Trotz der besten Turnierleistung blieb das Tor für die Deutschen gegen Neuseeland wie vernagelt. Das 0:0 bedeutet das Ende aller Träume.

London. Natascha Keller verkroch sich in eine unbeobachtete Ecke, sie kämpfte mit den Tränen, doch dieser Kampf war nicht zu gewinnen. Elf Tage nach der Eröffnungsfeier, bei der die Hockey-Rekordnationalspielerin stolzerfüllt die deutsche Fahne getragen hatte, ist der Traum von einer weiteren Olympia-Medaille geplatzt. Das 0:0 der DHB-Damen gegen Neuseeland reichte nicht, um ins Halbfinale einzuziehen.

„Ich habe die Tränen erst ein bisschen versteckt, weil ich dieses Bild nicht haben wollte“, berichtete Keller, doch viel zu bitter war die Enttäuschung. „Aber dann sind sie doch ein bisschen geflossen, wenn einem bewusst wird, was wirklich passiert ist. Es war einfach nicht unser Turnier“, sagte die 35-Jährige. Ihr Turnier war 2004 in Athen - da ist sie Olympiasiegerin geworden.

Damit wird es in London nichts, es geht um den siebten Platz. „Das Ende habe ich mir anders vorgestellt“, sagte Keller, die ihr letztes Olympiaturnier spielt.

Michael Behrmann hatte sich auch anderes erhofft. Der Bundestrainer versammelte seine Mannschaft noch einmal im Mittelkreis, Fanny Rinne, ebenfalls Olympiasiegerin von Athen, winkte den deutschen Fans zu - ein Abschied, obwohl noch ein Spiel zu spielen ist, am Mittwoch. Der Gegner ist noch offen.

Dabei hatten die „Danas“ noch einmal alles versucht, um wie damals in Athen doch noch in letzter Sekunde ins Halbfinale zu rutschen. Der neben späterer Schützenhilfe von Argentinien nötige 3:0-Sieg gegen die „Black Sticks“ wäre dank der besten Turnierleistung sogar möglich gewesen, wenn Keller und Co. nicht allerbeste Torchancen gleich im Dutzend ausgelassen hätten, darunter sieben Strafecken.

Als i-Tüpfelchen kam hinzu, dass zwei vermeintliche Tore von Maike Stöckel (33.) und Julia Müller (48.) nach Video-Beweisen nicht anerkannt wurden. Nach Meinung des deutschen Teams zu Unrecht. „Ich habe den Ball mit der Hand berührt, und die Hand gehört zum Stock“, sagte Stöckel. „Es ist mir unverständlich, wie man das bei HD-Bildern und acht Einstellungen nicht entscheiden kann“, sagte Behrmann. Zudem wies der Bundestrainer darauf hin, dass die von den Schiedsrichterinnen auf dem Platz monierte Art der Eckenausführung vor Müllers Treffer vor Turnierbeginn bei einer Anfrage von der Oberschiedsrichterin abgesegnet worden sei.

„Wir hatten viele Chancen, ein Tor zu schießen, so viele wie in noch keinem Spiel zuvor. Wenn wir es geschafft hätten, wären wir vielleicht in einen Lauf gekommen. Aber am Ende hat uns dann das Quäntchen Glück gefehlt“, sagte Behrmann. Torhüterin Yvonne Frank, deren erneute Glanzleistung am Ende vergeblich war, fügte hinzu: „Jetzt ist das Turnier halt vorbei, das ist natürlich bitter.“

So darf Neuseeland im Halbfinale erstmals um die Medaillen kämpfen, für die Deutschen bleibt zum Abschluss nur das Spiel um Platz sieben am Mittwoch (11.30/12.30).

„Wir werden uns hoffentlich gegenseitig rausziehen, um noch einen würdigen Abgang als Mannschaft zu haben“, sagte Keller. Diesen würdigen Abgang hätte sie selbst auch verdient. Auf die olympische Bühne wird sie nicht mehr zurückkehren. (sid/abendblatt.de)