Pjöngjang/Berlin. Das IOC begrüßt den politischen Vorstoß. Für die deutschen Hoffnungen könnte es allerdings ein Rückschlag sein.
Die gemeinsame Bewerbung von Süd- und Nordkorea um die Sommerspiele 2032 könnte die deutschen Pläne für Olympia an Rhein und Ruhr durchkreuzen. Südkoreas Präsident Moon Jae In kündigte am Mittwoch bei seinem Gipfeltreffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un in Pjöngjang die Kandidatur an.
Der Vorstoß stieß auf großes Wohlwollen beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC). "Das IOC begrüßt die Absicht der Republik Korea und der Demokratischen Volksrepublik Korea, gemeinsam die Olympischen Spiele 2032 ausrichten zu wollen", sagte IOC-Präsident Thomas Bach auf Anfrage der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap. Bach hatte zuletzt mit einer dreitägigen Visite in Nordkorea im März und mit weiteren Dialog-Angeboten seine Bemühungen intensiviert, den Friedensprozess auf der koreanischen Halbinsel mit sportlichen Aktivitäten zu fördern.
Details zu den Plänen für die gemeinsame Bewerbung wurden zunächst nicht bekannt. Offen blieb auch, welche Städte Süd- und Nordkorea ins Rennen schicken würden. Südkoreas Sportminister Do Jong Hwan hatte entsprechende Überlegungen bereits vor einigen Tagen geäußert. „Es ist ein Vorschlag, die Spiele in Seoul und Pjöngjang stattfinden zu lassen“, sagte er vor einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus Japan und China. Südkorea war 1988 mit Seoul Gastgeber von Sommerspielen und organisierte in diesem Jahr die Winterspiele in Pyeongchang.
Für 2032 gibt es auch konkrete Olympia-Pläne in Nordrhein-Westfalen. „Jetzt muss man erst mal abwarten, wie bei möglichen Bewerbern die Konzepte ausschauen“, sagte Initiator Michael Mronz zur möglichen Konkurrenz aus Süd- und Nordkorea. Die Bewerbung beider Länder sei zu begrüßen. „Das zeigt die Kraft, die in der olympischen Bewegung und in der olympischen Idee steckt“, sagte Mronz.
Entscheidung fällt voraussichtlich 2025
Die bereits vorliegenden Entwürfe für Olympia an Rhein und Ruhr seien ein „überzeugendes und attraktives Planungskonzept als Angebot an die Politik und Sportpolitik“, betonte der 51 Jahre alte Sportmanager. 14 Kommunen wollen sich um Sommerspiele und Paralympics bewerben, Ideengeber ist die private Initiative „Rhein Ruhr City 2032“.
Nach den gescheiterten Versuchen von Berlin, Leipzig, Hamburg und München zeigte sich der Deutsche Olympische Sportbund aber bislang noch zurückhaltend in der Frage, ob er mit Spielen an Rhein und Ruhr einen weiteren Bewerbungsversuch unternehmen will.
Vergeben wird Olympia 2032 voraussichtlich in sieben Jahren. Als weitere Anwärter haben Indonesien mit Jakarta und Australien mit Brisbane Interesse bekundet, auch Indien und Südafrika prüfen Kandidaturen. Eine Bewerbung von Süd- und Nordkorea dürfte allerdings als Favorit ins Rennen gehen. Schon die Teilnahme Nordkoreas an den Winterspielen in Südkorea im Februar und das gemeinsame Eishockeyteam der Frauen beider Länder waren für das IOC ein sportpolitischer Coup mit großer Symbolik.
Bach lobt koreanischen Vorstoß
Bei einem Gipfeltreffen nach Olympia im April hatten beide Länder unter anderem auch eine weitere Zusammenarbeit im Sportbereich vereinbart. Während der Tischtennis-WM im Mai und den jüngsten Asienspielen in Jakarta hatten Sportler beider Länder vereinte Teams gebildet. Auch bei der Judo-WM in Baku soll in der kommenden Woche eine gemeinsame Mixed-Auswahl starten.
Gegen einen Zuschlag könnte sprechen, dass Asien aktuell serienweise Olympia veranstaltet. Auf Pyeongchang 2018 folgen 2020 die Sommerspiele in Tokio und 2022 die nächsten Winterspiele in Peking. Zudem gibt es Pläne für Winterspiele in Sapporo (Japan) 2030. Für 2024 ist Olympia nach Paris vergeben, 2028 wird Los Angeles Gastgeber sein.