Hamburg. Bürgermeister Olaf Scholz ehrt Hamburgs Teilnehmer der Olympischen und Paralympischen Spiele in Rio.
Die Dankesrede hatte er dem auch für Sport zuständigen Innensenator Andy Grote überlassen. Aber so ganz grußlos wollte Olaf Scholz die Teilnehmer an den Olympischen und Paralympischen Spielen in Rio dann doch nicht sitzen lassen im Großen Festsaal des Rathauses, in den der Senat zum Empfang geladen hatte. „Dabei sein ist alles, sagen einige. Gewonnen zu haben ist auch ganz gut. Die Mischung macht es“, sagte also Hamburgs Bürgermeister, um nachzuschieben: „Wir sind wirklich stolz und begeistert. Ihr seid tolle Leute!“
Dieser Ausspruch war der emotionale Höhepunkt eines Abends, an dem es nicht vollumfänglich gelungen war, die brasilianische Lockerheit und Lebensfreude hinüberzuretten, die die 35 Hamburger Athleten bei Olympia Mitte August und den am vergangenen Sonntag zu Ende gegangenen Paralympics in Rio de Janeiro hatten erleben dürfen. Das steife Siezen der Sportlerinnen und Sportler, das erst Scholz durchbrach, passte zum gediegenen Ambiente eines Senatsempfangs, bei dem sich die Geehrten ins Goldene Buch der Stadt eintragen durften. Die Hockeydamen des UHC hatten extra ihr Training von Dienstag- auf Montagabend verlegt, um dabei sein zu können. Moritz Fürste und Tobias Hauke als Topstars fehlten aber. Bundestrainer Valentin Altenburg und Nationalstürmerin Lisa Altenburg kamen mit Tochter Sophie direkt aus dem Portugal-Urlaub.
Innensenator Grote hob in seiner Rede die Erfolgsbilanz hervor, die für die Stadt Motivation und Ansporn dafür sei, auch in Zukunft alles zu tun, um ihren Topathleten optimale Trainingsbedingungen zu schaffen: „Noch nie war die Zahl der teilnehmenden Sportler aus unserer Stadt größer. Noch nie war ein Team Hamburg bei Olympia erfolgreicher. Wenn wir richtig gezählt haben, sind von 35 Athleten 26 mit einer Medaille zurückgekehrt. Das ist eine herausragende sportliche Leistung. Hamburg ist stolz auf Sie!“
Ein Sonderlob erhielt Ingrid Unkelbach. Grote hob den Einsatz der Leiterin des Olympiastützpunkts Hamburg/Schleswig-Holstein am Alten Teichweg hervor, die auf eigene Kosten nach Rio gereist war, um das Team Hamburg, dem sie ebenfalls vorsteht, zu unterstützen. Unkelbach gab den Dank weiter „an alle, die sich für den olympischen und paralympischen Sport in Hamburg engagieren und damit diese Leistungen erst möglich machen“. Gemeinsam blicke man nun auf den nächsten Olympiazyklus: „1402 Tage, dann stehen wir in Tokio und kämpfen wieder um Medaillen“, sagte sie.
Das wird allerdings längst nicht für alle gelten, die in Rio am Start waren. Schwimmer Steffen Deibler (29) hat sich eine längere Auszeit verordnet. Wasser war zwar auch in seinem Frankreich-Urlaub sein bevorzugtes Element, in den Atlantik stieg er aber nur zum Surfen. „Das heißt jedoch nicht, dass ich einen Start in Tokio ausschließe. Ich werde mir für eine Entscheidung aber einige Zeit lassen.“
Eric Johannesen dagegen möchte auch in vier Jahren im Deutschland-Achter sitzen. „Das ist definitiv mein Ziel“, sagte der 28-Jährige, Olympiazweiter in Rio und Goldmedaillengewinner 2012 in London. Nach dem traditionellen Saisonabschluss des deutschen Paradeboots am Sonntag (14 bis 15 Uhr/ARD live) in Rendsburg beim 12,7 Kilometer langen Rennen auf dem Nord-Ostsee-Kanal will Johannesen erst mal eine längere Pause einlegen „und ein Jahr lang kürzertreten“.
Markus Böckermann/Lars Flüggen wiederum, die deutschen Beachvolleyballmeister vom Club an der Alster, wollen durchstarten. „Ja, wir machen weiter bis Tokio!“, sagte Flüggen im Rathaus. „Wir haben festgestellt, dass wir immer noch riesigen Spaß haben – und den lassen wir uns nicht nehmen.“ Trotz schwieriger Bedingungen hatten sie sich für Rio qualifiziert, waren dort nach der Vorrunde ausgeschieden. Jetzt, als etabliertes Nationalteam, glauben sie, ihr Potenzial erst voll ausschöpfen zu können.
Die Olympiasiegerinnen Laura Ludwig/Kira Walkenhorst hatten schon in Rio klargestellt, dass sie ihre Karriere fortsetzen werden. Wie die Aufgaben im Umfeld in den nächsten Jahren verteilt werden, wollen sie am Sonnabend entscheiden. Klar scheint, dass sie auch künftig für den HSV aufschlagen werden. „Sie sind großartige Vorbilder für unseren Verein“, sagte Jens Meier, der Präsident des HSV e. V.