Hamburg. Aktive Fanszene des Zweitligisten positioniert sich auf die Seite des Herausforderers Sven Freese und wünscht sich Veränderungen.

Zwei Wochen lang haben die Profis des HSV nach dem Spiel gegen Darmstadt Zeit, sich auf das nächste Spiel vorzubereiten. Auch die Fans müssen durch die verschobene Partie beim SV Sandhausen zwei Wochen lang warten, ehe die Hamburger bei Jahn Regensburg antreten. Und so konzentriert sich in der kommenden Woche alles auf die Wahl zur Abteilungsleitung des HSV Supporters Clubs. Sven Freese tritt am Sonnabend in einer Woche (11 Uhr) mit seinem Team als Herausforderer gegen den aktuellen stellvertretenden Vorsitzenden Martin Oetjens und seine Gruppe an. Es wird die erste digitale Mitgliederversammlung in der Geschichte der Abteilung für Fördernde Mitglieder.

Supporters wollen das Vereinsleben aktiv unterstützen

Der 1993 gegründete Supporters Club stellt mit mehr als 65.000 Mitgliedern die mit Abstand größte Abteilung im Hamburger Sport-Verein und verfolgt das Ziel, den Profifußball sowie das Vereinsleben im HSV aktiv zu unterstützen. Während Oetjens unter dem Motto „Den Kurs halten“ dafür wirbt, die Politik des scheidenden Supporters-Chefs Timo Horn fortzuführen, will die Gruppe um Freese Veränderungen vornehmen. Freese setzt sich für eine aktivere Rolle des Supporters Clubs im HSV ein.

Am Freitag hat sich nun die aktive Fanszene des HSV überraschend deutlich für das Team Freese ausgesprochen. Die Castaways, die größte der verschiedenen Ultra-Gruppen, mischt sich in den Wahlkampf ein und wirbt via Facebook dafür, möglichst zahlreich für Freese zu stimmen. „Wir möchten unseren Dank und Respekt an die bisherige Besetzung bekräftigen, sehen nun aber die dringende Notwendigkeit für Veränderungen. Um den Supporters Club wieder zu dem zu machen, was er mal war: Eine große, bunte, kreative und laute Fangemeinschaft, die alle HSV-Fans verbindet und ihnen die Möglichkeit bietet, ein Teil dessen zu sein“, heißt es in dem Beitrag.

Ultra-Gruppierung kritisiert den Supporters Club

Die Castaways haben sich in den vergangenen Monaten als größtes Sprachrohr der aktiven Fanszene  immer wieder kritisch mit der Entwicklung des Fußballs insgesamt, aber im Speziellen auch mit der beim HSV auseinandergesetzt. Nun kritisieren die Ultras auch das Wirken des Supporters Clubs in den vergangenen Jahren, insbesondere seit der Ausgliederung 2014. „Leider war seit diesem Zeitpunkt und während unserer gesamten Zeit als Gruppe die Sichtbarkeit des SC bei Weitem nicht mehr dieselbe wie vor 2014 – praktisch war sie nicht mehr vorhanden“, schreiben die Ultras in ihrem Statement. Timo Horn, der 2014 den Vorsitz der Supporters übernommen hatte, twitterte daraufhin: „Manchmal gut, dass man nach 6,5 Jahren ehrenamtlicher Arbeit ein dickes Fell bekommen hat.“

Die Supporters-Wahl wird in der Fanszene auch als Stimmungsbarometer eingeschätzt, wie groß der Wunsch nach Veränderungen beim HSV insgesamt ausfällt. Noch in diesem Sommer wird bei der verschobenen außerordentlichen Mitgliederversammlung ein neues Präsidium gewählt. Im Februar waren Marcell Jansen sowie seine Stellvertreter Thomas Schulz und Moritz Schaefer nach einem monatelangen Richtungsstreit geschlossen zurückgetreten. Noch ist nicht klar, wer bei der Neuwahl des Präsidiums antritt. Als wahrscheinlich gilt, dass Jansen sich mit einem neuen Team zur Wiederwahl stellt. Das Präsidium ist als Mehrheitsgesellschafter der Fußball AG das Machtzentrum des Clubs, das die Ausrichtung des HSV bestimmt.

Martin Oetjens gilt mit seinem Team als Unterstützer des Kurses von Jansen. Anfang des Jahres hatte sich die Gruppe die mögliche Veränderung der Rechtsform zum Wahlkampfthema gemacht. Dabei geht es um eine Umwandlung der HSV Fußball AG in eine KGaA, um künftig weitere Anteile an Investoren zu verkaufen zu können, ohne die Stimmmehrheit des Vereins zu verlieren. Jansen hatte dieses Thema zu seiner Zeit als Präsident im Hintergrund bereits forciert. Wenn Oetjens zum neuen Abteilungsleiter des Supporters Clubs gewählt wird, will er das Thema bei der nächsten Mitgliederversammlung des e.V. zur Abstimmung stellen.

Am kommenden Sonnabend steht richtungsweisende Abstimmung an

Zunächst einmal steht am kommenden Sonnabend aber die Abstimmung über die neue Supporters-Führung an. Mit der Unterstützung der Castaways hat die Gruppe um Sven Freese einen Großteil der aktiven Fanszene auf ihrer Seite. Unter den mehr als 65.000 Mitgliedern des Supporters Clubs sind die Ultras aber nur eine Minderheit.

In jedem Fall dürfte es durch die digitale Abstimmung zur größten Wahlbeteiligung in der Geschichte des Supporters Clubs kommen. Sollte die Online-Wahl technisch einwandfrei funktionieren, könnte sie auch bei der Mitgliederversammlung des e.V. zum Einsatz kommen – wenn über die künftige Ausrichtung des HSV entschieden wird.