Hamburg. DFL reagiert auf Corona-Ausbruch. Heimspiel gegen Erzgebirge Aue wird verschoben. Nur 12 Feldspieler standen zur Verfügung.

Um 10.30 Uhr meldete der HSV am Freitagmorgen die Spielabsage. „Coronabedingt fällt das Spiel unser Rothosen aus“, hieß es auf der Instagram-Seite der Mannschaft. Es ging um das Oberligaspiel des HSV III um Vereinspräsident Marcell Jansen (36) gegen den Meiendorfer SV. Die Spielabsage, auf die man im Volkspark den ganzen Tag lang wartete, kam allerdings erst um 23 Uhr. Auch das Heimspiel der HSV-Profis am heutigen Sonnabend (13.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) gegen Erzgebirge Aue fällt aus.

DFL hatte spätes Einsehen nach Corona-Ausbruch beim HSV

Am Nachmittag hatte es zunächst große Verwirrung gegeben: Das Spiel sollte stattfinden, obwohl sich der „Großteil des Kaders und des Staffs“ mit dem Coronavirus infiziert hatte, wie es der Club am Tag zuvor vermeldet hatte, und obwohl der HSV am Donnerstag bei der Deutschen Fußball Liga eine Spielverlegung beantragt hatte. Doch nach einem weiteren positiven Fall am Nachmittag hatte die DFL ein Einsehen. Das Spiel wurde kurzfristig verlegt.

„Wir sind in der aktuellen Lage leider nicht spielfähig und werden weiterhin in enger Abstimmung mit allen Beteiligten daran arbeiten, dass eine Weiterverbreitung der Infektionslage verhindert wird und wir schnellstmöglich wieder in den Wettbewerb einsteigen können“, sagte Sportvorstand Jonas Boldt. „Dazu stehen wir im engen Austausch mit unseren Spielern und deren Familien und schauen, wie wir sie unterstützen können.“

HSV bereitete sich mit Rumpftruppe auf Aue-Spiel vor

Am Nachmittag gab es zunächst eine Wende. Weil sich die DFL nicht gemeldet hatte, bereitete sich der HSV mit 14 Feldspielern und vier Torhütern auf dem Trainingsplatz am Volksparkstadion vor. Darunter  auch die beiden 18-Jährigen Elijah Krahn und Luis Seifert, die an diesem Sonnabend helfen sollen, mit der U 19 des HSV im Abstiegskampf beim 1. FC Magdeburg Punkte zu sammeln. Gemäß der DFL-Statuten hatte der HSV zu diesem Zeitpunkt noch genug Spieler, die für eine Austragung eines Pflichtspiels nötig sind.

Nach Moritz Heyer, der bereits am Dienstag positiv getestet wurde, hatten sich offenbar auch Kapitän Sebastian Schonlau, Spielmacher Sonny Kittel sowie David Kinsombi, Giorgi Chakvetadze, Manuel Wintzheimer und Faride Alidou mit dem Coronavirus infiziert. Zumindest fehlten sie am Freitag beim Training. Das gesamte Trainerteam um Chefcoach Tim Walter stand dagegen auf dem Platz.  Zum Vergleich: Beim kommenden Auswärtsgegner des HSV, Fortuna Düsseldorf, wurden 14 Spieler positiv getestet. Trotzdem war noch nicht klar, ob das Spiel an diesem Sonnabend beim SC Paderborn ausfällt.

Erzgebirge Aue war bereits nach Hamburg gereist

Jonas Boldt, der am Freitag in Bonn bei der Wahl des neuen DFB-Präsidenten Bernd Neuendorf war, wartete den ganzen Tag auf eine Entscheidung der DFL. Die erwartete Spielabsage blieb lange aus. Die Mannschaft von Aue hatte sich daher schließlich am Freitagmittag um 13 Uhr mit dem Bus auf den Weg nach Hamburg gemacht. Sie war bereits in der Hansestadt angekommen, als die Nachricht der Verlegung kam.

Der HSV hatte bereits am Freitagmorgen alle bis dahin negativ gebliebenen Spieler noch einmal per PCR-Drive-in-Verfahren getestet. Es kamen zunächst keine neuen Fälle dazu. Der HSV rechnete zu diesem Zeitpunkt trotzdem noch mit einer Spielabsage. Die Argumentation des HSV: Durch den Infektionsherd in der Mannschaft könnten sich womöglich noch Spieler angesteckt haben, die aktuell negativ getestet oder symptomfrei sind. Angesichts der Inkubationszeit von in der Regel drei Tagen bei der Omikron-Variante würde es noch keine Klarheit geben.

HSV hatte nach weiterem Verdachtsfall nur noch zwölf Feldspieler

Und genau so kam es dann auch. Als es nach dem Training einen weiteren Verdachtsfall gab, reagierte schließlich auch die DFL, wenn auch spät. Der HSV hatte nur noch zwölf Feldspieler zur Verfügung. Und keiner wusste, ob sich weitere Spieler infiziert hatten. Anstatt auf Nummer sicher zu gehen und Kontakt zu meiden, musste der HSV am Nachmittag noch zusammen trainieren. Ein Clubsprecher teilte mit, dass sich der HSV „professionell für alle Wenn-Dann-Szenarien“ vorbereite. Am Morgen organisierte Athletikcoach Daniel Müssig eine Onlineeinheit.

Trainer Tim Walter wollte lieber nichts sagen. Bereits am Donnerstag hatte der HSV die turnusmäßige Spieltags-Pressekonferenz abgesagt. Walter musste sich am Freitag überlegen, wie er seine verbliebenen Spieler taktisch am besten angeordnet hätte. Die Startelf hätte sich zum Großteil selbst aufgestellt. Offen war eigentlich nur noch, ob Jonas David oder Maximilian Rohr in der Innenverteidigung an der Seite von Mario Vuskovic gespielt hätte.

Zudem hatte Walter die Wahl zwischen drei Außenverteidigern für zwei Positionen. Sowohl Miro Muheim als auch Josha Vagnoman oder Jan Gyamerah hätten auch auf dem offensiven Flügel für den fehlenden Chakvetadze spielen können. Doch all diese Gedankenspiele hatten sich dann doch wieder erledigt.

HSV hätte bei einem stattfindenden Spiel beim Kader improvisieren müssen

Die Richtlinien der DFL sehen vor, dass neun Lizenzspieler inklusive eines Torwarts für die Austragung eines Spiels zur Verfügung stehen müssen. Die restlichen Spieler, um auf die erforderliche Mindestanzahl von 15 Mann zu kommen, hätte der HSV dann aus seiner U 21 oder der A-Jugend rekrutieren müssen. Nach den Richtlinien zählen nicht nur gesperrte Profis wie Jonas Meffert als „zur Verfügung stehend“, sondern auch verletzte Spieler wie Tim Leibold oder Stephan Ambrosius. Eine absurde Regel.  

Die DFL fährt bei der Durchführung des Spielplans mittlerweile einen rigorosen Kurs. Zum Start der Rückrunde hatte etwa der FC Bayern München nur zehn gesunde Profispieler zur Verfügung. Trotzdem wurde das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach nicht abgesagt. Auf der Bank saßen acht Jugendspieler. Die Bayern verloren das Spiel letztlich mit 1:2.