Hamburg. Vizepräsident bezieht Stellung zu Vorwürfen der HSV-Gremien. Und Thomas Schulz gibt sich kämpferisch. Fans für neue Struktur.
Es gibt Tage, da überschlagen sich förmlich die Ereignisse. Der Dienstag nach dem 5:0-Sieg des HSV war so ein Tag. Allerdings waren es weniger sportliche Dinge als vielmehr die vereinspolitischen Themen, die für HSV-Gesprächsstoff sorgten. Den Anfang machte Noch-Supporters-Vize Martin Oetjens, der mit einem Fünferteam schon bald die neue Supporters-Führung übernehmen möchte.
Via Facebook nahm das Quintett zum aktuellen Richtungsstreit innerhalb des HSV e. V. Stellung und verkündete ganz nebenbei Erstaunliches: „Wir werden zur nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung den Antrag stellen, die HSV Fußball AG in eine GmbH & Co. KGaA umzuwandeln.“
Damit unterstützen Oetjens und Co. Präsident Marcell Jansen und Vorstand Frank Wettstein, die sich bereits seit Monaten für eine Rechtsformänderung ausgesprochen hatten. Der mutmaßliche Vorteil: „In dieser Gesellschaftsform hat der HSV e. V. immer die volle Kontrolle über das Geschehen.“
HSV veröffentlicht Misstrauensantrag gegen Schulz
Nur wenige Stunden später folgte der nächste Paukenschlag: Der Ehrenrat reichte einen mit allen HSV-Gremien abgesprochenen Misstrauensantrag gegen Vizepräsident Thomas Schulz ein. Das weitere Prozedere: Innerhalb der nächsten drei Wochen muss das Präsidium nun eine digitale, außerordentliche Mitgliederversammlung beantragen, die dann wiederum spätestens drei Wochen danach stattfinden muss.
Erst am Dienstagabend veröffentlichte der HSV e.V. den längst eingereichten Misstrauensantrag auf seiner Internetseite und informierte die Mitglieder per E-Mail über das Prozedere. „Wir halten das Handeln des HSV-Vizepräsidenten Thomas Schulz für nicht länger tragbar“, heißt es in dem Antrag. „Er hat durch die Art und Weise seiner Amtsausübung das Vertrauen aller Gremien verloren. Versuche, diese Probleme intern zu klären, haben nicht zu der erhofften Änderung in der Zusammenarbeit geführt.“
Schulz lasse sich „bei seinen Entscheidungen zu häufig von eigenen Zielen statt dem Wohl des HSV leiten“, hieß es weiter, und: „Sein Verhalten ist mehr von Taktik und Manipulation geprägt als von vereinskameradschaftlichem Austausch und Miteinander. Er bedient sich hierbei regelmäßig juristischen Beistands, um die für die Durchsetzung der eigenen Agenda für erforderlich gehaltenen 'exotischen' Lösungen zu begründen.“
Schulz wehrt sich gegen die Vorwürfe
Wenige Stunden nach Veröffentlichung des Misstrauensantrags reagierte Schulz auf die scharf formulierten Anschuldigungen. „Die in dem Schreiben an die Mitglieder enthaltenen Vorwürfe, die in der Behauptung gipfeln, meine Entscheidungen nicht zum Wohle des HSV zu treffen, sind substanzlos“, schrieb der Vize-Präsident in einer am Mittwochfrüh veröffentlichten Stellungnahme auf Facebook.
Fakten seien „bezeichnenderweise nicht benannt“ worden. Die zuletzt im Präsidium getroffenen Entscheidungen dienten „sehr wohl den Interessen des HSV“, Meinungsveschiedenheiten seien „Konsequenz eines demokratischen Prozesses“, so Schulz.
Er habe nicht vor, sich bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung in den Präsidiumssitzungen seiner Stimme zu enthalten. „Als von den Mitgliedern gewähltes Präsidiumsmitglied werde ich meiner Verantwortung weiterhin nachkommen“, schrieb Schulz. „Dies auch vor dem Hintergrund, dass alle Präsidiumsmitglieder nicht nur für ihre getroffenen, sondern auch für nicht getroffene Entscheidungen juristisch persönlich haften.“