Hamburg. Der U-21-Europameister soll den Verbleib bei seinem Heimatclub an eine Bedingung geknüpft haben – die schwer zu erfüllen ist.
Vor knapp einem Jahr schien Josha Vagnoman schon so gut wie weg zu sein vom HSV. Sein Club brauchte Geld, um den Kader für die neue Saison zu verstärken. Und Vagnoman, der junge Außenverteidiger, sollte es durch einen Wechsel in die Kassen spülen.
Mit guten Leistungen in der Vorrunde der U-21-Europameisterschaft hatte er sich so ins Schaufenster gespielt, dass es sogar Anfragen von Clubs aus der reichen englischen Premier League gegeben haben soll. Und Vagnoman selbst schien nicht abgeneigt zu sein.
Es kam dann doch ganz anders. Statt Vagnoman machte der HSV Amadou Onana zu Geld – der Belgier wechselte für sieben Millionen Euro zum französischen Meister OSC Lille. Vagnoman blieb, wurde mit Deutschland U-21-Europameister – und verletzte sich im August bei seinem ersten Ligaeinsatz in der neuen Saison so schwer, dass er erst Ende Februar sein Comeback geben konnte.
HSV droht Abgang von Josha Vagnoman
Was der HSV am jüngsten Bundesliga-Spieler seiner Clubgeschichte hat, konnten am Dienstag im Nachholspiel gegen Erzgebirge Aue alle sehen. Vagnoman (21) vertrat auf der ungewohnten linken Abwehrseite Miro Muheim so gut, dass es für den Schweizer schwer werden könnte, sich seinen Platz in der Startelf zurückzuerobern. Auch seinen ersten Scorerpunkt der Saison konnte Vagnoman verbuchen: Zu Ludovit Reis' Tor zum 4:0-Endstand lieferte er die Vorlage.
Es könnte allerdings eines der letzten Spiele für seinen Heimatclub bleiben. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, will Vagnoman in der kommenden Saison unbedingt in die Bundesliga zurückkehren. Mit dem HSV kann er sich diesen Wunsch angesichts von sechs Punkten Rückstand auf die Aufstiegsplätze und nur sechs verbleibenden Spieltagen aller Voraussicht nach nicht erfüllen. Sollte der Club erneut scheitern, strebe Vagnoman einen Wechsel an.
Er selbst will sich damit konkret nach eigener Aussage noch gar nicht beschäftigen: "Unsere Saison mit dem HSV ist das, was mich interessiert." Und danach?
Der HSV würde sich einem Transfer wohl nicht versperren. Ab einer Ablöse von sechs Millionen Euro, so heißt es, wäre der Club bereit, den noch zwei Jahre laufenden Vertrag aufzulösen. Die gerüchteweise letzten Interessenten wären durchaus in der Lage, eine solche Summe aufzubringen: Borussia Dortmund, der Premier-League-Aufsteiger Brentford oder Olympique Marseille.
Scheitern könnte ein Transfer allerdings an Vagnomans Körper. Fußbruch, Außenbandriss, doppelter Bänderriss, Muskelfaseriss, Zerrungen und zuletzt der komplizierte Sehnenriss: Die Krankenakte des gebürtigen Hamburgers ist lang. Seit dem Abstieg vor vier Jahren haben die Verletzungen Vagnoman 56 Spiele gekostet.
Der HSV hat also gleich zwei Gründe zu hoffen, dass seinem Toptalent bis Saisonende nichts mehr passiert: weil es die Option auf eine hohe Einnahme offen ließe – und weil es die Chancen deutlich erhöhen würde, den Aufstieg doch noch irgendwie zu schaffen.