Hamburg. Die Hamburger können zum vierten Mal in Folge zu Hause nicht gegen Paderborn gewinnen. Bilbija mit Doppelpack. Glatzel und Selke treffen.
Es dauerte nur zehn Minuten, ehe Davie Selke, Robert Glatzel und Adam Karabec das erste Mal diskutierten. Offensichtlich ging es um die Positionierung. Wer geht auf die Zehn? Wer geht rauf? Wer lässt sich fallen? Es war zu sehen, dass die stark veränderte Startelf des HSV gegen den SC Paderborn noch Abstimmungsprobleme hatte. In der zweiten Halbzeit waren die drei dann aber voll da.
Zweites 2:2 für den HSV in Folge
Am Ende sorgten Glatzel und Selke für die beiden HSV-Tore beim 2:2 (0:0) gegen die Gäste aus Ostwestfalen. Für Paderborn traf Ex-HSV-Profi Filip Bilbija doppelt. Es war für den HSV das zweite 2:2 in Folge nach dem Last-minute-Remis in Kaiserslautern. In der Tabelle bleiben die Hamburger einen Punkt hinter Paderborn auf Platz fünf. „In der ersten Halbzeit war es zu wenig. Es reicht nicht, zu Hause nur 30 Minuten Chancen herauszuspielen“, sagte Glatzel nach dem Spiel.
HSV-Trainer Steffen Baumgart hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 2:2 in Kaiserslautern auf gleich vier Positionen verändert. Karabec, Emir Sahiti und Selke, die in Kaiserslautern nach ihren Einwechslungen überzeugten, rückten für Ransford Königsdörffer, Fabio Baldé und Marco Richter rein. Zudem spielte Noah Katterbach überraschend für Silvan Hefti. Katterbach übernahm für Baldé die Position auf Linksaußen, Sahiti agierte als rechter Schienenspieler für Hefti. „Noah hat sich diese Chance durch seine Trainingsleistungen verdient“, sagte Baumgart.
Dompé erneut nur auf der Bank
Hamburgs Unterschiedsspieler Jean-Luc Dompé saß erneut auf der Bank, obwohl er zuletzt zweimal nach Einwechslungen brillierte. „Dompé trainiert so, dass er 20 Minuten gut spielen kann und nicht 90“, erklärte Baumgart vor dem Spiel bei Sky. Er brauche ihn vor allem in den letzten 30 Minuten des Spiels. „Er hat etwas Besonderes, das wissen wir. Es ist keine Degradierung, wir gehen sehr offen damit um“, sagte Baumgart und machte deutlich, dass auch die mangelnde Defensivarbeit von Dompé ein Grund sei. „Gegen Paderborn muss ich auch nach hinten laufen“, so Baumgart.
Allerdings lief es beim HSV in der Anfangsphase bei allen Offensivspielern des HSV noch nicht wirklich rund. Paderborn presste hoch und machte den Hamburgern Probleme. Ein etwas zu scharfer Rückpass von Jonas Meffert auf Torhüter Matheo Raab wäre beinahe schief gegangen. Raab sprang der Ball zu weit vom Fuß, der Ex-Hamburger Filip Bilbija spritzte dazwischen, doch Raab konnte sich den Ball zurückholen (15.).
Der HSV dagegen wurde nur über Ecken gefährlich. Immer wieder war es Miro Muheim, der die Bälle von beiden Seiten scharf an den Fünfmeterraum zielte. Kapitän Sebastian Schonlau verpasste eine Ecke knapp (22.), sein Abwehrpartner Dennis Hadzikadunic köpfte nicht platziert genug (30.).
Die Doppelspitze Selke/Glatzel hing dagegen komplett in der Luft. Es gab zwar einige Ecken, doch über Flanken kam der der HSV kaum einmal vor das Tor. Katterbach hatte auf links gute Aktionen, auch Sahiti versuchte es immer wieder mit Eins-gegen-eins-Aktionen. Der letzte Ball aber fehlte.
Zumindest stand der HSV hinten sicher und ließ kaum etwas zu. 10:6 lautete das Torschussverhältnis nach 45 Minuten. Ein Großchance war aber auf beiden Seiten nicht dabei. Und so fragten sich die Fans vor allem, wann Baumgart reagieren würde und mit Baldé oder Dompé seine Tempodribbler auf den Platz bringt?
Bilbija trifft doppelt gegen Ex-Club
Zur Halbzeit verzichtete Baumgart noch auf einen Wechsel. Und lief nach nur einer Minute einem Rückstand hinterher. Wie schon im Dezember des vergangenen Jahres (1:2) war es Bilbija, der gegen seinen Ex-Club zur Führung für Paderborn traf. Nach einen Ballverlust von Daniel Elfadli ging es schnell durchs Mittelfeld des SCP. Der Ball kam zu Bilbija, der sich im Strafraum gegen Muheim drehte und den Ball mit links an Raab vorbeibugsierte (46.).
Der HSV brauchte ein paar Minuten Zeit, um sich zu schütteln. Dann aber war Glatzel mal wieder zur Stelle. Nach einem schnell ausgeführten Einwurf spielte Karabec in den Lauf des Torjägers, der aus zehn Metern durch die Beine von Paderborns Torwart Pelle Boevink traf (54.). Das Volksparkstadion war wach und der Regen setzte ein. Das Spiel wurde jetzt deutlich offener.
Offen war dann aber vor allem das HSV-Tor, als Matheo Raab herauskam und sein langer Ball völlig missglückte. Bilbija nahm ihn an und schoss aus 35 Metern kunstvoll zur erneuten Paderborner Führung (60.). Ein bitterer Moment für Raab, der erneut den verletzten Daniel Heuer Fernandes ersetzte.
Als Baumgart gerade mit einem Dreifachwechsel reagieren wollte, jubelte erneut der HSV. Katterbach fand mit einer Flanke auf den kurzen Pfosten den Kopf von Selke. Im Flug versenkte der Stürmer den Ball in die kurze Ecke zum 2:2 (67.). Es war der dritte Treffer in Folge für den Neuzugang, der jetzt voll da war.
Glatzels Siegtor zählt nicht
Baumgart brachte mit Immanuel Pherai, Dompé und Fabio Baldé drei neue Offensivkräfte und machte damit klar, das Spiel unbedingt noch gewinnen zu wollen. Das Spiel entwickelte sich nun zu dem Spektakel, das es in der Partie zwischen diesen zwei Clubs schon oft gegeben hat. Der HSV warf alles nach vorne und jubelte kurz vor Schluss über den vermeintlichen Siegtreffer durch Glatzel, doch der Torjäger hatte vor seinem Schuss den Ball mit dem Oberarm gestoppt. So blieb es am Ende beim 2:2.
Der HSV verpasste es, den Rückstand auf Tabellenführer Düsseldorf wieder zu verkürzen. Die Fortuna gewann am Freitagabend eine Woche vor dem Duell gegen den HSV bei Greuther Fürth in der Nachspielzeit mit 2:1 und liegt aktuell fünf Punkte vor den Hamburgern. Mit zwölf Punkten aus sieben Spielen liegt der HSV dagegen hinter den eigenne Erwartungen. „Wir haben es uns anders vorgestellt“, sagte Baumgart. „Trotzdem ist es ein langes Rennen. Ich habe Jahre vom HSV erlebt, da ist der HSV vorneweg marschiert und ist am Ende abgekackt. Vielleicht geben Sie uns die Zeit, dass Sie wir es dieses Jahr anders machen“, sagte Baumgart, schickte aber noch eine Warnung hinterher. „Dafür müssen wir Spiele wie heute aber auf unsere Seite ziehen.“
HSV: Raab - Hadzikadunic (83. Reis), Schonlau, Muheim - Sahiti (70. Baldé), Katterbach (70. Dompé) - Meffert, Elfadli - Karabec (70. Pherai) - Glatzel, Selke (83. Königsdörffer).
Paderborn: Boevink - Curda, Götze, Brackelmann - Obermair, Bilbija, Castaneda, Zehnter, Kostons, Ansah - Michel.
Schiedsrichter: Florian Badstübner.
Tore: 0:1 Bilbija (46.), 1:1 Glatzel (54.), 2:1 Bilbija (60.), 2:2 Selke (67.).