Lisa Hahner will sich beim Haspa Marathon für die Weltmeisterschaft im August qualifizieren
Hamburg. Leistungssportlerin? Die? Niemals. Der Eindruck ist oft derselbe, wenn man Spitzenläuferinnen gegenübersteht. So klein und zierlich, nichts dran. Wie bei Lisa Hahner. 1,66 Meter nur misst sie, über das Gewicht reden wir mal nicht. Sie muss halt nicht so viele Kilos über die 42,195 Kilometer durch Großstadtstraßen schleppen, natürlich ein Vorteil. Wie die Zuschauer sie beim 28. Haspa Marathon im dichten Läuferfeld erkennen können, das ist eine ganz andere Frage.
Die 23-Jährige hat sich innerhalb weniger Jahre in die deutsche Spitze vorgelaufen. Ganz offenbar ist die Hessin ein besonderes Naturtalent. Erst im Alter von 18 Jahren haben sie und ihre 16 Minuten ältere Zwillingsschwester Anna überhaupt mit der Leichtathletik begonnen. Wegen einer Mädchenschwärmerei, wenn man mal ehrlich ist, auch wenn sie das so nicht sagen.
"Wir haben einen Vortrag von Joey Kelly besucht, danach wussten wir: Wir wollen auch laufen", schildern die Geschwister den Moment, als ihre Laufbegeisterung begann. Joey Kelly, der Musiker und populäre Extremsportler, das ist natürlich ein charismatischer Typ. "Irgendwie hat Joey Kelly gezeigt, wie viel mehr man durch Laufen erreichen kann. Man bekommt eine ganz neue Lebenseinstellung, dieses Gefühl wollten wir auch haben."
Gemeinsam haben die Schwestern mit dem Laufen angefangen und treiben sich seitdem stets voran. "Es ist ideal, wenn man mit der Trainingspartnerin zusammenwohnt. Wir pushen uns, spornen uns an, können ohne Probleme gemeinsam loslegen", erzählt Lisa Hahner. Die Lebenssituation mit einer Zwillingsschwester hält sie für leistungsfördernd: "Man wächst zu zweit auf, kennt die Konkurrenzsituation von frühester Kindheit an. Irgendwie wird man eben immer verglichen und will sich auch immer selber messen."
Beide studieren auf Lehramt an der Universität Mainz und trainieren zwei- bis dreimal am Tag. Eine Trainingslaufbahn liegt vis-à-vis der Wohnung. Ihren Lebensunterhalt können sie mittlerweile problemlos durch das Laufen bestreiten. Auf der Website ihres Teams run2sky sind zahlreiche Partner und Sponsoren zu finden. Mit dem Bundeskader Marathon unter Leitung von Katrin Dörre-Heinig haben sie im Februar ein Höhentrainingslager in Kenia bestritten, um sich optimal auf die Saison vorzubereiten. "Das Land mit seinen Menschen hat uns in seinen Bann gezogen, die Ruhe und Gelassenheit", schwärmen die Schwestern.
2:31:28 Stunden war Lisas Bestzeit gleich bei ihrem Marathon-Debüt im Oktober 2012 in Frankfurt. Für den Haspa Marathon hat sie sich nun eine Zeit von 2:30:30 oder schneller vorgenommen. Das ist die B-Norm des Deutschen Leichtathletikverbands für die Qualifikation zur WM im August in Moskau und die Voraussetzung für einen großen Traum: Mit Anna, die die Norm schon erreicht hat, gemeinsam die WM zu laufen. "Da Irina Mikitenko und Sabrina Mockenhaupt nicht an der WM teilnehmen wollen, müsste die B-Norm ausreichend sein, um mitgenommen zu werden", sagt Lisa Hahner.
Im Dezember hatte sie sich nach einem Besuch in Hamburg entschieden, hier an den Start zu gehen: "Ich finde die Stadt cool, und die Strecke ist toll. Ich wollte unbedingt hier laufen." Dabei hofft sie auch auf die Unterstützung der Hamburger an der Strecke. "Ich habe mit vielen anderen Athleten gesprochen, die mir erzählt haben, dass die Stimmung immer super ist", erzählt Lisa Hahner. An Anfeuerung wird es nicht fehlen, die Zuschauer müssen sie nur finden im dichten Läuferpulk.