Torfrau der DFB-Auswahl blieb im siebten Turnierspiel in Folge ohne Gegentreffer.

Shenyang. Als Weltfußballerin Marta kurz vor Spielende auf das deutsche Tor zustürmte und eine Gegenspielerin nach der anderen abschüttelte wie lästige Fliegen, war es Silvia Neid etwas mulmig zumute. Doch die DFB-Trainerin durfte Sekunden später aufatmen: Torfrau Nadine Angerer hatte Marta gestoppt, wieder einmal. Die 29-Jährige parierte den Schuss der besten Brasilianerin beim 0:0 in Shenyang wie alle anderen Versuche der Selecao Feminina - und avancierte wie schon beim WM-Sieg 2007 auch in der Neuauflage des Finales zum Auftakt des olympischen Turniers zur gefeierten Heldin.

"Nadine stand da mal wieder perfekt", lobte Neid die Parade von Angerer in der 86. Spielminute. Auch Spielführerin Birgit Prinz hob die Torfrau heraus. "Wir sind eine Mannschaft, aber zu einem Team gehört eine gute Torfrau natürlich dazu", sagte die Fußballerin des Jahres.

Wie schon vor einem Jahr beim WM-Endspiel in Shanghai brachte Angerer die Brasilianerinnen auch in Shenyang zur Verzweiflung. Vor allem Marta fand in der Torhüterin ihre Meisterin - wie schon im vergangenen September. Damals vereitelte die 29-Jährige gegen die Weltfußballerin auch die klarsten Möglichkeiten, hielt sogar einen Elfmeter und das 2:0 für die DFB-Auswahl fest. "Marta hat wohl ein Nadine-Angerer-Syndrom", meinte Neid schmunzelnd.

"So ganz richtig ist das nicht", sagte Angerer selbst. In der schwedischen Liga, wo sich beide seit einem Jahr duellieren, sei es Marta in zwei Spielen immerhin einmal gelungen, einen Treffer gegen sie zu erzielen. Was große Turniere angeht, hat Angerer den Nimbus der Unbezwingbarkeit jedoch gewahrt. Seit der WM 2007 ist sie die Nummer eins im deutschen Tor, gegen Brasilien hielt sie ihren Kasten im siebten Turnierspiel in Folge sauber.

Angerers Paraden konnten aber nicht über den etwas holprigen Start für die Operation Gold vor 20 703 Fans hinwegtäuschen. Zwar hatte die DFB-Elf durch Prinz und Sandra Smisek gute Chancen, und über weite Strecken verrichtete sie auch konzentrierte Arbeit in der Defensive, die klareren Chancen hatte aber Brasilien. Von der ersten olympischen Goldmedaille für den DFB wollte Neid daher nicht sprechen: "Wir wollen Punkte sammeln, um zunächst ins Viertelfinale zu kommen."

Am Sonnabend ist Nigeria der nächste Gegner, am 12. August geht es zum Vorrundenabschluss gegen Nordkorea, das nach dem 1:0 gegen die Afrikanerinnen im zweiten Spiel der Gruppe F die Tabellenführung übernahm. Neid und ihre Mannschaft hatten sich nach ihrer Partie noch das Duell der beiden nächsten Gegner in Shenyang angesehen. "Nigeria ist unberechenbar, und denen macht das Wetter nichts aus. Wir müssen uns durchbeißen, um weiterzukommen", sagte sie. Neids Elf baute bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen jenseits der 30 Grad am Ende ab. Doch sie hatte ja Angerer.