Trotz des bisher so enttäuschenden Abschneidens in diesem Winter wollen Deutschlands Skispringer eine Medaille holen.
Vancouver. Als Einzelkämpfer sind Deutschlands Skispringer bei den Olympischen Winterspielen krasse Außenseiter, doch als Mannschaft wollen sie groß auftrumpfen und acht Jahre nach dem Gold von Salt Lake City wieder Edelmetall holen. „Die Chancen auf eine Olympia-Medaille sind definitiv da. Aber das wird eine heiße Kiste“, sagt Bundestrainer Werner Schuster.
Mit Senkrechtstarter Pascal Bodmer hat das DSV-Team an Substanz gewonnen. Der 19-Jährige etablierte sich im bisherigen Saisonverlauf in der erweiterten Weltspitze und war der konstanteste deutsche Springer. „Es wäre schön, wenn ich eine Medaille aus Vancouver mit Heim nehmen könnte“, formuliert der Youngster das anspruchsvolle Ziel.
Auch Thomas Pfüller, Sportdirektor im Deutschen Skiverband (DSV), glaubt an eine Medaillenchance im Mannschafts-Wettbewerb. „Ich habe das Vertrauen in Schuster, dass er psychologisch mit den Leuten so arbeitet, dass sie ihr Leistungsvermögen in Vancouver ausschöpfen. Er ist der richtige Mann, der in der Lage sein wird, am Tag X das Beste aus den Athleten herauszukitzeln“, erklärt Pfüller.
Entscheidende Bedeutung kommt dem Fitnesszustand von Vize- Weltmeister Martin Schmitt zu. Der Routinier, der wie Michael Uhrmann schon 2002 beim Olympiasieg des DSV-Quartetts in Salt Lake City dabei war, kam im Olympia-Winter wegen eines schleichenden Erschöpfungssyndroms nie auf Touren. „Martin ist ein wichtiger Athlet für Olympia“, beschreibt Schuster die Rolle des viermaligen Weltmeisters von 1999 und 2001. Mit Schmitt in Bestform können die Deutschen den Norwegern und Finnen im Kampf um Silber und Bronze Paroli bieten, ohne ihn dürften sie nur schwer mithalten können.
Über allen thronen in dieser Saison die Österreicher um Vierschanzentourneesieger Andreas Kofler und Skiflug-Weltmeister Gregor Schlierenzauer. Scheint das Gold im Team-Wettkampf bereits an die „Austria-Adler“ vergeben, ist der Ausgang in den Konkurrenzen von der Normal- und Großschanze völlig offen. Dort dürften auch Einzelkönner wie der Schweizer Simon Ammann, der 2002 doppeltes Gold gewann, oder der Finne Janne Ahonen ein Wörtchen um den Sieg mitreden. Der „Schweiger aus Lahti“, der zu Saisonbeginn wegen des fehlenden Olympia-Goldes den Rücktritt vom Rücktritt vollzogen hatte, meldete sich mit dem zweiten Gesamtrang bei der Vierschanzentournee eindrucksvoll zurück.
Anders als bei der Weltmeisterschaft in Liberec, wo die Klingenthalerin Ulrike Gräßler Silber gewann, sind die Frauen in Vancouver nur Zaungäste. Nach mehreren Anläufen scheiterten sie vor den ordentlichen Gerichten in Kanada mit dem Versuch, sich in das Olympia-Programm einzuklagen.