Hamburg. Zehn Millionen Euro kostete die Renovierung des Tennisstadions. Wie viele Zuschauer bekommen es bei der Hamburg European Open zu sehen?

Dass sein Herz für Tennis schlägt, ist bekannt. Acht Millionen Euro hat Alexander Otto über die nach ihm benannte Sportstiftung für die Modernisierung der Anlage am Rothenbaum beigesteuert. Welch gute Figur Hamburgs wichtigster Sportmäzen auch mit dem Schläger in der Hand macht, davon konnten sich rund 50 Medienvertreter am Donnerstag überzeugen.

Als die innerhalb der vergangenen 13 Monate runderneuerte Traditionsstätte vorgestellt wurde, war es dem 56 Jahre alten Unternehmer vorbehalten, den ersten Aufschlag auf dem Centre-Court zu zelebrieren. Und Otto, stilsicher bekleidet mit einem Trainingsanzug seines Heimatvereins Klipper THC, stellte seine drei Mitstreiter mit lehrbuchartigen Grundschlägen vor teils unlösbare Aufgaben.

Sportsenator Andy Grote, Carsten Lütten als Präsident des Anlageneigentümers Club an der Alster und Hans-Wolfgang Kende, Vizepräsident des Deutschen Tennis-Bundes (DTB), fanden dennoch Vergnügen an dem lockeren Eröffnungsdoppel.

Rothenbaum-Stadion präsentiert sich zeitgemäß

Am 19. September werden – die vier Hobbyathleten mögen diese Herabsetzung verzeihen – die Profis aufschlagen. An jenem Sonnabend in gut zwei Wochen beginnt die Qualifikation für das Herrentennisturnier, das in Zeiten ohne Virusbelastung im Juli stattfindet, aber Corona-bedingt verlegt werden musste. Das Teilnehmerfeld ist so hochklassig besetzt wie seit zwölf Jahren nicht, als Hamburg letztmals im Mai vor den French Open, dem wichtigsten Turnier der Welt auf Sandplatz, die Weltspitze begrüßte. Doch diejenigen Profis, die auch in den vergangenen Jahren den Weg an die Hallerstraße fanden, dürften die Anlage kaum wiedererkennen.

Die wichtigsten Maßnahmen der zehn Millionen Euro teuren Renovierung – zusätzlich zu Ottos Engagement zahlten die Stadt und der DTB jeweils eine Million – in Kurzform.

  • Die innere und äußere Membran des 1997 installierten, fahrbaren Faltdachs über dem Centre-Court wurde erneuert.
  • Die Fassaden wurden zeitgemäß gestrichen.
  • Auf allen vier Tribünen des Hauptstadions, dessen Fassungsvermögen auf 10.000 Besucher inklusive 30 behindertengerechter und bis zu 100 sichteingeschränkter Plätze verringert wurde, wurden sämtliche Sitze ausgetauscht und in Pixeloptik mit vier Signalfarben gestaltet. Diese Farben finden sich im neuen Beschilderungs- und Leitsystem der Anlage wieder.
  • Die Eingangsplaza wurde mit einem frischen Bodenbelag und einem neuen Tor- und Kassenbereich aufgewertet.
  • Die Spielerbereiche, insbesondere die museumsreife Inneneinrichtung der Umkleidekabinen, wurden ebenso umfassend modernisiert wie alle öffentlichen Sanitäranlagen.
  • Die Holzbänke auf den Nebenplätzen wurden derart instand gesetzt, dass die Gefahr von Splitterverletzungen gebannt ist.

Herzstück und Stolz des Architektenteams um die bei Alexander Ottos ECE Projektmanagement GmbH mit dem Projekt betraute Innenarchitektin Marlene Wetzel ist allerdings der Walk of Champions. Unterhalb der Südtribüne, wo bislang die gezeichneten Porträts der bisherigen Titelträger an die Vergangenheit erinnerten, ist ein interaktives Museum in Kleinformat entstanden, das auf Tafeln über die Historie des 1892 erstmals ausgetragenen Turniers aufklärt, zudem aber mittels QR-Codes weiterführende Informationen im Internet abrufbar macht.

Für Alexander Otto ist dieser Teil der neuen Anlage das Highlight, „weil man dort Geschichte atmet und gleichzeitig einen Blick in die Zukunft wirft“. Grote und Kende gefällt das Design der Tribünenbestuhlung ganz besonders gut, während Alster-Präsident Lütten das neue Beleuchtungskonzept hervorhebt: „Jetzt sieht es hier abends nicht mehr aus wie ein toter Club“, sagte er und berichtete von „durchweg positiver Resonanz aus unserer Mitgliedschaft“.

Hamburg European Open hoffen auf mehr als 1000 Zuschauer

Alster hatte aus Eigenmitteln rund 2,2 Millionen Euro aufgewendet, um sein Clubhaus und die Fitnessbereiche zu renovieren. Der Sportsenator unterstrich noch einmal die Botschaft, die die an der Renovierung beteiligten Partner mit dem Projektabschluss senden wollen: „Es zeigt, dass wir noch viel vorhaben, dass es weitergeht mit großem Sport und dass wir dieses Stadion wieder bis auf den letzten Platz gefüllt sehen wollen.“

Daran gilt es in den kommenden Tagen­ zu arbeiten. Turnierdirektorin Sandra Reichel, die sich am Donnerstag in sympathischer Bescheidenheit im Hintergrund hielt, plant für die neun Turniertage vorsichtig mit 1000 Besuchern pro Tag. Das von ihr vorgelegte Hygienekonzept ist auf bis zu 4200 Zuschauer ausgelegt, auf 3000 hoffen die Veranstalter. Grote bestätigte, „dass wir daran arbeiten, dass es mehr als 1000 Zuschauer werden“. Am Donnerstagnachmittag war eine Begehung des Gesundheitsamtes, das das Hygienekonzept prüfen muss und aktuell als größter Bremser gilt, anberaumt. Eine Entscheidung über die endgültige Zulassung soll in der kommenden Woche fallen; sobald sie feststeht, beginnt der Ticketverkauf.

Dem Sportsenator ist es auch ein Bedürfnis zu bekräftigen, dass am neuen Rothenbaum nicht nur Tennis gespielt werden soll. Auch Beachvolleyball bleibt, die eindrucksvollen Bilder der WM im Juli vergangenen Jahres vor aller Augen, ein Schwerpunktsport an der Hallerstraße.

Die Strandparty auf dem Centre-Court

Die spanischen Cheerleader tanzen auf dem Centre-Court in den einminütigen Auszeiten zwischen den Ballwechseln. Sie treten in verschiedenen Formationen in immer wieder neuen Kostümen auf.
Die spanischen Cheerleader tanzen auf dem Centre-Court in den einminütigen Auszeiten zwischen den Ballwechseln. Sie treten in verschiedenen Formationen in immer wieder neuen Kostümen auf. © Marcelo Hernandez
Die zurückgetretene Olympiasiegerin und Weltmeisterin Kira Walkenhorst (r.) mit den Drillingen Emma, Pepe, Mo (v. l.) ihrer Ehefrau Maria. Links: Vater Walkenhorst.
Die zurückgetretene Olympiasiegerin und Weltmeisterin Kira Walkenhorst (r.) mit den Drillingen Emma, Pepe, Mo (v. l.) ihrer Ehefrau Maria. Links: Vater Walkenhorst. © WITTERS | ValeriaWitters
Laura Ludwig (l.) und Margareta Kozuch schreiben nach ihren Spielen Autogramme, stehen auch für Selfies und Smalltalk bereit.
Laura Ludwig (l.) und Margareta Kozuch schreiben nach ihren Spielen Autogramme, stehen auch für Selfies und Smalltalk bereit. © Marcelo Hernandez
Der Iraner Penyman Sharh Ghanoos demonstriert seine Kräfte bei Klimmzügen unter bewundernden Blicken am Stand eines Sponsors.
Der Iraner Penyman Sharh Ghanoos demonstriert seine Kräfte bei Klimmzügen unter bewundernden Blicken am Stand eines Sponsors. © WITTERS | TimGroothuis
Die Ägypterinnen Doaa Elghobashy (r.) und Randa Radwan spielten im Niqab und konnten in drei Spielen keinen Satz gewinnen.
Die Ägypterinnen Doaa Elghobashy (r.) und Randa Radwan spielten im Niqab und konnten in drei Spielen keinen Satz gewinnen. © Bongarts/Getty Images | Oliver Hardt
Bis zu 12.000 Sitzplätze können bei der Beachvolleyball-WM im Tennisstadion am Rothenbaum besetzt werden. Je nach Bedarf werden zwischenzeitlich zugedeckte Blöcke im Oberrang geöffnet.
Bis zu 12.000 Sitzplätze können bei der Beachvolleyball-WM im Tennisstadion am Rothenbaum besetzt werden. Je nach Bedarf werden zwischenzeitlich zugedeckte Blöcke im Oberrang geöffnet. © Marcelo Hernandez
Am Eingang steht für die Besucher der Beachvolleyball-WM eine willkommene Abkühlung bereit. Am vergangenen heißen Wochenende war der Pool der Hotspot.
Am Eingang steht für die Besucher der Beachvolleyball-WM eine willkommene Abkühlung bereit. Am vergangenen heißen Wochenende war der Pool der Hotspot. © Marcelo Hernandez
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So will sich die Stadt für 2021 – der Zeitraum ist noch unklar – um die Ausrichtung der EM sowie der U-21-WM bewerben. Alexander Otto kann dann nachweisen, dass er auch am Strand und nicht nur auf dem roten Sand ballsicher ist.