstoff-Hersteller war nach langer Suche erst relativ kurz vor Beginn der Spielzeit 2020/21 im Volkspark eingestiegen.
Congstar ist dagegen bereits seit 2014 Hauptsponsor des FC St. Pauli. Man kennt sich. „Wir wünschen uns für die Zukunft langfristige Partnerschaften“, sagte von Geldern, „das passt zu unserer Vermarktungs- und Nachhaltigkeitsstrategie.“ Die frühzeitige Verlängerung bedeutet für den Club natürlich ein großes Maß an finanzieller und planerischer Sicherheit. Mit jährlich etwa 1,8 Millionen Euro war der Vertrag bislang dotiert, da wird in Zukunft wohl eine Zwei vor den Millionen stehen. „Es ist eine gewisse Entwicklung drin“, räumt von Geldern ein.
St. Pauli: Besserverdiener mit Kompromissen
Damit gehört St. Pauli zu den Besserverdienern in der Zweiten Liga, kassiert etwa so viel wie der Stadtrivale, der jedoch einen Teil seines Geldes an Vermarkter Sportfive abgeben muss. St. Pauli vermarktet sich selbst. Der Congstar-Vertrag war immer sowohl für die Bundesliga als auch für die Dritte Liga gültig und wird je nach Klassenzugehörigkeit entsprechend angepasst.
„Wir schließen einen exzellenten Zweitligavertrag auf Kosten eines dann nicht überragenden Erstligavertrages ab“, so von Geldern. Auch mit den weiteren Sponsorpartnern ist er bereits in guten Gesprächen: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir die Gruppe weitgehend zusammenhalten werden. Wir sind sehr weit.“
St. Pauli: Congstar plant Antifaschismus-Aktion
Congstar ist eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Telekom. Das Unternehmen versucht, sich imagemäßig komplett von der Magenta-Mutter abzusetzen, die Anteilseigner des FC Bayern München ist. Die Vermittlung von gesellschaftlichen Werten, wie sie auch der FC St. Pauli vertritt, passt deshalb exzellent. Es wird auch in dieser Saison wieder einen Spieltag geben, an dem der Hauptsponsor die Brust frei macht für eine Botschaft wie „Kein Fußball den Faschisten“.
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Zu dem neuen Sponsorendeal gehört auch die weitere Unterstützung von St. Paulis E-Football-Team, das im vergangenen Jahr Platz zwei in der virtuellen Bundesliga VBL belegt hatte. „Unsere Markenbekanntheit geht generell nach oben“, sagt Christiane Kohlmann, „das ist für uns das Signal, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben.“