Müller-Wohlfahrt macht Bolt fit für Rio. Großes Pech für Hamburgs Hoffnung Bayer. DOSB-Boss Hörmann traut Deutschen wenig zu.
Harting kann deutsche Fahne nicht tragen
Diskus-Star Robert Harting wird nicht Fahnenträger der deutschen Olympiamannschaft bei den Sommerspielen in Rio de Janeiro (5. bis 21. August). "Ich bin leider raus", sagte der 32 Jahre alte Olympiasieger der Sport Bild am Mittwoch und begründete seine Absage damit, dass er erst am 8. August und damit drei Tage zu spät nach Rio reise: "Zur Eröffnungsfeier bin ich leider noch nicht da."
Am Vortag hatte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bekannt gegeben, dass der Fahnenträger erstmals in einer Wahl durch Sportler und Bürger ermittelt wird. Der DOSB schlägt fünf Kandidaten vor, über die sowohl die Olympia-Mannschaft (zu 50 Prozent) als auch die deutsche Bevölkerung abstimmen kann. Harting galt aufgrund seiner Popularität und Erfolge als aussichtsreicher Kandidat.
"Mull" macht Bolt fit für Rio
Dem Olympiastart von Sprint-Superstar Usain Bolt steht zumindestens gesundheitlich offenbar nichts im Weg. Nach Angaben der französischen Sporttageszeitung L'Equipe hat sich der jamaikanische Olympiasieger nur eine leichte Zerrung im Oberschenkel zugezogen und soll innerhalb der nächsten zehn Tage wieder fit werden. Dies sei das Ergebnis einer Untersuchung bei Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dem Mannschaftsarzt der deutschen Fußball-Nationalnationalmannschaft. Müller-Wohlfahrt betreut seit längerer Zeit den 29 Jahre alten Weltrekordler.
Bolt war am vergangenen Freitag bei der nationalen Olympia-Ausscheidung wegen der Verletzung vor dem Finale ausgestiegen. Bolt muss in rund drei Wochen beim Diamond-League-Meeting in London einen nachträglichen Leistungsnachweis für einen Start in Rio erbringen.
Hörmann dämpft deutsche Erwartungen
DOSB-Präsident Alfons Hörmann traut der deutschen Olympiamannschaft in Rio nicht den großen Wurf zu. "Wenn wir ungefähr im Bereich von London (44 Medaillen, d. Red.) liegen, wäre das in meinen Augen aufgrund der aktuellen Ausgangslage schon ein herausragendes Ergebnis", sagte Hörmann im Interview mit der "Sport Bild".
Ein Ende der Medaillenflaute soll in Zukunft die umstrittene Leistungssportreform bringen, die der DOSB derzeit mit dem Bundesinnenministerium verhandelt. Man sei "bei 70 Prozent der Wegstrecke angekommen", sagte er: "Dass es an der einen oder anderen Stelle Gegenwind gibt, ist klar, weil es bei einigen Verbänden ans Eingemachte gehen wird."
Trotz der Einschnitte rief Hörmann zur Einigkeit auf: "Das große Ziel werden wir nur erreichen, wenn es uns gelingt, den Schulterschluss innerhalb des Sports, aber auch mit dem BMI und den Ländern hinzubekommen." Die Zeitplanung sieht Hörmann trotz zahlreicher interner Streitereien nicht in Gefahr. "Wir wollen und wir werden im Oktober die Reformkonzepte veröffentlichen", sagte er.
Hörmann kündigte an: "Ein Kernpunkt soll und wird sein: Es zählen nicht mehr so sehr Erfolge oder Misserfolge der Vergangenheit, sondern es zählt die Frage des Potenzials für die Zukunft."
Fußballer Polter würde "nach Brasilien schwimmen"
Der frühere Junioren-Nationalspieler Sebastian Polter hat sich auf ungewöhnliche Weise für die Teilnahme am Olympischen Fußballturnier beworben. "Dafür würde ich sogar von Europa nach Brasilien schwimmen", sagte der 25-Jährige vom englischen Zweitligisten Queens Park Rangers dem SID. Der deutsche Olympia-Trainer Horst Hrubesch wollte sich zunächst nicht zu dem ungewöhnlichen Angebot äußern.
"Wenn mich Horst Hrubesch fragen würde und mein Verein einverstanden ist, wäre ich sehr gerne Teil der deutschen Mannschaft bei Olympia in Rio", betonte Polter: "Ich habe ja auch schon in der U21 für Deutschland gespielt. Es wäre ein Traum, wenn ich das Trikot in Brasilien noch einmal tragen dürfte."
Polter müsste eines der drei Tickets für ältere Spieler bekommen. Seine kleine Chance: Hrubesch hat eine sehr geringe Auswahl an Stürmern. Polter spielte bereits für den VfL Wolfsburg, den 1. FC Nürnberg, den FSV Mainz 05 und Union Berlin und absolvierte 17 Junioren-Länderspiele, in denen er neun Tore erzielte. Er bestritt 51 Bundesliga- (7 Tore) und 29 Zweitliga-Spiele (14). Für QPR traf der in der vergangenen Saison siebenmal.
Olympia-Aus für Hamburger Bayer
Für den zweimaligen Hallen-Europameister Sebastian Bayer (Hamburg) ist der Traum von den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro vorbei. Der 30 Jahre alte Weitspringer, der in der Vergangenheit immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte, zog sich einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zu und muss seine Saison beenden. Die Olympianorm von 8,15 Meter hatte der Freiluft-Europameister von 2012 noch nicht erfüllt.
"Der Faserriss ist ein herber Rückschlag für mich. Nach meiner Operation im Frühjahr ging es stetig bergauf und ich konnte die Belastungen immer weiter steigern. Doch zuletzt hatte ich wieder Probleme, die jetzt in dieser Verletzung münden", sagte Bayer: "Natürlich hatte ich mir das anders vorgestellt. Zwei Jahre nur zu trainieren, ohne aber Wettkämpfe machen zu können, zehren sehr, und dafür macht man den Sport auch nicht."
Wie es für Bayer nach der Verletzung weitergeht, ließ er offen. "Ich werde mir nun Zeit nehmen und mir über meine Zukunft Gedanken machen."
Schwimmerin Köhler erfüllt Olympianorm
Freistil-Schwimmerin Sarah Köhler hat die Olympia-Qualifikation für ihre zweite Strecke fest im Visier. Nachdem die 22-Jährige zum Auftakt der German Open als Siegerin über 800 m ihr Ticket für Rio de Janeiro bereits gelöst hatte, unterbot die Frankfurterin auch über die halbe Distanz in 4:09,11 Minuten die Vorlaufnorm deutlich. Schwimmt Köhler im Finale am Mittwochabend ähnlich schnell, ist sie auch auf dieser Strecke für Olympia qualifiziert.
Bei der DM in Berlin Anfang Mai hatte Köhler den schwierigeren ersten Teil der Olympia-Qualifikation erfüllt. Ein Großteil der insgesamt 16 Normerfüller des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) hat die Leistungen der DM mit leicht entschärften Zeiten bereits bei der Mare Nostrum Tour im Juni bestätigt. Der Rest nutzt dafür die German Open. Das Rio-Team komplettieren die Staffelschwimmer.
Bahnradlerin trägt Australiens Fahne
Bahnrad-Olympiasiegerin Anna Meares ist zu Australiens Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier der Sommerspiele in Rio de Janeiro (5. August) ernannt worden. Das australische Olympia-Komitee begründete die frühzeitige Festlegung auf die dreimalige Goldmedaillengewinnerin und elfmalige Weltmeisterin mit der Vorbildrolle für das gesamte Team von Down under, in die Meares durch ihre Haltung und Erfolge bei ihren vier bisherigen Olympia-Teilnahmen hineingewachsen sei.
Die Ernennung der 32-Jährigen gleich mehrere Wochen vor dem Olympia-Auftakt stellt für Australien ein Novum dar. Bislang hatte die Mannschaftsführung die Rolle des Fahnenträgers stets am Vortag der Eröffnungsfeiern vergeben.