Hamburg. Wirbelt die Verletzung des Abwehrchefs die Mannschaft durcheinander? Sportdirektor Mutzel zur Lage. Bayern kratzt an HSV-Rekord.

Was soll man da noch kritisieren? Der Hamburger SV befindet sich knapp drei Jahre nach dem Abstieg aus der Bundesliga auf einem schier unaufhaltsamen Weg zurück in die Eliteklasse des deutschen Fußballs. Das 3:1 über den SC Paderborn untermauerte die Ambitionen des gefestigten Teams von Trainer Daniel Thioune. Mit jetzt vier Punkten Vorsprung vor dem VfL Bochum, der am Sonntag 1:2 gegen den KSC verlor, hat der HSV mit und ohne eigenes Zutun die Tabellenspitze gefestigt. Von einem "Rückrunden-Fluch" der vergangenen Jahre ist nichts mehr zu sehen. Wer soll dem HSV den Aufstieg 2021 noch nehmen? Die Antwort ist wie jedes Jahr dieselbe: der HSV selbst.

Es sind die Machtkämpfe im Verein, die auch die Mannschaft zu belasten scheinen, wie Sportvorstand Jonas Boldt am Rande des Spiels gegen Paderborn sagte. „Ich bin zwei Jahre hier, und immer wenn es sportlich gut läuft, kommen Störfeuer rein." Doch nimmt man selbst das beiseite, gibt es einen neuen "Pferdefuß", einen falschen Tritt sozusagen gegen die Mannschaft im Aufstiegsrennen. Denn der Abwehrchef Toni Leistner hat sich verletzt.  Ob es bei ihm ein Muskelfaserriss im Oberschenkel ist oder eine Zerrung, das sollen Bilder einer Kernspintomografie ergeben, die noch ansteht. Das wurde am Sonntag im Volkspark bekannt. Danach richtet sich auch die Länge seines Ausfalls.

Toni Leistner: Wer ersetzt den Abwehrchef?

Wer Leistner ersetzen könnte, scheint klar. Moritz Heyer könnte in die Innenverteidigung neben Stephan Ambrosius rücken. Doch da ruht auch Hoffnung auf Rick van Drongelen (erlitt einen Kreuzbandriss), der nach seiner langen Verletzung in einigen Wochen ein Comeback feiern könnte. Allerdings ist er für die Zweikämpfe offenbar noch nicht stabil genug. Jan Gyamerah könnte auch "den Leistner machen", doch er wird auf der Außenverteidigerposition benötigt. Immerhin: Trainer Daniel Thioune hat Alternativen und wenig Druck, denn seine jeweiligen Pläne B haben bislang ordentlich funktioniert.

Sportdirektor Michael Mutzel sagte am Sonntag: "Die zweite Halbzeit hat gezeigt, dass wir zulegen können. Dann sind wir schwer zu bespielen.“ Trotz der Dauerbelastung mit dem dritten Spiel innerhalb einer Woche habe die Mannschaft zulegen können. Und was Leistner betrifft: "Ob man in der Mannschaft mehr verschiebt oder man wechselt eins zu eins", das werde der Trainer jetzt austüfteln. Mutzel meinte: „Wir reden darüber, dass wir Optionen haben und nicht sagen, oh sch…“

Zu möglichen Transfers vor dem Schließen des Wechselfensters am Montag sagte der Sportdirektor: "Die Antennen sind immer aufgestellt, aber ich gehe nicht davon aus, dass noch etwas passiert."

HSV: Die Abendblatt-Analyse nach dem 3:1 über Paderborn

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Baumgart: Was für den HSV-Aufstieg wichtig ist

Für Paderborns Trainer Steffen Baumgart war die Niederlage gegen den HSV schnell erklärt: „Wir haben heute bei der Spitzenmannschaft verloren“, sagte Baumgart. Im Mai 2019 unterlagen die Hamburger noch mit 1:4 in Paderborn und verspielten damit die Chance auf die Rückkehr in die Bundesliga. Statt des HSV stieg damals der SCP auf. Baumgart sagte jetzt: "Ich halte sie in diesem Jahr für sehr, sehr stabil und sehr klar. Sie haben gute Jungs in ihren Reihen, die für ein bisschen Ruhe sorgen und in schwierigen Situationen die richtigen Entscheidungen treffen. Sie spielen nicht nur Fußball, sondern verteidigen mittlerweile auch sehr gut und gehen an Grenzen. Das ist wichtig, wenn du aufsteigen willst.“

Der HSV blieb in den vergangenen neun Saisonspielen ungeschlagen und ließ nur einmal mehr als ein Gegentor zu – beim 4:2 in Braunschweig. Mit 43 Toren hat der HSV zudem die beste Offensive der 2. Liga. Ebenfalls wichtig ist, dass die Hanseaten nicht einzig und allein von Simon Terodde abhängig sind. Trifft der Top-Torjäger der 2. Liga (17 Saisontore) nicht, wie zuletzt gegen Paderborn, tragen sich andere Spieler in die Torschützenliste ein. Defensiv-Allrounder Moritz Heyer brachte den HSV in Führung, Sonny Kittel traf doppelt.

3:1 über Paderborn – die Statistik

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Robin Velasco verlängert

Was soll man dazu noch sagen? Der HSV verlängert mit einem weiteren Talent. Robin Velasco (18) bleibt im Volkspark. Und wo veröffentlicht man solche News? Bei Instagram.

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HSV feiert ersten Heimsieg in der Rückrunde

David Kinsombi und Jeremy Dudziak feiern Doppelpacker Sonny Kittel  (M.)
David Kinsombi und Jeremy Dudziak feiern Doppelpacker Sonny Kittel (M.) © dpa | Unbekannt
Bakery Jatta musste mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. Der Gambier hatte zuvor viele starke Aktionen.
Bakery Jatta musste mit muskulären Problemen ausgewechselt werden. Der Gambier hatte zuvor viele starke Aktionen. © witters | Unbekannt
David Kinsombi und Jeremy Dudziak feiern Doppelpacker Sonny Kittel  (M.)
David Kinsombi und Jeremy Dudziak feiern Doppelpacker Sonny Kittel (M.) © dpa | Unbekannt
Der perfekte Schuss: Sonny Kittel schnürte in der zweiten Halbzeit seinen Doppelpack.
Der perfekte Schuss: Sonny Kittel schnürte in der zweiten Halbzeit seinen Doppelpack. © witters | Unbekannt
Jeremy Duziak (l.) war an allen Toren des HSV direkt beteiligt. Der Mittelfeldspieler spielte stark.
Jeremy Duziak (l.) war an allen Toren des HSV direkt beteiligt. Der Mittelfeldspieler spielte stark. © witters | Unbekannt
Sven Ulreich hatte im Tor des HSV wenig Arbeit. Beim Gegentor war der ehemalige Bayern-Keeper ohne Chance.
Sven Ulreich hatte im Tor des HSV wenig Arbeit. Beim Gegentor war der ehemalige Bayern-Keeper ohne Chance. © witters | Unbekannt
Paderborns Sven Michel stand goldrichtig und konnte zum zwischenzeitlichen 2:1 verkürzen.
Paderborns Sven Michel stand goldrichtig und konnte zum zwischenzeitlichen 2:1 verkürzen. © dpa | Unbekannt
Amadou Onana springt auf die Jubeltraube, in der Torschütze Sonny Kittel bejubelt wurde. Das 2:0 war ein Traumtor.
Amadou Onana springt auf die Jubeltraube, in der Torschütze Sonny Kittel bejubelt wurde. Das 2:0 war ein Traumtor. © witters | Unbekannt
Sonny Kittel traf per Freistoß aus über 25 Metern und sorgte so für das 2:0 des HSV gegen Paderborn.
Sonny Kittel traf per Freistoß aus über 25 Metern und sorgte so für das 2:0 des HSV gegen Paderborn. © Witters | Unbekannt
Toni Leistner wird von Trainer Daniel Thioune getröstet. Der Abwehrchef musste bereits nach 15 Minuten verletzungsbedingt auswechselt werden.
Toni Leistner wird von Trainer Daniel Thioune getröstet. Der Abwehrchef musste bereits nach 15 Minuten verletzungsbedingt auswechselt werden. © witters | Unbekannt
Moritz Heyer (2.v.l.) brachte den HSV in der 8. Minute nach einer Ecke in Führung.
Moritz Heyer (2.v.l.) brachte den HSV in der 8. Minute nach einer Ecke in Führung. © Witters | Unbekannt
Moritz Heyer köpft aus kurzer Distanz ein. Zuvor hatte Toptorjäger Terodde verlängert.
Moritz Heyer köpft aus kurzer Distanz ein. Zuvor hatte Toptorjäger Terodde verlängert. © Witters | Unbekannt
Ein Kopfball wie ein Kunstwerk. Moritz Heyer lässt Paderborns Keeper keine Chance.
Ein Kopfball wie ein Kunstwerk. Moritz Heyer lässt Paderborns Keeper keine Chance. © dpa | Unbekannt
Tim Leibold (r.) und der HSV sind gut in die Partie gekommen. die Führung ist die logische Konsequenz.
Tim Leibold (r.) und der HSV sind gut in die Partie gekommen. die Führung ist die logische Konsequenz. © Witters | Unbekannt
Bakery Jatta (l.) kehrte in die Startformation des HSV zurück
Bakery Jatta (l.) kehrte in die Startformation des HSV zurück © Witters | Unbekannt
Daniel Thioune hat lange überlegt, wie die richtige Aufstellung aussehen könnte. Der HSV-Trainer hat nur auf einer Position die Startelf verändert.
Daniel Thioune hat lange überlegt, wie die richtige Aufstellung aussehen könnte. Der HSV-Trainer hat nur auf einer Position die Startelf verändert. © Witters | Unbekannt
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Bundesliga-Rekorde: HSV vs. Bayern München

Nach dem 4:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim hat der FC Bayern München nun an den bisherigen 19 Spieltagen der Bundesliga 57 Tore geschossen. Damit hat Bayern die mit Abstand beste Offensive und einen Vereinsrekord aufgestellt. Lediglich der HSV traf in der Bundesliga-Historie einmal öfter: 58 Tore in der Saison 1981/82.

Erzgebirge Aue erwartet den HSV

Die 0:3-Klatsche in Fürth abgehakt, den Tabellenführer im Blick: Für die Profis von Erzgebirge Aue liegt der Fokus auf dem Heimspiel am Freitag (18.30 Uhr/Sky) gegen den Hamburger SV. „Da haben wir das nächste dicke Brett zu bohren. Vergangenes Jahr konnten wir den HSV ärgern. Um dieses Wunder zu wiederholen, müssen wir in dieser Woche hart an den Feinheiten arbeiten“, sagte Kapitän Martin Männel. Ende Februar 2020 hatten die Auer überraschend deutlich mit 3:0 gegen den HSV gewonnen. Für den nächsten Erfolg müssen sich die Sachsen aber in mehreren Bereichen steigern. Größtes Manko waren die eigenen Patzer vor den Gegentoren. „So blöd das klingt: Ich glaube, dass wir trotz des 0:3 ein akzeptables Auswärtsspiel gemacht haben. Wir haben uns aber durch eigene Fehler alles kaputt gemacht“, sagte Trainer Dirk Schuster über das leichtsinnige Abwehrhalten seiner Mannschaft.

HSV-Sportdirektor Mutzel sagte: "Freitagabend in Aue ist nicht das angenehmste Spiel, aber wir fahren selbstbewusst da hin."