Hamburg. Beim 2:0-Sieg gegen den starken 1. FC Heidenheim erzielte der Offensivspieler im Volksparkstadion zwei ganz besondere Tore.

Nico Hoogma (53) freute sich, endlich mal wieder im Volksparkstadion dabei sein zu können. Der ehemalige HSV-Kapitän und aktuelle Sportdirektor des niederländischen Fußball-Verbands wünscht seinem Herzensclub den Aufstieg in die Bundesliga. Daher wollte er sich mal einen Live-Eindruck verschaffen. „Es wirkt alles einen Tick stabiler. Ich denke, der HSV ist auf einem guten Weg, aber es ist schwer, aufzusteigen. Sechs Mannschaften sind eng beieinander Aber der HSV gewinnt gegen Heidenheim 2:1“, orakelte der ehemalige Publikumsliebling vor der Partie.

  • Die Einzelkritik nach dem 2:0 gegen Heidenheim

Nach 90 Minuten musste der Niederländer am Sonnabendnachmittag aber konstatieren, dass seine Fähigkeiten als Hellseher schon einmal besser waren und doch verließ Hoogma den Volkspark mit einem Lächeln. Die Mannschaft von Trainer Tim Walter (46) siegte gegen einen starken 1. FC Heidenheim vor 10.000 Zuschauern mit 2:0 (0:0). Beide HSV-Treffer erzielte Sonny Kittel (64., 78., Foulelfmeter). "Heidenheim ist unangenehm, die rennen wie verrückt. Man hat aber auch gesehen, dass wir auch wie verrückt rennen und gut Fußball spielen können. Es war zäh und schwierig, aber man hat gesehen, dass wir stabil sind", sagte Matchwinner Kittel, der mit seinen Toren 25 und 26 der erfolgreichste Zweitliga-Torschütze der HSV-Geschichte ist. Er löst Stürmer Simon Terodde ab, der zuvor mit 24 Treffern die Rangliste anführte.

HSV gegen Heidenheim: Die Partie zum Nachlesen:

Zu Beginn spielten die Hamburger vor allem mit dem Nervenkostüm ihrer Anhänger. Gegen hoch anlaufende Gäste versuchte sich das Walter-Team spielerisch zu befreien. In der sechsten Minute hätte das beinahe zum frühen Rückstand führen können, als Torhüter Daniel Heuer Fernandes (29) unter Druck einen kapitalen Fehlpass im eigenen Fünfmeterraum spielte, doch die Heidenheimer konnten in Person von Denis Burnic kein Kapital aus dem Geschenk schlagen.

In der Folge gelang es den Hamburgern besser, das Pressing zu überspielen. Die erste gute HSV-Chance hatte Sonny Kittel, der nach einer Gelbsperre ins Team zurückkehrte, per Freistoß. Doch sein Schuss aus 18 Metern rauschte knapp am Pfosten vorbei.

Beide Teams lieferten sich in der Anfangsphase ein intensives und bisweilen nickeliges Fußball-Spiel ohne große Höhepunkte vor den Toren. HSV-Trainer Walter monierte vor allem das Passtempo seiner Spieler. „Meffo, mehr Tempo rein“, schrie der 46-Jährige in Richtung Mittelfeldspieler Jonas Meffert.

Die Bilder zum Spitzenspiel des HSV gegen Heidenheim

Tim Walter strahlte im Kreise seiner Spieler. Der HSV nimmt weiter Kurs auf die Bundesliga
Tim Walter strahlte im Kreise seiner Spieler. Der HSV nimmt weiter Kurs auf die Bundesliga © Witters | Unbekannt
Der Chef und sein verlängerte Arm. Tim Walter herzt Kapitän Sebastian Schonlau nach dessen starker Partie.
Der Chef und sein verlängerte Arm. Tim Walter herzt Kapitän Sebastian Schonlau nach dessen starker Partie. © Witters | Unbekannt
Doppelt hält besser: Sonny Kittel erzielte auch das 2:0 und war der Matchwinner gegen den 1. FC Heidenheim
Doppelt hält besser: Sonny Kittel erzielte auch das 2:0 und war der Matchwinner gegen den 1. FC Heidenheim © Witters | Unbekannt
Sonny Kittel ließ Heidenheims Keeper Kevin Müller keine Chance beim Elfmeter.
Sonny Kittel ließ Heidenheims Keeper Kevin Müller keine Chance beim Elfmeter. © Imago Images | Unbekannt
Die Entscheidung: HSV-Profi Sonny Kittel verwandelte den Elfmeter zum 2:0 eiskalt.
Die Entscheidung: HSV-Profi Sonny Kittel verwandelte den Elfmeter zum 2:0 eiskalt. © Imago Images | Unbekannt
Vorlagengeber Robert Glatzel und Moritz Heyer feierten Torschütze Sonny Kittel (M.) nach dessen Führungstreffer.
Vorlagengeber Robert Glatzel und Moritz Heyer feierten Torschütze Sonny Kittel (M.) nach dessen Führungstreffer. © Witters | Unbekannt
Robert Glatzel arbeitete viel, war aber von der Versorgung seiner Mitspieler abgeschnitten. Sein großer Auftritt kam aber vor dem 1:0.
Robert Glatzel arbeitete viel, war aber von der Versorgung seiner Mitspieler abgeschnitten. Sein großer Auftritt kam aber vor dem 1:0. © Witters | Unbekannt
HSV-Kapitän Sebastian Schonlau panzerte sich in jeden Zweikampf rein
HSV-Kapitän Sebastian Schonlau panzerte sich in jeden Zweikampf rein © Witters | Unbekannt
Fels in der Brandung: HSV-Innenverteidiger Mario Vuskovic machte erneut ein gutes Spiel.
Fels in der Brandung: HSV-Innenverteidiger Mario Vuskovic machte erneut ein gutes Spiel. © Witters | Unbekannt
Nicht nur der HSV, auch Heidenheim kam zu großen Torchancen. HSV-Keeper Heuer Fernandes klärte in höchster Not
Nicht nur der HSV, auch Heidenheim kam zu großen Torchancen. HSV-Keeper Heuer Fernandes klärte in höchster Not © Witters | Unbekannt
HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes war im Aufbauspiel als Pass-Maschine gefragt.
HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes war im Aufbauspiel als Pass-Maschine gefragt. © Witters | Unbekannt
Was für eine Chance: Bakery Jatta scheitert frei vor dem Tor an Heidenheim-Keeper Kevin Müller.
Was für eine Chance: Bakery Jatta scheitert frei vor dem Tor an Heidenheim-Keeper Kevin Müller. © Witters | Unbekannt
Jonas Meffert (r.) und Mario Vuskovic hatten mehr Arbeit als erwartet mit dem 1. FC Heidenheim.
Jonas Meffert (r.) und Mario Vuskovic hatten mehr Arbeit als erwartet mit dem 1. FC Heidenheim. © Witters | Unbekannt
Moritz Heyer (r.) und Ludovit Reis hatten zunächst große Mühe mit aggressiv spielenden Heidenheimern
Moritz Heyer (r.) und Ludovit Reis hatten zunächst große Mühe mit aggressiv spielenden Heidenheimern © Witters | Unbekannt
Endlich wieder mehr Fans: Insgesamt durften 10.000 Zuschauer ins Volksparkstadion
Endlich wieder mehr Fans: Insgesamt durften 10.000 Zuschauer ins Volksparkstadion © Witters | Unbekannt
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Riesenchance vergeben: Jatta verpasste HSV-Führung

Und doch hätte der HSV in der 21. Minute in Führung gehen müssen. Nach einem Einwurf von Moritz Heyer stand plötzlich Bakery Jatta völlig frei vor Gäste-Torhüter Kevin Müller, doch der Gambier scheiterte kläglich. Es war der Auftakt zu einer wilden Phase.

Nur drei Minuten später hatten die stark spielenden Gäste die nächste Mega-Gelegenheit. Robert Leipertz, Burnic und Tim Kleindienst scheiterte an einem überragend reagierenden HSV-Keeper Heuer Fernandes. Bis zur Halbzeitpause blieb es ein Abnutzungskampf mit Dauer-Pressing von beiden Mannschaften. Belohnt wurde die aufwendige Spielweise aber nicht.

Die Hamburger hatten Probleme, gut organisierte Heidenheimer auseinanderzuspielen. Das lag auch daran, dass die Partie an Spielmacher Kittel und Vier-Tore-Stürmer Robert Glatzel zunächst weitestgehend vorbeilief.

Heidenheim klar besser, HSV mit wahnsinniger Effizienz

Nach dem Seitenwechsel waren es die Heidenheimer, die besser ins Spiel kamen. Nach einem Ballverlust von Kittel in der Vorwärtsbewegung schalteten die Heidenheimer in der 48. Minute blitzschnell um. Kleindienst schickte Tobias Mohr auf die Reise, der es mit einem Heber versuchte. Doch HSV-Linksverteidiger Miro Muheim blieb aufmerksam und konnte vor der Linie klären.

Die Hamburger wirkten aber sichtlich beeindruckt von dem Auftreten der Gäste. Das Remis wurde zunehmend schmeichelhaft für den HSV. In der 54. Minute kam Heidenheim erneut gefährlich vor den Kasten, doch Kleindienst scheiterte erneut an Heuer Fernandes. Das Walter-Team wirkte in der zweiten Hälfte ungewohnt unruhig am Ball, kaum einmal fand man offensive Lösungen. Es spielte eigentlich nur die Heidenheimer, die lediglich mit der Chancenverwertung hadern mussten.

Kittel staubte nach schöner HSV-Kombination ab

Das änderte sich in Minute 64. Nach einer der wenigen schönen Kombinationen über Glatzel und Faride Alidou staubte der bis dato so glücklose Kittel zur 1:0-Führung ab. Fußball paradox im Volkspark. Ruhe brachte das Tor aber nicht. Heidenheim rannte weiter an und forderte dem HSV alles ab. Doch die Effizienz blieb die Stärke des HSV. "Letztendlich haben wir uns durch den häufigen Ballbesitz und unser geduldiges Spiel das Tor erarbeitet. Außerdem haben wir den Kampf angenommen und genauso viel gearbeitet – wenn wir das nicht tun, dann haben wir gegen Heidenheim keine Chance", erklärte Trainer Walter.

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Nach einem Foul von Jonas Föhrenbach an Bakery Jatta zeigte Schiedsrichter Christian Dingert in der 78. Minute auf den Elfmeterpunkt. Den fälligen Strafstoß verwandelte Kittel sicher zum 2:0. Riesenjubel im Volkspark. Der HSV zeigte die Effizienz einer Spitzenmannschaft. Genau das meinte Ex-Kapitän Hoogma mit seiner Aussage, dass bei seinem ehemaligen Verein alles einen Tick stabiler wirkt.  "Wir schauen nicht, was in den nächsten Wochen ist, sondern von Spiel zu Spiel. Alles andere ergibt keinen Sinn. Wir wollen in jedem Training besser werden. So macht es aber Spaß, wenn du das in den Spielen mit Siegen veredelst", sagte Matchwinner Kittel mit Blick auf den Aufstiegskampf.

Das Thema Bundesliga wird aber auch in den kommenden Wochen nicht verschwinden. Zu gut präsentiert sich der HSV derzeit. Wenn man selbst Spiele gewinnt, in denen man nicht die bessere Mannschaft ist, ist das auch ein Qualitätsmerkmal. Die fehlende Widerstandsfähigkeit der vergangenen Jahre scheint verschwunden zu sein.

Schema:

  • HSV: Heuer Fernandes - Heyer, Vuskovic, Schonlau, Muheim - Meffert - Reis (90. David), Kittel (82. Kinsombi) - Jatta (90. Wintzheimer), Alidou (66. Chakvetadze), Glatzel (90. Kaufmann).
  • 1. FC Heidenheim: Müller - Busch, Mainka, Hüsing, Föhrenbach - Theuerkauf (80. Schimmer), Burnic (72. Malone) - Leipertz (72. Sessa), Schöppner, Mohr (72. Kühlwetter)  - Kleindienst (90. Kerschbaumer).
  • Tore: 1:0 Kittel (64.), 2:0 Kittel (78., Foulelfmeter).
  • Schiedsrichter: Christian Dingert (Gries)
  • Video-Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
  • Zuschauer: 10.000 (ausverkauft)
  • Gelbe Karten: Muheim (3) - Föhrenbach (3), Kleindienst (5)
  • Torschüsse: 13:10
  • Ecken: 3:3
  • Ballbesitz: 59:41 %
  • Zweikämpfe: 153:133
  • Die weiteren Ergebnisse vom Sonnabend: Karlsruher SC - 1. FC Nürnberg 4:1, SC Paderborn - Dynamo Dresden 0:0.