Hamburg. Linksverteidiger Tim Leibold befindet sich in Quarantäne, sieben Spieler fehlten im Volkspark. Abgang von Talent steht bevor.
Nach elf Tagen war das süße Leben für die Profis des HSV wieder beendet. Am Donnerstagnachmittag um kurz nach 15 Uhr startete die Mannschaft von Trainer Tim Walter (46) in die kurze Wintervorbereitung. Am Morgen mussten sich alle Mitglieder des Lizenzspielerkaders einem PCR-Test unterziehen. Und dieser brachte mindestens ein positives Ergebnis.
Wie der HSV bekannt gab, hat sich Linksverteidiger Tim Leibold (28), der aktuell an einem Kreuzbandriss laboriert, mit dem Coronavirus angesteckt und sich in häusliche Quarantäne begeben. Alle anderen Corona-Tests waren beim HSV negativ. "Man kann davon ausgehen, dass es (Corona, d. Red.) alle Mannschaften und die Gesellschaft betreffen wird, von daher sind wir froh, dass es so glimpflich ausgegangen ist", sagte Trainer Walter.
Am Nachmittag fehlten dann auch Faride Alidou (20), Jan Gyamerah (26), Bakery Jatta (23) und Robert Glatzel (27), Mikkel Kaufmann (20), Sebastian Schonlau (27) und Mario Vuskovic (19) beim Training. Während Rechtsverteidiger Gyamerah und Außenstürmer Jatta aus privaten Gründen einen verlängerten Urlaub gestattet bekamen, fehlte Stürmer Kaufmann mit einer Erkältung.
Mittelstürmer Glatzel und Flügelstürmer Alidou trainierten individuell im Kraftraum. Kapitän Schonlau konnte wegen der Impfreaktion nach seiner "Booster-Impfung" nicht mit auf den Platz.
Talente-Trio reist mit dem HSV ins Camp nach Spanien
Trainer Walter glaubt nicht, dass er dauerhaft mit einer so kleinen Gruppe arbeiten muss. Spätestens im Trainingslager in Sotogrande, das am Sonntag beginnt, soll ein Großteil der Profis wieder zur Verfügung stehen. Aus dem Nachwuchs werden Elijah Krahn (18), Paschke (18, beide U19) und Bent Andresen (18, U21) mit nach Spanien reisen. An Ausfälle, daraus macht Walter keinen Hehl, hat er sich ohnehin längst gewöhnt. "Wir haben uns darauf eingestellt. In der Vorrunde war es ja auch so. Deshalb jammern wir nicht und arbeiten mit denen, die da sind. Die versuchen wir besser machen", so der 46-Jährige.
Ob das auch für Tommy Doyle (20), der sich in England in Quarantäne befindet und unmittelbar vor der Auflösung seines HSV-Vertrages steht, gilt, ist unwahrscheinlich. Der hochtalentierte Mittelfeldspieler spielt in den Planungen von Walter keine Rolle mehr. Offenbar tat sich Doyle, der von Manchester City ausgeliehen ist, schwer, sich mit der Aufgabe HSV zu identifizieren.
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Die Tatsache, dass er von einem der besten Vereine der Welt kommt, scheint ihm etwas zu Kopf gestiegen zu sein. "Das hängt sicher auch damit zusammen. Dann ist es schwierig, Dinge anzusprechen und Dinge reinzubringen in den Jungen, wenn man es halt nicht will", kritisierte Walter und legte nach: "Es kommen viele Dinge zusammen, die man beurteilen muss. Es geht darum, dass der Junge Potenzial hat, dass man es teilweise gesehen hat. Es geht aber auch darum, weiter an Dingen zu arbeiten, die man noch nicht so gut kann, und nicht denken, dass man sie schon kann", so der HSV-Trainer.
Sollte sich kein neuer Verein für Doyle finden, würde Walter weiter versuchen, den Engländer zu integrieren. "Wenn der Junge kommt, arbeite ich mit ihm, aber er muss auch die Bereitschaft haben, arbeiten zu wollen", so die klare Botschaft von Walter, der sich aber gedanklich wohl bereits vom wechselwilligen Doyle verabschieden kann.
Vagnoman soll ins Trainingslager nachreisen
Vor Bereitschaft brennt dagegen Josha Vagnoman (20), der nach seiner schweren Oberschenkelverletzung am Donnerstag mit dem ebenfalls zuletzt verletzten Maxmilian Rohr (26) eine Laufeinheit absolvierte. Der Außenverteidiger, der verletzungsbedingt in dieser Saison nur 14 Minuten spielen konnte, muss sich am 3. Januar noch einer Abschluss-Untersuchung beim Münchner Radiologen Marc Regier und dem ehemaligen Bayern-Teamarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt unterziehen. Geht alles glatt, reist das Eigengewächs ins Trainingslager nach.
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Ob die Hamburger noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden, hängt auch damit zusammen, ob Faride Alidou bereits in diesem Winter zu Eintracht Frankfurt wechseln wird. "Solange er unsere Farben trägt, ist er ein Teil des Teams", sagte Walter, der aber auch durchblicken ließ, dass er sich gegen den einen oder anderen neuen Spieler nicht wehren würde. "Wir müssen gar nichts, wollen uns als Verein insgesamt verbessern", erklärte Walter und ergänzte: "Wir haben Augen und Ohren offen. Wir wollen immer besser werden, können auch überall noch besser werden. Wir haben gute Jungs, um sie aber noch besser zu machen, brauchen aber noch weitere Jungs, um das zu forcieren."
HSV-Trainer Walter freut sich auf die Sonne Spaniens
Doch erst einmal will Walter mit dem Kader arbeiten, der ihm zur Verfügung steht. Der HSV-Trainer hat keine Bedenken, trotz der europaweit steigenden Corona-Zahlen ins Flugzeug zu steigen. "Für uns ist es grundsätzlich besser im Trainingslager, weil wir abgeschottet sind von allen anderen. Jedem tut es zudem gut, wenn man Sonnenschein abbekommt und wärmere Temperaturen hat. Man kann unbeschwert und fokussiert trainieren. Wir wollen und müssen hart arbeiten und zudem Kraft und Energie tanken", sagte Walter.
Im Trainingslager werden die Hamburger am 7. Juni lediglich ein Testspiel gegen den niederländischen Erstligaclub NEC Nijmegen absolvieren. "Wir haben nicht das Personal, um zwei, drei Tests zu machen. Dann könnten wir nicht trainieren. Und die Dinge, die an denen wir arbeiten wollen, kann man am Besten im Training machen", so Walter.